Treibholz

Das Meer schlägt heute hohe Wellen,
aufschäumend sie ans Ufer schnellen.
Da fällt mein Blick auf ein Stück Holz,
auf Wellenbergen tanzend rollt’s.
 
Kommst du von eines Schiffes Bohlen,
oder vom Baume, einem hohlen?
Ich frag‘ mich, was das Treibholz treibt,
ob es wohl in der Nähe bleibt?
 
Dann als der Sturm sich niederlegte,
und nur noch Wind den Sandstrand fegte,
wollt‘ ich wissen, ob’s an Land
irgendwo hier steckt im Sand.
 
Fernweh hat es wohl getrieben,
ist letztlich doch nicht hiergeblieben.
Wo treibt’s dich hin, wo fasst du Fuß?
Ich schick‘ dir einen lieben Gruß.
 
Du wählst für dich das Abenteuer,
dein Bruder fand das nicht geheuer.
Er baute sich am Strand ein Nest
und liegt jetzt da ganz friedlich fest.
 
Wer hat’s denn besser wohl getroffen?
Wohl beide, will ich doch mal hoffen.
Wenn jeder find’t was er ersehnt,
er sich zu Recht als Glückspilz wähnt.
 
Wir aber müssen nicht entscheiden
wie die zuvor genannten beiden.
Mal zieht’s uns in die Ferne ‘raus,
mal bleiben wir ganz gern zu Haus.
 
 


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Kommentare (7)

Anabell23

Dein sehr schön geschriebenes Gedicht liebe Renate
hat mich zum Nachdenken gebracht.
Es kommen so sehr viele Gedanken auf, besonders wenn
man über die Weite des Meeres blickt.

Ja, ist man angekommen im Leben oder muß man sein
Ziel erst noch finden. Wo geht die Reise hin?
Ständig ist alles in Bewegung und Veränderung, vielleicht
auch Erweiterung; aber die Gedanken sind frei.

Man darf nicht starr werden, sonst hört man auf zu leben.
Ich glaube, jeder Mensch sucht nach einem Weg, um ans
Ziel, sein Ziel, zu kommen. Werden wir es jemals finden?

Für mich wird ganz sicher, das wahre Ziel erst das Jenseits
sein, meint
 

mit lieben Grüßen
Uscha

ehemaliges Mitglied

Wunderbar, dein Gedicht.
Und ich würde mich freuen, nach dem passieren des Himmelstors mit einem "da bist du ja endlich, altes Haus", begrüßt zu werden!

Tränen lachen
Arni

werderanerin

Geht es uns Menschen nicht ähnlich..., wir fragen uns ja auch, wohin geht wohl diese Reise noch.
wenn wir am Meer sind, sehe ich mich auch immer sehr gerne Treibholz oder anderes Angeschwemmtes an und frage mich..., woher kommst du wohl...?

Kristine

ehemaliges Mitglied

Ein sehr schönes Gedicht.

Mir scheint, als wäre es ein Ablauf von Gedanken, 
die einem während einer Betrachtung so durch den Kopf gehen.

Lieben Gruss, Agathe 

Via

Genau so ist es, liebe Agathe.
Wenn man zur Ruhe kommt, dürfen die Gedanken fließen.

Liebe Sonntagsgrüße
Renate

Syrdal


Ein lebendiges Gedicht - eine schöne Parabel.
Mir gefällt am besten das Fazit, aber vorher in der Mitte vor allem die Formulierung „Wo treibt’s dich hin, wo fasst du Fuß?“ Da ist doch eine der wichtigen Fragen, die sich jeder Mensch stellt, wenn er über sich und seine Ziele nachdenkt. Doch eine Antwort findet man nicht... oder erst, wenn man durch das heilige Himmelstor geht, wer weiß?
 
Liebe Grüße
Syrdal

Via

Leben ist Bewegung, in kleinen oder großen Kreisen.
Solange wir beweglich sind, dürfen wir unsere Ziele jederzeit neu stecken. 
Ich hoffe, jeder findet seine ganz persönlichen Antworten (Plural), lange bevor er durch das Himmelstor geht.

Danke für deinen Kommentar und sonnige Grüße
Renate 


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