Vorbereitungen
Ich kann mir vorstellen, dass es nicht Jeder passend findet, derart "vorzusorgen". Aber genau das lässt mich schon seit ein paar Jahren sorgenfreier leben.
Trübsinnig bin ich keineswegs! Aber dieser Monat und mein Alter verlocken durchaus, über die eigene Zukunft zu spekulieren. Ich weiß ja nicht, ob ich morgen "an der Reihe bin", oder erst in 10, 20 Jahren. Opa wurde 102, Oma 88; der Vater meines Vaters starb in jungen Jahren, seine Frau mit 71 - und ich bin 78. Ich nehme jeden Tag als Geschenk und genieße gerade jetzt, dass mein Enkel bei mir sein will.
Ich bin anfangs, als ich zu meiner Tochter gezogen war, nach reiflichem Überlegen zu einem hiesigen Beerdigungsinstitut gegangen und habe meine Gedanken und Wünsche dort besprochen, die Kosten für meine zukünftige Beerdigung bezahlt und das Ganze schriftlich für meine Akten sowie für meine Tochter, die dann ja einmal dafür zuständig sein wird, festhalten lassen.
Es mag sein - darauf wurde ich auch hingewiesen - dass es "dann" u. U. etwas teurer sein könnte, aber der Großanteil ist beglichen. Heute geht es meiner Tochter finanziell gut. Ob das zum Zeitpunkt meines Todes auch noch so ist, vermag ich nicht vorherzusehen. So aber mag ich unbelastet mein Alter hier leben und wenn es einmal so weit ist, fallen allenfalls noch ein paar wenige € an, weil der Preis sich geändert hat. Aber der Ablauf ist in meinem Sinne vorgegeben und beglichen: eine Feuerbestattung mit anschließender Seebestattung der Urne, so dass danach eine jahrzehntelange Pflege der Grabstelle entfällt.
Meine Kinder wissen, dass ich die See geliebt habe und daher meine Entscheidung so ausfiel. Wer an mich denken will, tut das sowieso bei sich, egal, ob da eine irdene Grabstätte besteht, an der man im allgemeinen eher kaum steht, es irgendwann lästig angesehen wird, das Grab mal wieder herzurichten, oder ob man in Gedanken die Vergangenheit beschaut, als meine Asche dem Meer anvertraut wurde.
Als ich Kind war, gab es ab dem 7. Lebensjahr bis in die Teenagerzeit jedes Jahr zum hl. Abend ein Mini-Tännchen, mit kleinen Kerzen bestückt, das wir Kinder zum Grab unserer Mutter brachten, dort das Bäumchen platzierten, während unser Vater diese Stunde zuhause nutzte, um den Weihnachtsbaum aufzustellen, zu schmücken und die Geschenke darunter verteilte. Würde ich das hier "nachmachen", wäre es allein die Pflicht meiner Tochter, das Grab in Ordnung zu halten. Mein Sohn lebt fast 200 km von hier entfernt, da kommt man nicht zur Grabpflegen gefahren. Erfuhr ich durch die Geschwister meines Mannes, als einmal das Gespräch auf ihr Grab kam und wir die Zwei zu Besuch hatten. Sie fanden es richtig (und bequem), dass ihr Bruder und ich uns darum kümmerten.
Im übrigen wird sie, wird mein Enkel nie vergessen, dass ich hier im EG ihres Hauses jahrelang lebte, wir uns regelmäßig sahen und so manche schöne Stunde miteinander verbrachten. Und das Sauerkirschbäumchen, das ich im Garten nach meinem Einzug pflanzen ließ, wird meine Lieben auch noch ein paar Jahre beschenken.
Das sind so meine Novembergedanken ...
Kommentare (5)
Ja das sind realistische Gedanken, die ich leider immer verschiebe obwohl es doch sehr wichtig wäre...
Ich lebe schon 35 Jahre als Witwe und muss mich endlich entscheiden was ich will.
Dein Beitrag hat mich wieder wach gerüttelt...
Mein Sohn wohnt 800 km von mir entfernt und lebt da sein Leben ...
