Wie hast du das gemeint?


Wie hast du das gemeint?


 
Viele Spannungen zwischen Menschen entstehen durch Fehlinterpretationen in der Kommunikation. Das bedeutet im Klartext: Wir müssen besser zuhören, auch den Anderen zu Wort kommen lassen, ihm dieses Wort nicht einfach abschneiden, indem wir weiterreden!
        Das alte Bonmot hat wirklich immer noch Bestand: Die Frau fragt ihren Mann: »Warum sagst du nichts?«
Er antwortet: »Wann komme ich denn mal dazu?«
        Natürlich, wir lachen darüber. Aber ist das wirklich lächerlich? Wir alle sind reizbarer geworden. Wer weiß das nicht? - wir kommunizieren größtenteils nur noch über Foren, Chatrooms und Email-Kontakte.
Das mag ja manchmal ganz nett sein, ersetzt das aber die echte Begegnung mit Freunden? Jene Freunde, die gestern noch für ein zweites Leben »echte« Freunde zu werden schienen, standen plötzlich gesichtslos hinter ein paar Worten.
        Hinter welchen Worten, danach wurde gar nicht mehr gefragt, oft stellte es sich heraus, dass beide Gesprächspartner ganz etwas anderes meinten, als das geschriebene Wort es ausdrückte. Früher, als man von Person zu Person reden konnte - (fast hätte ich gesagt: Als die Tiere noch sprechen konnten!) - da wurde etwas Falsches sofort korrigiert, die Interpretation
dazu gegeben und Klarheit geschaffen, auch wenn es manchmal nur durch Körpersprache war!
        Cyber-Kontakte sind oft mehr schlecht als recht. Sie erhöhen die Missverständnisse, und die »Mäuse, die einen Berg gebären«, können nicht mehr zurückgeholt werden. Durch Chat und Mail-Sprache mit diversen Kürzeln erscheint alles emotionslos. Es ist schließlich doch so, dass Reaktionen auf Vorangegangenes erst später beantwortet werden können. Zwischenzeitlich werden beide Seiten schon an etwas anderem gearbeitet haben und der direkte Draht ging dabei verloren.
        Natürlich, mehrere Chat- und E-Mail-Kontakte bieten auch nette Freundschaften, das ist unbestritten. Aber wenn die andere Person Sie nicht genau kennt, kann eine »Beziehung« in zwei Sekunden unterbrochen werden! Diese Scherben bringen viel längeren und tieferen Schmerz, als wenn so etwas nach einem gewöhnlichen verbalen Argument geschieht! Schließlich muss ja nur die Nachricht ›gelöscht‹ oder die Person ›entfernt‹ werden, möglich ist auch, man ›sperrt‹ sich selbst.
        In der Tat hören wir eben oft nicht mehr genug zu, zum Beispiel im Chat. Es genügt, dass ein Wort falsch aufgefasst wird und es ist keine Chance mehr da, sich zu verteidigen. Der Eine versucht immer noch, den Kontakt aufzunehmen, weil er den Anderen online sieht - vergeblich! Wann und ob überhaupt noch die Möglichkeit dazu gegeben ist, bleibt eine offene Frage.
Noch schmerzhafter aber ist für einige die Tatsache, dass viele Partner einfach keinen Kontakt mehr wollen, da dieses entweder falsche oder fehlinterpretierte Wort dazwischen steht und nicht ausgeräumt werden konnte.
        Dies passiert natürlich auch im direkten Kontakt untereinander. Aber längst nicht mit solchen fatalen Folgen, da man ja zeitgleich die Möglichkeit hat, sprachliche Ungereimtheiten auszuräumen, man fragt beispielsweise: »Wie hast du das gemeint?«
        Wir lesen heute viel über Internet-Freundschaften! Gott-sei-Dank gibt es die, ich selbst wäre der Letzte, der darüber negativ urteilen möchte. Aber es ist auch eine Wahrheit, dass viele dieser Bekanntschaften nur Schatten-Freundschaften bleiben, die am Rande des einzelnen Lebens um ihre Daseinsberechtigung kämpfen! Ich erinnere dabei nur an die sogenannten ›FACEBOOK-Freunde‹! Nichts und niemand wird mich dazu bringen, diese ›Like‹-Bekanntschaften als Freundschaften zu titulieren!
      Freunde - auf non-persona-Ebene - ? nun, es gibt kein anderes gutes Wort dafür, also bleibt es dabei. Vielleicht aber ist das auch ein kleiner Meilenstein zum gegenseitigen Verstehen des anderen Menschen, des anderen Volkes, der anderen Nation? Das wäre dann ein kleiner Beitrag zu einem Miteinander in Frieden und Verständnis. Das kann aber nur dann geschehen, wenn beide fragen: Hast du mich (richtig) verstanden?
        Du lebst auf dieser wunderschönen Erde und freust dich deines Lebens. Du bist zufrieden mit deinem Dasein, wünschst dir eigentlich nur, dass alles so bliebe, wie es gerade ist.
        Dann aber, eines schönen Tages, vermisst du deine Vergangenheit. Gestern - wie lange ist das schon her? Wo blieb das Gestern? Wo die Kindheit, wo die Freunde der Jugendzeit? Auf dem Weg des Lebens, diesem verschlungenen Pfad des menschlichen Daseins, ging so viel verloren. Wo blieben die Hoffnungen, die du hattest, als du noch jung warst? Vermisst du diese vergangenen Zeiten? Warum?
        Es ist unnötig. Du hast neue Erlebnisse gehabt, neue Freunde gefunden, eine neue Liebe, die der »ersten« Beziehung auf jeden Fall überlegen ist, weil sie dich als das sieht, das du heute bist: Ein lebendiges Wesen mit Stärken und Schwächen, mit Erfahrungen, die nicht mit Gold zu bezahlen sind, denn du hast aus ihnen gelernt!
         Es ist aber auch möglich, dass du nur vergessen hast, dem Gestern Adieu zu sagen. Es kann sein, dass du damals Worte nicht gesagt hast, die du hättest sagen sollen, nicht wahr? Vielleicht war es nur das kleine Wörtchen: »Entschuldigung«. Und nun ist es zu spät, der Mensch, für den es bestimmt war, ist nicht mehr da, lebt vielleicht nicht mehr. Ist es wirklich zu spät? Nein, ich denke nicht. »Das gesagte Wort kann man nicht zurückholen!« heißt es in einem Aphorismus.
Das ist auch richtig, aber das nicht gesagte kann man immer noch aussprechen, kann man zu jeder Zeit noch loswerden. Notfalls vertraut man es einem Blatt Papier oder der Tastatur des Computers an. Auch wenn es vielleicht den Adressaten nicht mehr erreicht: Dir selbst hilft es, dein Gewissen zu erleichtern. Ist das nicht schon viel wert? Zeigt es dir doch, dass du ein Mensch bist, der sicher viele Schwachstellen in seinem Leben hat, der möglicherweise aber durch Umstände daran gehindert war, sich zu äußern. Wenn du das nun änderst, zeigst du dir - und damit auch den Anderen - dass du Fehler zugeben kannst (auch wenn es vielleicht schwerfällt.)
        Du kannst es. Platon, der griechische Philosoph sagte einst: »Die Wahrheit liegt nicht in den Worten, sondern zwischen ihnen.« 
Spürst du die Erkenntnis, die in diesen Worten liegt? Natürlich empfindest du es. Wenn es aber so ist, solltest du eines wirklich nicht tun: Warten, obwohl du nicht mehr warten müsstest! Etwas wissen, aber nicht ausführen, obwohl es wichtig wäre, es zu tun, kann nicht positiv sein. Es belastet dich selbst und deine Beziehung zu dem betreffenden Menschen!
        In unserem Dasein geht es zu wie in einer Schachpartie: Ein falscher Zug zeigt Auswirkungen, die verheerend sein können. Ich bin überzeugt, wenn du genügend in deiner eigenen Vergangenheit forschst, wirst du gewiss solche »Züge« finden.
        Mir jedenfalls geht es manchmal so. Dann fallen mir bei etlichen Gelegenheiten Situationen ein, bei denen ich mich frage: Wie war es denn damals? Und schon wäre eine adäquate Lösung parat. Aber das ist eben nicht der »Deus ex Machina«, ist es deshalb nicht, weil die Ausgangslage eine andere war. So geschieht es, dass ständig neue Verhaltensstrukturen auftreten, die auch ständig neue Auswirkungen haben. Es ist also nicht richtig, ständig in der Vergangenheit zu schürfen. Es kann keine Vergleichsmöglichkeiten geben! Gestern ist Gestern und Heute ist Heute. Glaubst du, morgen wäre es anders? Nein. Es ist somit wichtig, was du heute tust! Wenn es nötig sein sollte, dann sag doch ruhig mal: 
»Verzeihung!« Du vergibst dir nichts dabei, es macht dich nur sympathischer! »Das gesagte Wort kann man nicht zurückholen!« 
Wie wahr. Aber dieses Wort dürfen wir ja auch stehen lassen, weil es auch unserer Wahrheit entspricht!

