Im Jahr 1969 übernahmen wir - meine Frau und ich - das Haus und das Grundstück der Großeltern meiner Frau. Bis dahin gehörte es der Erbengemeinschaft meiner Schwiegermutter und deren Schwester und Bruder. Da damals in der DDR Grund und Boden nicht gehandelt werden durften, hielt sich der Auszahlungsbetrag in Grenzen.
Es war ein alter Bauernhof mit dahinterliegendem Garten und Obstwiese. Die Großeltern meiner Frau betrieben ein Fuhrgeschäft und eine Bäckerei. Das Haus trägt noch die Plakette des Erbauungsjahres: 1735!
Nach dem Tod der Großeltern meiner Frau übernahm der Onkel die Weiterführung, mußte aber, wegen einer Mehlallergie 1956 die Bäckerei und 1966 wegen LPG-Eintritt die Landwirtschaft aufgeben.
Da nun der Hof und die Ställe ohne die Tiere - 3 Pferde, 8 Kühe und andere Tiere - sehr verwaist war, wollte ich die Scheune und einige Stallungen zu Ferienwohnungen ausbauen.
Wernigerode war als Urlaubsort sehr gefragt in der ehem. DDR.
Da hatte ich aber die Rechnung ohne den Wirt - meine Frau, Schwiegermutter und deren Schwester gemacht - sie wollten "keine Fremden auf dem Grundstück". Sie waren in der Mehrzahl und ich mußte mich fügen.
Schließlich wohnten wir mit 3 Generationen unter einem Dach.
Unsere Tochter Sabine war 1959 geboren worden, wuchs also mit vielen Tieren und viel Grün auf.
Sie lernte 1982 Ihren jetztigen Mann kennen und zog 1983 zu ihm in die elterliche Wohnung in der Marktstraße.
Weil ich wollte, daß auch meine Enkel in viel Grün und frischer Luft aufwachsen, schlug ich meiner Tochter, nach Geburt des ersten Enkels vor, wieder zu uns zu ziehen. Sie besprach sich mit unserem Schwiegersohn und wir tauschten die Wohnungen.
1988 begann der große Umbau! Unser Schwiegersohn und ich arbeiteten im gleichen Betrieb und bekamen von diesem eine tolle Unterstützung, indem man uns "schwere Technik" zur Verfügung stellte. Wir rissen nun alle Stallungen und die große Scheune ab. Es war ein Schauspiel der ganz besonderen Art, als das Kranauto die riesigen Beton-Deckenplatten über das Hausdach hob um sie als Decke für die Einfahrt und Fußboden für Sabines Wohnzimmer (50 qm) zu platzieren. Die Leute blieben auf der Straße stehen. Beide Vorgärten und Teile des Gehsteig's waren zeitweise mit Gasbeton-Bausteinen zugestellt.
Im Haus begannen wir im Erdgeschoß mit dem Ausbau und stellten als erstes meiner Schwiegermutter eine tolle Wohnung hin. Dann kam das Obergeschoß. Es blieb nur die Fassade des Hauses stehen, sie war "Denkmal-geschützt". Alles Andere wurde rigoros erneuert.
Wie oft lagen einige Tonnen Kies oder Sand vor der Einfahrt, wenn ich von der Arbeit kam.Dann hatte ich oft die "Ehre", das ganze Zeugs alleine auf den Hof zu karren. Wenn es auch nur wenige mehr als 20 Meter waren, so ging die Menge ganz schön "in die Arme."
Die Wochenenden waren mit Bauarbeiten ständig ausgelastet.
Aber, das Ergebnis konnte sich nach gut einem Jahr wirklich sehen lassen. Für uns als Laien, nur mit der Anleitung eines Maurerpoliers, ist es - auch nach seiner Meinung - ein großartiges Ergebnis. Uns kam zugute, daß Rainer - unser Schwiegersohn - als Betriebselektroniker alle Elektroleitungen und Anschlüsse im Haus selbst verlegte und ich alle Schweißarbeiten, auch die der Heizungsrohre selbst übernahm.

Unsere Tochter hatte für sich und ihre Familie über 200qm Wohnfläche, mit einem Wintergarten.Aus den Feldsteinen der abgerissenen Scheune erstellte ich Trockenmauern im Garten und grenzte so die Gartenfläche von der Obstwiese ab.
Auf der Wiese wurde ein Schaukel-und Klettergerüst für die - mittlerweile - 2 Enkelsöhne errichtet.
Der Abriß der Scheune - den ich gegen den Widerstand der "Restfamilie" verhindern wollte - wurde im Nachhinein sehr bedauert, weil die Hochschule wieder mit Studenten bevölkert wurde. Weil wir in unmittelbarer Nähe wohnen, wurde die Waschkücke und der daneben liegende Kohlenstall zu zwei Studentenwohnungen ausgebaut.
Weil die Nachfrage nach Studentenwohnungen größer wurde, bauten wir noch ein Gartenhaus mit 60 qm Wohnfläche, Terrasse und Grillplatz, wo sich bis heute immer zwei Studentinnen wohlfühlen.

Zwar wohnten wir - bedingt durch den Wohnungstausch mit unserer Tochter Sabine - noch im Haus ihrer Schwiegereltern. Sie bat uns aber eindringlich, wieder "nach Hause" zurückzuziehen.
So begann ich im Mai 1995 mit dem Ausbau des Dachbodens zu unserer jetztigen Wohnung. Der Schwiegersohn war zu der Zeit auf Montage, so daß fast der gesamte Ausbau an mir allein hängen blieb. So mußte ich u.a. über 260 Fermacellplatten allein die Leitern hochschleppen. Bei der Dachisolierung herrschten draußen hohe Temperaturen, so daß die Steinwolle auf der Haut kleben blieb. Es war eine harte, aber auch schöne und erfolgreiche Arbeit. Nun haben wir, für meine Frau und mich wieder eine schöne, ganz moderne Wohnung mit einer großen Dachterrasse von 40 qm.
Es war nach der "Wende", bei'm Ausbau unserer Dachwohnung doch ein leichteres Arbeiten, da man alle Baumaterialien problemlos kaufen konnte.
Natürlich wurden nach der Wende auch nochmal neue Möbel angeschafft. Nur unser Schlafzimmer, aus der DDR-produktion haben wir behalten. Es ist eine top-Qualität aus den Hellerauer Werkstätten, alles wunderbares Birkenfurnier, wie man es heute nicht mehr bekommt.

In unserem Garten habe ich alle Beetflächen in Rasen umgewandelt, weil mir die ganze Arbeit allein zuviel wurde. Die Enkel sind weit außerhalb bei'm Bund, die Tochter hat mit ihrem Gästehaus genug zu tun und der Schwiegersohn ist froh, wenn er mal keine Überstunden oder Bereitschaftsdienst hat.
So bleibt mir nur noch das wöchentliche Rasen mähen.
Was soll's, ich bin zufrieden.

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