„Beehren Sie mich in meinem neuen Etablissement“
Vom Historiker angemerkt
„Beehren Sie mich in meinem neuen Etablissement“
Vor 125 Jahren wurde der Gasthof Lotzdorf feierlich eingeweiht
Es waren betriebsame Tage Anfang September 1891. Denn mit der Einweihung des Gasthofes Lotzdorf, der heute leider ein trauriges Dasein als Ruine fristet, begann eine einhundertjährige Geschichte, die in vielen Details oft einmalig war. Der Ort hatte schon seit frühester Zeit eine Schänke, dies gehörte zu jedem Dorf in Radebergs Region. Doch da Lotzdorf im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts immer größer wurde, genügte der nach 1700 an „der Gaße liegende Gasthof“ nicht mehr den Anforderungen. Und so entschied sich der tatkräftige Gastwirt Wilhelm Riemer mit Unterstützung der Gemeinde und Geldgebern aus Radeberg und Bischofswerda schräg gegenüber einen neuen Gasthof zu bauen. „Er soll mit allem Komfort der Neuzeit ausgestattet werden und mindestens 400 Personen fassen“, so der Bauherr am Jahresende 1890.
Die Genehmigungen waren schnell erteilt, der Startschuss fiel am 24. April. Die „Radeberger Zeitung“ schrieb damals: „Lotzdorf. Am heutigen Vormittag erfolgte unter der Sache entsprechender Feierlichkeit die Grundsteinlegung zum neuen Gasthof. Nach Vortrag eines Chorals von Mitgliedern der Radeberger Stadtkapelle, verlas Herr Maschinen-Ingenieur Linke die Bauurkunde, welche mit den Unterschriften sämtlicher Anwesenden bedeckt, nebst einem Situationsplan vom Dorfe und den Dresdner Nachrichten, dem Amtsblatt Radeberger Zeitung, dem Neuen Radeberger Echo und einer Zigarre in eine blecherne Kapsel eingelegt und verschlossen wurde, deren Versenkung dann in den Grundstein erfolgte. Nach jedem der vielen Glück- und Segenswünschen für den Bauherren und dessen Familie, für den Baumeister, für das zu erbauende Gebäude etc. wurden die üblichen drei Hammerschläge ausgeführt. Mit dem Choral „Sei Lob und Ehr‘ dem höchsten Gut“ endigte die Feierlichkeit.“
In nur vier Monaten war das Werk unter Leitung des aus Klotzsche stammenden Baumeisters Gommlich vollbracht. Eine kurze Zeit, wenn man heutige Bauzeiten sieht. Die kamen natürlich auch dadurch zustande, dass im Sommer bis zu sechzehn Stunden am Bau gearbeitet wurde, davon ab der zehnten Arbeitsstunde im Akkord. Die Entlohnung: 32 Pfennige in der Stunde Grundlohn, im Akkord bis zu 70 Pfennige. Sei es wie es sei. Wilhelm Riemer lud zu einer Vor-Inbetriebnahme für Montag, den 7. September ein. Auf den Einladungskarten stand „Beehren Sie mich in meinem neuen Etablissement“.
Und alles funktionierte, sodass man für Freitag, dem 11. September 1891 zur festlichen Einweihung in Form eines zweistündigen Eröffnungskonzertes mit anschließendem Ball einladen konnte. Schon die erste Veranstaltung war ausverkauft, was auch später in Lotzdorf nicht selten sein sollte.
Radebergs Zeitung resümierte: Baumeister Gommlich in Klotzsche ist der Erbauer dieses Etablissements, dessen Ausführung ihm alle Ehre macht. Sämtliche Zimmer sind zweckentsprechend, hoch und vollkommen geräumig angelegt, namentlich das Büffet, das nach drei Richtungen den Wünschen der Gäste zu entsprechen vermag und zwar nach der Seite des Haupteingangs, nach der großen Gaststube, sowie nach dem Saale; der Tanzraum desselben, 20 Schritt im Geviert haltend, ist durch Balkons abgesperrt. Es bietet der von drei Seiten umschlossene Raum genügend Platz für die nicht tanzenden Gäste, was in gleichem Verhältnisse mit der Galerie der Fall ist. Das Eröffnungskonzert war namentlich auch von Radeberger Geschäftsleuten, die teils am Bau, teils an den Lieferungen für die Ausstattung und Möbel interessiert waren, sowie auch von auswärtigen, unserem Ort nahestehenden Persönlichkeiten stark besucht. Die eigentliche Einweihung für alle Interessierten begann am Sonntagnachmittag durcvh das daselbst abgehaltene Erntefest mit Ballmusik, zudem wiederum ein kolossaler Zuzug aus dem Orte, sowie aus Radeberg und den Nachbarorten alle Räume bis auf den letzten Platz füllten. Die schöne Witterung trug das Ihrige hierzu bei.
Eine nahezu unvergleichliche Erfolgsgeschichte nahm ihren Beginn, denn schon zwei Wochen nach der Eröffnung, waren es auch die Jüngsten im Ort, die von ihrem Gasthof Besitz ergriffen. Aufgeführt wurde das extra einstudierte Festspiel „Kinderfest“, dessen Komposition der Dresdener Kreuzkantor Julius Otto und dessen Texte der bekannte Schriftsteller Friedrich Hofmann lieferten. Unter dem engagierten Lehrer Schlegel wurde das Ganze in nur sechs Wochen einstudiert. Der Uraufführung folgten noch drei weitere Aufführungen, stets ausverkauft. Der Gasthof war im Volk angekommen.
