Zauberhafte Abenteuer auf der Sonnigen Halbinsel
Kapitel 2. Vor einer Woche
Die Kinderbuchautorin Frau Nadija, eine ältere Frau, rundlich, mit Brille und Locken, saß am Computer im Arbeitszimmer ihrer kleinen gemütlichen Wohnung im fünften Stock eines alten Hauses. Sie schrieb das zweite Kapitel ihres neuen Buches. Überhaupt wagte sie sich noch nicht, sich Schriftstellerin zu nennen, schließlich hat sie bisher nur ein Buch herausgebracht. Und jetzt hat Frau Nadija begonnen an einem neuen Buch zu arbeiten.
Durch das offene Fenster beobachtete sie, wie die Sonne langsam unterging und sich hinter den Dächern der Häuser versteckte. Plötzlich hörte sie im üblichen Stadtlärm, im Klingen der Straßenbahnen, des Lachens der im Park spielenden Kinder, in Gesprächen und Getrappel der nach Hause eilenden Menschen, im Singen der Vögel, im Schlag der Uhr auf dem Rathaus einige leise und ungewöhnliche Geräusche.
Sie waren dem leichten Windhauch ähnlich, aber der Tag war windstill; dem leisen Plätschern der Wellen auf der sandigen Küste, aber das Meer war weit von hier; dem Flattern der Flügel eines kleinen Vogels oder eines großen Schmetterlings. Seltsame Geräusche kamen näher. Plötzlich flatterte ins offene Fenster etwas Buntes mit Regenbogenflügeln hinein. Ein kleiner exotischer Vogel oder ein riesiger Schmetterling aus fernen südlichen Ländern?
«Guten Abend, sehr geehrte Frau», sagte höflich die fabelhafte Schöpfung.
«Guten Abend», antwortete die Schriftstellerin, sie war auch ein höflicher Mensch.
Nachdem Frau Nadija sich vom ersten Schock erholt hatte, erstarrte sie: vor ihr stand ein kleines lächelndes Mädchen mit gold- braunen Haaren, großen blauen Augen und einer Stupsnase, Grübchen auf den Wangen und einem kleinen Muttermal neben dem Ohr, das wie ein Tropfen aussah. Bekleidet war es mit blauen Jeansshorts und einem leuchtend gelben T-Shirt. Auf dem Kopf hatte das Mädchen einen Hut, eine Blumenglocke, an den Füßen leichte Sportschuhe. Und hinter seinen Schultern waren zwei Flügel.
«Wer bist du?», fragte Frau Nadija verwundert.
«Ich bin Elisha, die Regenfee. Ich bin in Ihre wunderbare Stadt zum Praktikum gekommen». Und auf ihrem Gesicht strahlte ein breites Lächeln.
Frau Nadija kniff sich in die Hand. Ist sie eingeschlafen und träumt? Die Frau auf deren Arm ein roter Fleck erschien, schrie fast vor Schmerzen. Aber dann beherrschte sie sich. Sie war ein zurückhaltender Mensch. Aber dieses merkwürdige Mädchen mit Flügeln verschwand nicht. Es schaute neugierig auf die Schriftstellerin und lächelte.
«Und was sollst du in diesem Praktikum machen?»
«Meine Aufgabe ist es Menschen, Tieren und Pflanzen zu helfen und gute Taten zu tun.» Das Fee-Mädchen schwieg. «Ich bin erst heute in Ihre Stadt gekommen, habe den Platz für die Übernachtungen gefunden, und schon wird es dunkel. Es ist schon Abend und ich habe noch nichts Gutes getan. Ich habe nur Blumen auf einem Blumenbeet im Park gegossen, aber das ist so wenig.» Sie schwang mit den Flügeln und flog auf, machte Kreisen durch das Zimmer und kam zu den Blumentöpfen auf der Fensterbank.
Aus der Tasche ihres silbernen Wundermantels nahm Elisha einen Zauberstab heraus, und nach ihrem Schwingen erschien über jedem Topf eine kleine Wolke, aus der der Regen tropfte. Die Wolken wurden immer kleiner, schmolzen und dann verschwanden sie restlos. Die Blumen, die mit kaltem Wasser getränkt waren, freuten sich und lächelten.
«Danke, Elisha. Das war noch eine gute Sache. Wo kommst du her? Wo wohnst du?»
«Auf der Sonnigen Halbinsel, in der Stadt der Guten Zauberer.»
«Kannst du noch eine gute Tat tun? Erzähl mir von dir. Es ist so interessant! Und ich mache Tee.»
Elisha schwang wieder den Zauberstab und schon stand vor der Schriftstellerin ein gewöhnliches Mädchen von normaler Statur, nur mit Regenbogenflügeln auf dem Rücken. Sie haben es sich in der Küche gemütlich gemacht, tranken Tee mit Erdbeermarmelade, aßen hausgemachten Keksen und redeten.
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Kommentare (4)
Roxanna
Ganz bezaubernd, liebe Pawluscha ist diese Geschichte. Du hast mir mit ihr ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert nach einem nicht so guten Tag. Herzlichen Dank und liebe Grüße kommen von
Brigitte
Pawluscha
@Roxanna
Vielen Dank, Brigitte!
Bin froh, dass meine Geschichte Ihnen gefällt.😊
Hoffe, morgen wird der Tag viel besser.
Liebe Grüße
Natascha
Liebe Natascha,
Danke, ich habe es gern gelesen.
Herzliche Grüße
Ruth