Weihnachten um 1942-43 oder die gute Stube


Als ich ein kleines Mädchen war, gab es Weihnachten einen bunten Teller mit selbstgefertigten Süssigkeiten, ein Kleidungsstück oder auch zwei, das Püppchen bekam auch ein neues Kleid und natürlich einen Tannenbaum, der in der "Guten Stube" stand. Dazu muss ich einiges erklären. Die gute Stube wurde - wenn überhaupt - nur Sonntgs oder an Feiertagen benutzt, aber man hatte meist eine große Wohnküche, die auch der einzige beheizte Raum war. Ich erinnere mich an Eisblumen an den Fenstern im Schlafzimmer - Gucklöcher hinein pusten - auch eine schöne Kindheitserinnerung. Mein Opa musste manchmal - auf den Wunsch meiner Oma hin - in der guten Stube eine Zigarre rauchen, damit es nach Herrenzimmer (die es in den besseren Kreisen gab) roch. Für die Weihnachtsbäckerei wurde im Sommer und Herbst vieles vorbereitet. Weintrauben wurden getrocknet, die roten Weihnachtsäpfel waren ordentlich in der Speisekammer auf einem Regal aufgereiht. Mehl und Zucker standen in Säcken in der Kammer. Das Mehr war aus eigenem Anbau - 1 Morgen Land, Aussaat, Mähen, Garben aufstellen, Dreschen, Körner zur Mühle bringen , wer weiß ds noch. Hasel-
und Walnüsse gab es auch, aber wer von uns Kindern kannte schon "Mandelkern". Der Tannenbaum - ein Besenstiel wurde mit Löchern versehen, in diese wurden Tannenzweige gesteckt.[size=6][/size]

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Kommentare (4)

koala Ich hoffe, Du hast fuer diesen Weihnachten die Zigarre schon gekauft!
Ihr guter Duft zieht in Gedanken an meiner Nase vorbei. Lang, lang ist's her, als man noch mit Genuss dem blauen Dunst froenen konnte.
Es gruesst Dich
Anita
koala Du hast wunderschoene Erinnerungen niedergeschrieben. Die 'gute Stube' wurde bei uns genauso selten benutzt wie auch in Deiner Geschichte und wollte an Weihnachten nie so richtig warm werden. Wenn der Tannenbaum nicht so schoen gewachsen war, wurden bei uns Aeste eingesetzt. Aber dass man einen Tannenbaum aus einem Besenstiel herstellte, habe ich noch nie gehoert. Nun sitze ich im fernen Australien vor dem PC und kann es in Deiner Geschichte lesen.
Es gruesst Dich herzlich
Anita
Linta
Vieles deckt sich mit meinen Erinnerungen an die Zeit in Breslau.
Zwar besaßen wir an Weihnachten einen echten Tannenbaum und der war riesig für
mich kleinen Stöpsel damals. Angehängt waren silberne Kugeln und auf einigen Zweigen saßen passend zu den Kugeln silberne Vögel. Auch das Lametta hing in
silbernen Fäden herunter.
Unter dem Baum lagen die Geschenke.
Auf bunten Papiertellern Knabbereien, Apfel, Apfelsine und Nüsse........
An den Zigarrenduft kann ich mich noch sehr gut erinnern. Mein Vater rauchte ununterbrochen im Herrenzimmer wenn er hinter seinem großen Schreibtisch saß.
Man nannte ihn "der Mann mit der ewigen Zigarre" und ich kannte ihn auch fast nur
mit einer solchen in einer Hand (sogar in meinem Clip Heimat zu sehen)
Heute noch rauche ich zur Weihnacht eine Zigarre weil ich den Duft so mochte,
für eine Frau ungewöhnlich, aber dennoch tue ich es.
ninna
marianne ich erinnere mich.
Um die Garben kamen, bei uns, "Bändel", mit einem Holzklötzchen vorne.
Die Bändel (Papierschnüre, glaube ich,) waren verschiedenfarbig!
Die Garben wurden zur Dreschmaschine gefahren, die stand ein paar Tage auf einem bestimmten Platz.
Ich stand unten und sammelte die Papierschnüre ein, die mir zugeworfen wurden...-
Gerne erinnere ich mich n i c h t an diese Zeit.
Freilich, wir waren ärmer, als heutzutage....
Aber meine Mutter war extrem geizig...( und das nicht nur zur Weihnachtszeit...)
Und die schlimmen Erinnerungen kommen jetzt vermehrt..
Grüße an dich! M

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