©by H.C.G.Lux


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Kommentare (2)

Christine62laechel

Lieber Horst,

so ist es wirklich, und da helfen die kleinen lächelnden Bildchen (Blümchen, Mündchen) kaum. Da ist ja ein Telefongespräch schon schwieriger durchzuführen, denn man kann die andere Person nicht sehen, wo die Mimik ja auch eine wichtige Rolle spielt. Mehr noch: Man kann da nicht sehen, ob sich die andere Person etwa den Mund mit einer Hand verhüllt (und dies kann bedeuten, dass er/sie lügt), ob die Person die Augen rollt, oder zumacht (das letztere sollte davon zeugen, dass unsere Worte für unwahr oder unwichtig gehalten werden).

   Eine andere Sache ist die Ausführlichkeit - man möchte mal gerne etwas genauer erörtern, doch wie lange kann die andere chattende Person darauf warten? Wo wir, ältere Menschen, uns gerne auch schön und richtig ausdrücken möchten, nicht wahr?

Und, last but not least, kann die Stimme selbst auch eine wichtige Rolle spielen. Ob sie angenehm klingt, ob es da keine falschen Töne gibt, und so weiter.

Mit Vergnügen gelesen wieder.

Gruß
Christine

Pan

Genau so sehe ich es auch. Aber - muss man alles mitmachen?
Nur, wenn es gar nicht anders mehr geht ...
Abendgrüße von 
Horst


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