Spätjährliche Idylle


Spätjährliche Idylle



In Nachbars Gülleloch fließt nur noch wenig Scheiße,
seit im Herbst sein Schwein zu Blut- und Leberwurst geraten.
Die drei Rinder sind schon lange - beispielsweise -
Gulasch, Rouladen, sowie Sonntagsbraten.
Ein halber Meter Schnee liegt auf den Wiesen.
Die Blumen muss ich nicht mehr gießen.
 
Warme Kacheln wärmen meinen Hintern.
Ich träum den Traum von Landmenschwintern.
 
 
Wir „Ländler“ liegen winters auf der warmen alten
Ofenbank - die Rehe haben nichts zu äsen -,
statt viele Ster von Buchenholz zu spalten.
3 x täglich räumen Schnee die Fräsen.
Der Pfarrer mit „Adveniat“
noch einmal kräftig abgegriffen hat.
 
Warme Kacheln wärmen meinen Hintern.
Ich träum den Traum von Landmenschwintern.
 
 
Die Traktoren tuckern nicht mehr, ruhen in den Schuppen.
Die Sekten-Frommen gehn zum Untergange ganz in Weiß.
Bei Weihnachtsfeiern gibt es fraulich-warme Suppen.
Der Jagdaufseher schießt in der Nacht die dritte Geiß.
Der Bürgermeister pennt, wie üblich, im Amte vor sich hin.
Im achten Monat ist die ganz nette Obstverkäuferin.
 
Warme Kacheln wärmen meinen Hintern.
Ich träum den Traum von Landmenschwintern.
 
 
Eine ziemlich scharfe und auch blonde Ossi sucht,
da sie im Festzeltsommer ein gefragter Kurgast war,
den Vater ihrer offenbaren Sommerfrucht.
So vergeht ganz leis das Landmensch - Jahr.
Die Wildsau wühlt die Wintergerste um.
Diesen Schaden zahlt ganz sicher die Versicherung.
 
 
Warme Kacheln wärmen meinen Hintern.
Ich träum den Traum von Landmenschwintern.
 
 
 
Der Nachbar-Postler ist dort, wo ich wohne,
winters einziger Kontakt zur Außenwelt.
Bringt Werbepost für lustige Kondome,
mit 10% Rabatt, wenn man 1000 Stück bestellt.
Nachbars Brunnen bringt kein rechtes Wasser mehr zustande.
Harter Winter ist im Landmenschlande.
 
Warme Kacheln wärmen meinen Hintern.
Ich träum den Traum von Landmenschwintern.
 
 
Die Feuerwehr hat ihre letzte Jahresabschlussübung
seit einer Woche, und mit Erfolg, schon hinter sich.
Der Urin der Männer hat nur noch eine leichte Trübung.
Ein Wurstsalat mit Käs steht auf dem Küchentisch.
Dünnes Eis bedeckt die Fensterscheiben.
Mein Weib meint, ich soll nicht solche Scheiße schreiben.
 
           
Warme Kacheln wärmen meinen Hintern.
Ich träum den Traum von Landmenschwintern.
 
 
 


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Kommentare (5)

Sam 2

Liebe Kommentatoren,

mein uraltes Bauernhaus liegt in einer sehr kleinen Teilgemeinde. Unser Leben ist wie ich es beschreibe: herzhaft, menschlich, echt. Völlig anders als in den verlogenen Dirndl-Idyllen,  die das Fernsehen als bäuerliches Leben vorgaukelt.

Herzlich
Sam 2
 

ehemaliges Mitglied

Lieber Sam,

das Schicksal wahrer, großer Künstler ist, verkannt zu werden.
Aber wer Träume und warme Kacheln hat, ist noch nicht verlorenLachen

LG
Arni

Willy

Deine liebe Frau erkennt noch nicht die Feinheit und Außergewöhnlichkeit deiner künstlerisch so bedeutenden Arbeit. Das wird aber noch, bin ich mir sicher.
LG
WillySmiley

Manfred36

Immerhin scheinst du "dein Weib'" in deine Elaborate eibzuweihen, ist doch schon was Smiley.

Gruß Manfred

silesio

Hm?
   Silesio


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