Nun schaun ma mal wann ich mich endlich auf raffe, denn die Zeit rennt mit riesen Schritten "vorwärts"
Danke für deinen Beitrag glG Rodana
@Rodana
Liebe Rodana,
Danke für Deinen Kommentar. Es gibt so viele Menschen, die den Gedanken an ihr Ende weit von sich schieben. Ich weiß nicht, ob es der frühe Tod meiner Mutter war, der mich die Realität sehen läßt. Aber ich möchte auch nicht, dass meine Kinder für mich aufkommen müssen, wenn ich gegangen bin. Da war es mir wichtig, dass das hiesige Beerdigungsinstitut meine klare Ansage hat.
Vielleicht ist mein Beitrag ja eine Möglichkeit, mit Deinem Sohn zu klären, wie er dazu steht, wenn es einmal erforderlich sein wird, sich zu kümmern. Es sind doch Gespräche der Liebe, wenn man das miteinander klärt.
Ich wünsche Dir eine gute Entscheidung, wenn möglich, mit Deinem Sohn abzusprechen. Auch er weiß, dass wir alle irgendwann den gleichen Weg nehmen. Dann die Wünsche der Mutter zu kennen, mag auch eine Erleichterung sein ..
Ganz liebe Grüße von Uschi
...es sind auch trübe Gedanken, liebe Uschi aber ich kann dein Handeln durchaus nachvollziehen. Nicht jeder "hinterlässt" sein Leben so geordnet, wie du es beschlossen hast, aber ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, es ist gut so und hilft den Zurückgebliebenen sehr.
Mein Vater hatte uns ein Testament hinterlassen, was dazu führte, dass wir (meine Schwester und ich) uns mit "den Anderen" vor Gericht "trafen. Nie hätten wir das gedacht, aber es war eben alles nicht klar und eindeutig, im juristischen Sinne geregelt worden.
Mein Partner und ich haben schon vor vielen Jahren beim Notar ein Testament verfasst, was genauso sein wird, wie wir es wollen. Das war sehr wichtig, da wir in einer Patchworkfamilie leben.
Nun aber empfehle ich dir, das schöne Leben noch zu genießen, solange du es kannst, möchtest und in der Lage dazu bist!
Kristine
@werderanerin
Liebe Kristine, meinen letzten Willen habe ich mit meiner Tochter - nach der schriftlichren Regelung beim Notar - besprochen. Sie akzeptiert meine Wünsche und hat das "Schriftstück" vom Notar vorliegen.
Und da ich hier bei ihr lebe, wird sie für meinen letzten Weg zuständig sein. Ob mein Sohn hierher zu meiner Grabstätte käme oder an die Küste fährt, wo meine Asche dem Meer übergeben werden wird, dürfte von der Entfernung her für ihn das Gleiche sein.
Es war nur die ersten Jahre so, dass ich als Kind regelmäßig Muttis Grab besuchte. Ich nehme an(!), dass mein Vater neben ihr über seiner Mutter sein Grab fand. Zu der Zeit lebte ich schon längst nicht mehr in Münster und mein Adoptivbruder war für seine Beerdigung zuständig.
Meine Asche wird wohl eher bei Cuxhaven in See stechen ... Ist mir ein tröstlicher Gedanke!
Nein, diese meine Familie vergisst mich nicht!
Gestern hatte mein Schwiegersohn Küchendienst. Zum späten Nachmittag kam - wie mit meiner Tochter besprochen - mein Schwiegersohn mit meinem Enkel und ließ mich die Menge Linsensuppe, die ich haben wollte, aus ihrem Topf entnehmen: "Vorsicht Oma, die ist noch heiß!"
Davon werde ich heute Mittag wieder ein paar Kellen nehmen, meine Brühwurst darin heiß werden lassen und das Ganze gleich genießen!
In drei Wochen, am 7.12. hab ich dann drei Kinder (meinen Enkel und die beiden Kids der Freundin meiner Tochter) hier, um mit ihnen Weihnachtsplätzchen zu backen. Freue ich mich schon drauf!!
Gegen 20 Uhr kam auch meine Tochter von der Arbeit und wir sprachen über die geplante Winterurlaubsreise. Sie freut sich schon riesig darauf (und dass ich mitkomme!) und ich mich inzwischen auch!
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