Von der Einsamkeit zur Gelassenheit
«Ob dieses Wort nicht wie ein altes Instrument klingt, mit einem reichen Klangkörper
das längere Zeit nicht mehr in Gebrauch war und deshalb wieder neu gestimmt werden müsste»… habe ich irgendwo gelesen… «Es komme auf ein geduldiges genaues Hinhören an, wie eben beim Stimmen eines Instruments, zurücknehmende Emotionen, wir hätten wohl noch nicht genug in dieses alte Instrument hineingehört…… zu sehr klänge Gelassenheit dann nur noch nach blossem Ertragen.» Aushalten oder sich heraushalten, aus dem Getümmel der Welt bedeutet nicht Gelassenheit….. «»von unerschrockener Gelassenheit» spricht Kant, nicht der die Augen verschliesst aus Angst sondern der sich ins Leben einlässt. Ein Funke Humor kann es uns möglich machen, elastisch zu reagieren und in finsteren Gesichtern eine Prise Charme zu entfachen.
Kommentare (9)
Ich glaube, liebe Delai, Gelassenheit hat mit Einsamkeit nichts zu tun.
Auch weiss ich nicht, ob Gelassenheit erstrebenswert ist.
Emotionen zu haben ist zwar nicht immer angenehm, sie können doch recht an die Substanz gehen.
Aber es ist, glaube ich zumindest, trotzdem schöner, emotional zu sein.
Freude und Trauer sind einfach da. Wenn wir sie leben, um so schöner.
En liebe Gruess, Agathe
gelassenheit ist für mich
das ruhigere angehen von dingen
die mich früher mehr bewegt haben.
nicht aber etwa gleiwchgültigkeit.
einfach ruhiger dinge angehen
lg hade
Hallo Delia,
Wege von der Einsamkeit zur Gelassenheit gibt es viele. Wobei mal wieder, wie bei allem, das "perfekte" erreichen eines solchen Zieles eine Illusion ist. Es ist wohl die größtmögliche Annäherung an das Ziel anzustreben.
Es fällt mir da Platons Ideenlehre ein, auch Kant mit seiner "unerschrockenen Gelassenheit" kommt von da.
Es kann sehr wohl ein Weg sein, um sich zu schützen, eine Weile den Weg der Gleichgültigkeit, des emotionslosen Wegschauens vom Weltgetümmel, der Weltverachtung zu gehen. Auch das ist Erfahrung.
Manchen Menschen wird dieser "andere" Weg auch aufgezwungen und sie wären verloren, würden sie die gemachten Erfahrungen nicht in Stärke verwandeln, und auf dem Weg zur Gelassenheit weitergehen.
Humor ist immer gut und stellt sich von selber ein, wenn man sich nicht von Kreti und Pleti ins Bockshorn jagen lässt, keine Angst hatt und diese durchschaut.
Im"Siddhartha" vom guten alten H.Hesse ist es wunderbar beschrieben,
erst ganz zuletzt gelangt Siddhartha zur Einsicht.
Also erst im Alter, da wo wir alle jetzt sind. Also wenn's nicht gleich klappt - Geduld, das wird schon.
LG
Arni
@Arni
Lieber Arni, ich danke Dir für die positive Resonanz. Das ist ja gerade das Schwierige, ohne das emotionslose Wegschauen gelassener zu werden, es geht da ja auch darum zu lernen Unabänderliches zu akzeptieren, sei es in zwischenmenschlichen Belangen, aber auch das Alter, das Absehbare ohne daran zu zerbrechen. Grüsse zum Abend, Monique
@Delia
Liebe Delia, der Versuch einer Antwort,
was ist das Gegenteil von emotionslos - gefühlvoll, nenn ich es jetzt einmal. Was können Gefühle mit uns machen - sie können anfangen uns zu beherrschen. Und wie beim autogenen Training, kann man lernen die Unterschiede bewußt zu erleben,
Anspannen-loslassen, anspannen-loslassen!
Gefühlvoll-gefühlslos, gefühlvoll-gefühlslos,
es ist eine ewige Übung.
Kommt man aus der Gefühlslosigkeit nicht heraus,(Depression)? muss man versuchen, Gefühlserleben aus der Vergangenheit zu aktivieren.
Gelassenheit ist ja kein Zustand der Emotionslosigkeit, sondern nur die Kunst Gefühle nicht überborden zu lassen. Man wird auch Schwankungen tolerieren müssen, sie ist nicht jeden Tag dieselbe.
Die "reine Lehre" gibt's halt nicht.
Einen Schönen Abend
Arni
Für mich hat Gelassenheit nichts mit Desinteresse zu tun... sondern zeigt mir, dass ich nicht mehr alles ganz nahe an mich ran lasse, heißt auch Nein zu sagen, heißt, dass auch ich ein Recht darauf habe, mein Leben zu leben und zwar so, wie ich es möchte...es eben alles auch gelassener anzugehen.
Wenn man das gelernt hat, ist man wohl recht gut aufgestellt ohne als unterkühlt zu gelten.
Kristine
Gelassenheit, liebe Delia, kann auch manchmal ein Reizwort sein, weil es immer wieder mit Gleichgültigkeit oder auch mit Gefühlskälte gleichgesetzt wird. Im Grunde bedeutet es ja auch, ich lasse mich nicht mehr von vielem emotional beuteln. Es kommt ganz darauf an, ob man von Geschehnissen stark oder weniger berührt wird. Jeder Mensch hat seine Achillesferse, heute nennt man das "Triggerpunkte" und werden die berührt, dann kann schon mal, ich drücke das mal so salopp aus, im Innern die Post abgehen. Da kann sie dann auch, wenn man sie denn schon erlangt hat, schnell verloren gehen - die Gelassenheit -.
Gelassenheit im Idealfall heißt für mich, nicht immer wieder aus dem inneren Gleichgewicht zu fallen und trotzdem berührbar zu bleiben. Theoretisch kann ich es, aber praktisch .
Humor hilft eigentlich in allen Lebenslagen. Gut wenn man ihn hat. Dem, was Kant gesagt hat, kann nur zugestimmt werden.
Es ist möglich, dass ein gelassener Mensch weniger anfällig ist für Einsamkeit, solange er die Gelassenheit hat. Ich glaube aber, ehrlich gesagt, nicht, dass man sie hier - auf Erden - als Dauerzustand erreichen kann, lasse mich aber gerne eines besseren belehren.
Herzliche Grüße
Brigitte
@Roxanna
Liebe Brigitte
Ich pflichte dem was Du schreibst vollkommen bei, dieser betrügerische Eindruck von heldenhaftem Optimismus…"es wird schon wieder, es wird alles gut, ich komme schon zurecht," solch philosophische Ueberlegungen helfen nicht wirklich weiter und individuelle traumatische Erlebnisse können noch viel später ihre destruktive Kraft entfalten. Noch übe ich mich in Gelassenheit, so etwa wie eine Ueberlebensstrategie… indes… ob ich sie je erlange weiss ich nicht, denn ich werde immer berührbar bleiben. Den Wunsch mit der Zeit immer weniger aus dem Gleichgewicht zu fallen, den teile ich gerne mit Dir.
In diesem Sinne auch herzliche grüsse zu Dir,
Monique
Wenn ich den letzten Absatz von Agathe und den letzten Satz von Hade kombinieren kann, erreiche ich meine Vorstellung von Gelassenheit.