Was haben Glück und Ästhetik ... Schönheit gemeinsam?
Das Aesthetische umfasst alle Arten von Freuden. Das Schöne kann sich auf sehr verschiedene Dinge und Handlungen beziehen. Eines bleibt stets gleich: die Schönheit beflügelt immer. Ein schönes Antlitz, Musik, Tanz, ein philosophisches Argument, auch Sehnsucht und Schönheit sind aufs Engste verbunden.
Ich denke, die Fähigkeit zum ästhetischen Empfinden bedeutet in erster Linie, dass wir in der Lage sind, eine Fülle von Wahrnehmungen zueinander in Beziehung zu bringen: z.B. Proportionen, zu spüren wie die Dinge zueinander passen aber auch das Missgefühl wenn einerseits Dinge ästhetisch aufpoliert, während andere daneben deutlich vernachlässigt werden.
Was Stendhal sagt, hat aber auch seine Schattenseiten. «Schönheit ist das Versprechen des Glücks» wenn wir von uns Menschen sprechen, ist Schönheit leider vergänglich und damit fürchten wir um unsere Würde. Bei alten Gebäuden z.B. bleibt ein historischer Wert. in der Kunst wird die Schönheit erhalten indem sie u.a. auf der Leinwand verewigt wird.
Wenn man sich aber zu sehr nur auf optische Reize fixiert, eben weil Schönheit vergänglich ist, läuft man dann nicht Gefahr, immer neue Stimulanz zu brauchen und nie zu einem gelassenen Glück zu finden?
Kommentare (5)
Gedicht zum Thema: Sehen
Zum Sehen geboren,
Zum Schauen bestellt,
Dem Turme geschworen,
Gefällt mir die Welt.
Ich blick' in die Ferne,
Ich seh' in der Näh'
Den Mond und die Sterne,
Den Wald und das Reh.
So seh' ich in allen
Die ewige Zier,
Und wie mir's gefallen,
Gefall' ich auch mir.
Ihr glücklichen Augen,
Was je ihr gesehn,
Es sei, wie es wolle,
Es war doch so schön!
Goethe's Faust
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Ich verstehe nichts vom Thema Schönheit aus philosophischer Sicht. Aber den letzten Vers von Goethes Türmer verstehe ich; man kann sie in allem finden, wenn man darin sucht. Die majestätischen Berge deiner Schweizer Heimatstadt und die verwinkelte Enge meiner pfälzischen Heimatstadt haben gleichermaßen Schönheitssehnsucht in mir erweckt, genau wie Menschen, die sind wer sie sind.
Manfred
Schönheit , Glück ist immer relativ..., wir Menschen werden z.b. "Schönheit" wohl fast immer an einem angenehmen Äußeren festmachen, da haben eben "Abweichungen" irgendwie kaum Platz...ODER...?
Ich finde Menschen mit Fältchen und einer äußeren Würde, auch wenn der Körper ein wenig gealtert ist, immer wieder schön und ansehenswert !!!
Dagegen frage ich mich, wenn in jungen Jahren schon zu "Verbesserungen" gegriffen wird, wie können diese Menschen in Würde altern...sie haben sich nie selbst akzeptiert und werden es somit niemals lernen. Die sind in jungen Jahren schon alt und nur kurzzeitig "glücklich" und Schönheit haben diese nie wirklich erfahren !
Kristine
Ich versuche, mich dem Thema mit einem einfachen Beispiel aus dem Leben zu nähern.
Mit meinem Freund Nicola bin ich bis noch vor kurzem regelmäßig zum Aktzeichnen gegangen. Es ging uns darum, das Sehen zu schulen und vor allem nicht verkümmern zu lassen. Jetzt sehen natürlich alle ein, das dafür junge, schöne Menschen, weiblich wie männlich, als Modell dienen. So sieht man es jedenfalls immer in "Künstlerfilmen"
Das ist grundfalsch - genauso oft werden auch alte Menschen, männlich wie weiblich, als Aktmodell eingesetzt. Hier ist die Körperlandschaft besonders interessant und spannend für das zeichnen. Interessanter als die glatte Schönheit.
Es ergiebt sich daraus, eben durch das intensive darauf eingehen, eine eigene Schönheit und Ästhetik. Das erzeugt beim zeichnenden ein Gefühl der Freude an seinem Tun. Und bei Gelingen auch Glück.
Natürlich bleibt der Körper des alten Menschen das was er ausstrahlt
- eben Alt und im Verfall begriffen, er hatt seine Pflicht getan. Es muß nicht mehr gelockt und geworben werden.
Bei jungen Körpern ist das naturgemäß ganz anders. Sie sind mit ihrer Schönheit ein Versprechen für Glück. Ein Lockmittel um die Fortpflanzung - nüchtern betrachtet aus der Perspektive des natürlichen. Beim Menschen, Tieren und Pflanzen.
Ein weites und auch sehr interessantes Thema - Schönheit in Verbindung mit Glück.
Hier noch etwas kluges von Plato:
n Platons Dialog Symposion erklärt die Priesterin Diotima ihrem Gesprächspartner Sokrates, dass jeder Mensch grundsätzlich schöne Körper mehr willkommen heißt als hässliche. Die Seele eines Menschen ist dem Schönen zugeneigt. Die Schönheit wird als Geburtshilfe gedeutet: Wenn ein Mensch an schweren Gedanken trägt, so hilft ihm die Schönheit, diese Gedanken zur Geburt zu bringen. Schönheit hat ein passendes Verhältnis zum Göttlichen und sorgt beim Menschen für Freude und Offenheit. Anhand der Schönheit erklärt Platon auch seine Ideenlehre. Zuerst liebe ein Mensch einen einzelnen schönen Körper, später erkenne er dann, dass Schönheit auch bei anderen Körpern ist. Durch die Liebe zu den schönen Körpern übersteigt er die Ebene des Körperlichen und bevorzugt dann die „Schönheit in den Seelen“. Schöne Gespräche werden ihm wichtiger als körperliche Schönheit. Dann wird er das Schöne in „Tätigkeiten, Sitten und Gesetzen“ entdecken und erkennen, „dass alles Schöne miteinander verwandt“ ist. Die höchste Stufe ist dann die Bewunderung der allgemeinen Idee des Schönen, die allem Schönen zugrunde liegt.
LG
Arni
@Arni
Ein herzliches Dankeschön an Arni für die subtile Stellungnahme zu diesem Thema und der
wertschätzenden Betrachtungsweise im Umgang mit dem alternden Körper. LG Monique
Ich habe es mit den Sprüchen, liebe Monique und hier fällt mir dieser von Christian Morgenstern ein;
"Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet. Je mehr jemand die Welt liebt, desto schöner wird er sie finden."
Ich glaube, was jemand schön oder hässlich findet, hat sehr viel mit seinem eigenen Inneren zu tun. Zählte nur makellose Schönheit könnten z.B. weniger attraktive Menschen keinen Lebenspartner finden. Was nützt eine schöne Hülle, die wenig Inhalt hat und die sowieso unweigerlich dem Alterungsprozess unterworfen ist. Niemand bleibt verschont. Es geht um etwas anderes. Es geht um die Schönheit, die von innen kommt und die hat etwas mit der Seele zu tun und die altert nicht.
Liebe Grüße
Brigitte