„Beehren Sie mich in meinem neuen Etablissement“
Vor 125 Jahren wurde der Gasthof Lotzdorf feierlich eingeweiht
Es waren betriebsame Tage Anfang September 1891. Denn mit der Einweihung des Gasthofes Lotzdorf, der heute leider ein trauriges Dasein als Ruine fristet, begann eine einhundertjährige Geschichte, die in vielen Details oft einmalig war. Der Ort hatte schon seit frühester Zeit eine Schänke, dies gehörte zu jedem Dorf in Radebergs Region. Doch da Lotzdorf im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts immer größer wurde, genügte der nach 1700 an „der Gaße liegende Gasthof“ nicht mehr den Anforderungen. Und so entschied sich der tatkräftige Gastwirt Wilhelm Riemer mit Unterstützung der Gemeinde und Geldgebern aus Radeberg und Bischofswerda schräg gegenüber einen neuen Gasthof zu bauen. „Er soll mit allem Komfort der Neuzeit ausgestattet werden und mindestens 400 Personen fassen“, so der Bauherr am Jahresende 1890.
Die Genehmigungen waren schnell erteilt, der Startschuss fiel am 24. April. Die „Radeberger Zeitung“ schrieb damals: „Lotzdorf. Am heutigen Vormittag erfolgte unter der Sache entsprechender Feierlichkeit die Grundsteinlegung zum neuen Gasthof. Nach Vortrag eines Chorals von Mitgliedern der Radeberger Stadtkapelle, verlas Herr Maschinen-Ingenieur Linke die Bauurkunde, welche mit den Unterschriften sämtlicher Anwesenden bedeckt, nebst einem Situationsplan vom Dorfe und den Dresdner Nachrichten, dem Amtsblatt Radeberger Zeitung, dem Neuen Radeberger Echo und einer Zigarre in eine blecherne Kapsel eingelegt und verschlossen wurde, deren Versenkung dann in den Grundstein erfolgte. Nach jedem der vielen Glück- und Segenswünschen für den Bauherren und dessen Familie, für den Baumeister, für das zu erbauende Gebäude etc. wurden die üblichen drei Hammerschläge ausgeführt. Mit dem Choral „Sei Lob und Ehr‘ dem höchsten Gut“ endigte die Feierlichkeit.“
In nur vier Monaten war das Werk unter Leitung des aus Klotzsche stammenden Baumeisters Gommlich vollbracht. Eine kurze Zeit, wenn man heutige Bauzeiten sieht. Die kamen natürlich auch dadurch zustande, dass im Sommer bis zu sechzehn Stunden am Bau gearbeitet wurde, davon ab der zehnten Arbeitsstunde im Akkord. Die Entlohnung: 32 Pfennige in der Stunde Grundlohn, im Akkord bis zu 70 Pfennige. Sei es wie es sei. Wilhelm Riemer lud zu einer Vor-Inbetriebnahme für Montag, den 7. September ein. Auf den Einladungskarten stand „Beehren Sie mich in meinem neuen Etablissement“.
Und alles funktionierte, sodass man für Freitag, dem 11. September 1891 zur festlichen Einweihung in Form eines zweistündigen Eröffnungskonzertes mit anschließendem Ball einladen konnte. Schon die erste Veranstaltung war ausverkauft, was auch später in Lotzdorf nicht selten sein sollte.
Radebergs Zeitung resümierte: Baumeister Gommlich in Klotzsche ist der Erbauer dieses Etablissements, dessen Ausführung ihm alle Ehre macht. Sämtliche Zimmer sind zweckentsprechend, hoch und vollkommen geräumig angelegt, namentlich das Büffet, das nach drei Richtungen den Wünschen der Gäste zu entsprechen vermag und zwar nach der Seite des Haupteingangs, nach der großen Gaststube, sowie nach dem Saale; der Tanzraum desselben, 20 Schritt im Geviert haltend, ist durch Balkons abgesperrt. Es bietet der von drei Seiten umschlossene Raum genügend Platz für die nicht tanzenden Gäste, was in gleichem Verhältnisse mit der Galerie der Fall ist. Das Eröffnungskonzert war namentlich auch von Radeberger Geschäftsleuten, die teils am Bau, teils an den Lieferungen für die Ausstattung und Möbel interessiert waren, sowie auch von auswärtigen, unserem Ort nahestehenden Persönlichkeiten stark besucht. Die eigentliche Einweihung für alle Interessierten begann am Sonntagnachmittag durcvh das daselbst abgehaltene Erntefest mit Ballmusik, zudem wiederum ein kolossaler Zuzug aus dem Orte, sowie aus Radeberg und den Nachbarorten alle Räume bis auf den letzten Platz füllten. Die schöne Witterung trug das Ihrige hierzu bei.
Eine nahezu unvergleichliche Erfolgsgeschichte nahm ihren Beginn, denn schon zwei Wochen nach der Eröffnung, waren es auch die Jüngsten im Ort, die von ihrem Gasthof Besitz ergriffen. Aufgeführt wurde das extra einstudierte Festspiel „Kinderfest“, dessen Komposition der Dresdener Kreuzkantor Julius Otto und dessen Texte der bekannte Schriftsteller Friedrich Hofmann lieferten. Unter dem engagierten Lehrer Schlegel wurde das Ganze in nur sechs Wochen einstudiert. Der Uraufführung folgten noch drei weitere Aufführungen, stets ausverkauft. Der Gasthof war im Volk angekommen.
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