Teufelskreis

…. Herr X, er fühlt sich schwach und klein,
will statt Verlierer Sieger sein.
Um zu vermehren seine Größe,
sucht er beim andern eine Blöße
und meint, durch einen Rippenstoß
würd` jener klein, er aber groß.
Er trifft ihn mit gezielter Elle
und schmerzhaft an der schwächsten Stelle,
so dass der sein Gesicht verdreht
und taumelnd in die Kniee geht.
Jedoch er rafft sich wieder auf,
und das Geschick nimmt seinen Lauf.
Denn jener, der zu Boden ging,
fühlt sich so winzig und gering
und denkt, um wieder groß zu sein,
schlag ich den andern kurz und klein.
Er wartet, in dem Spiel geübt,
bis der sich eine Blöße gibt,
und schlägt erbarmungslos im Nu
dort, wo der andre schwach ist, zu.
Doch jener, als er dann erwacht,
rächt sich von hinten, dass es kracht,
weil er dies Ärgernis als Mann
nicht auf sich sitzen lassen kann.
Ganz klar, nun ist der erste sauer
und legt sich heimlich auf die Lauer,
weil er, wie jeder Leser ahnt,
entsetzliche Vergeltung plant,
und die Spirale läuft sich heiß
zum mörderischen Teufelskreis.
…. Die beiden handeln wie ein Kind,
und wenn sie nicht gestorben sind,
dann ist ihr Zorn noch nicht verpufft;
sie schnappen halbentseelt nach Luft,
weil jeder schwört, dass er erst ruht,
sobald der andre Buße tut
und er in dieser Keilerei
der anerkannte Sieger sei.
…. So geht es lange hin und her.
Doch eines Tags geht gar nichts mehr.
Nach alle dem kindischen Getue
herrscht wieder Ruhe – Friedhofsruhe.