Wie kommt die Milch in die Kuh?



Wie kommt die Milch in die Kuh?

Am 28.4.2012, am Tag der Milch, fanden schweizweit zahlreiche Werbeveranstaltungen der milchwirtschaftlichen Organisationen statt. Gratis Milch, Kälbchen streicheln und lustige Attraktionen…


In diesem Zusammenhang hat mir meine kleine Enkelin die Frage gestellt:
„Wie kommt die Milch denn in die Kuh?“

Dass die Kuh „muh“ macht und uns Milch gibt, wissen wir seit unserer Kindheit.
Obwohl – oder vielleicht gerade weil ich im Heidi-Land aufgewachsen bin, glaubte ich viele Jahre lang, dass eine Kuh immer Milch gibt, nachdem sie einmal ein Kälbchen geboren hat. Doch weit gefehlt!

Sobald die Kuh zwei Jahre alt ist, wird sie (in den allermeisten Fällen) künstlich besamt und bringt nach einer Tragzeit von 9 Monaten ein Kälbchen zur Welt. Kaum hat das kleine Kalb das Licht der Welt erblickt, wird es der Mutterkuh weggenommen. Das kleine Kälbchen wird zusammen mit anderen Leidensgenossen mit Milchersatz gemästet und schliesslich nach ca. 10 Monaten geschlachtet. Mehr als eine Million solcher Schlacht-Kälbchen werden alljährlich, unter nachweislich qualvollen Bedingungen durch Europa gekarrt.
Auch Kühe haben eine sehr innige Beziehung zu ihren Kindern und sie rufen oder schreien noch tagelang nach der Wegnahme und suchen ihre Kälber.

Doch was geschieht nun aber mit der Mutterkuh, nachdem der Mensch sie brutal von ihrem Kälbchen getrennt hat?
Sie produziert jetzt Milch für den Menschen! Bereits 6 Wochen nachdem sie geboren hat, wird sie erneut besamt um nach 9 Monaten wiederum ein Kälbchen zu gebären - und das ganze Trauerspiel beginnt erneut. Wenn die Milchkuh nicht jedes Jahr ein Kalb zur Welt bringt, kann sie, die vom Menschen geforderte Milchleistung nicht mehr erbringen.

Müsste eine Kuh ihr Kälbchen ernähren, würden 8 Liter Milch pro Tag ausreichen. Mit biotechnologischen Methoden hat es der Mensch „geschafft“, gewöhnliche Milchkühe in „Turbomilchkühe“ umzuwandeln: Milchleistung damals (1950) 4.000 Liter und heute bis zu 10.000 Liter pro Jahr. Die Ausbeutung dieser Tiere hat aber auch ihren Preis: Ihr Immunsystem kann, trotz speziellen Kraftfutters und steigenden Medikamenteneinsatzes, der extremen körperlichen Belastung nicht standhalten. Nach etwa drei bis vier Geburten kann die Kuh, die Milchmenge die wir von ihr erwarten, nicht mehr erbringen – dann hat auch die Mutter ausgedient und landet ebenfalls im Schlachthaus. Eine Milchkuh „lebt“ heute im Durchschnitt noch etwa 5 Jahre, obwohl sie bei artgerechter Haltung 20 Jahre und älter werden könnte. Im Fachjargon nennt man dies „verkürzte Nutzungsdauer“. Viele Kühe aus der Massentierhaltung sehen am Tag ihres Abtransportes ins Schlachthaus zum ersten und letzten Mal das Tageslicht.
Milch, der weisse wohl gepriesene Saft, der laut Werbung Schönheit verleiht, Männer munter macht und Muskeln wachsen lässt etc.
Milch, heute ein Produkt von armen, vergessenen Kühen, die in Massen gehalten, in dunklen, engen Boxen eingepfercht, ihre Lebenszeit ausharren müssen. Diese zu Milchautomaten mutierten Kühe, physisch und psychisch am Ende, schaffen
oft kaum noch die wenigen Schritte zum Transporter respektive in den Schlachthof. Wahrlich keine Attraktion! Es gibt dazu eindrückliches, aber unschönes Bildmaterial.

Ich bin überzeugt, wenn sich alle Milchkonsumenten mit der realistischen Milchproduktion befassen würden – der Milchverkauf würde drastisch zurückgehen.

Soja-Milch ist für mich übrigens eine sehr gute Alternative und sie hat den grossen Vorteil, dass, falls mir irgendwo eine Kuh begegnen sollte, ich ihr mit aufrechter Haltung ins Antlitz sehen kann.

Tag der Milch:
Von der findigen Milchindustrie ausgedacht, von cleveren Webeagenturen ins richtige Licht gerückt – mit dem Ziel, den leichtgläubigen Konsumenten hinters Licht zu führen!

makimogu

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Kommentare (4)

Traute Das was Du ansprichst, ist mir schon lange aufgestoßen.
Da Interviewete man eine Facharbeiterin für Kälberzucht (DDR Zeit) und die sagte, das sie aus Tierliebe diesen Beruf wählte.
Das war mir so was von suspekt, sie füttert sie auf schnellstem Wege zur Schlachtreife und das nennt sie Tierliebe.
Wenn es noch im "Kinderalter" zur Schlachtbank kommt.
Ich bin kein Fanatiker, aber das ging mir an Heuchelei doch zu weit.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
makimogu Liebe Traute

Was du sagst stimmt natürlich; aber Respekt vor den Tieren schliesst Respekt vom dem Menschen nicht aus! Albert Schweitzer nannte es "Ehrfurcht vor dem Leben" und meinte damit ALLE LEBEWESEN. Mir gefällt das Wort Respekt besser. Leo Tolstoi sagte:"So lange es Schlachthäuser gibt, wird es auch Schlachtfelder geben". Ich persönlich meine, Tierschutz und Menschenschutz haben einen direkten Zusammenhang.
Den Artikel habe ich auch in ein Schweizer "Tierfreunde-Forum" gestellt und bin dafür beinahe gesteinigt worden. Nicht alle Tierfreunde sind auch Nutztierfreunde.....

Liebe Grüsse
Traute Im großen und ganzen kann ich Deinen Kritiken zustimmen.
Ich mahne nur die gleichen Bedingungen, die Du für die Tiere forderst, für den großen Teil der geschundenen Menschheit an.
Es ist ein Tabubruch, die eigene Art in solche Zustände zu bringen, oder leben zu lassen, wie man es zur Zeit unverschämt und mit Predigten über Menschenrechte und Demokratie, tut.
Machen wir weiterhin den Mund auf, aber bitte gleichberechtigt für Mensch und Tier.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
finchen Grüß Gott, Du nettes "Heidi"-Mädel.
Dein Beitrag hat mir sehr gefallen.
Ich bin ein Landei aus Bayern, mit Kühen groß geworden und habe eine Lactose-Unverträglichkeit. Also Milch und andere Milchprodukte vom Magenfahrplan gestrichen.
Und aus diesem Grunde kann ich auch aufgerichtet vor allen Kühen stehen.
mit lieben Grüßen
das Moni-Finchen

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