Seidenpapier oder bedrucktes Geschenkpapier



Seidenpapier oder bedrucktes Geschenkpapier

Als das Weihnachtspapier aufkam

Im Jahre 1901 warb man im Weihnachtsgeschäft Radebergs „man solle doch das günstig zu erwerbende Seidenpapier“ zum Einwickeln der Weihnachtsgeschenke, vornehmlich der Toilettenseifen, der Salben und Parfüms verwenden. Was sofort die Frage aufwirft, seit wann es das Seidenpapier gab und seit wann die Weihnachtsgeschenke entsprechend verpackt wurden. Diese Entwicklung ist der industriellen Massenproduktion geschuldet und somit seit etwa 1850 fassbar. In diesem Jahr wurde ein Verfahren entwickelt, aus Holz Papier zu erzeugen. Da das Papier nunmehr in Bahnen produziert werden konnte, war es ein Leichtes, es in alle Winkel zu versenden.

Und es kam ein neues Wort in die deutsche Sprache, das Geschenkpapier. Erster Produzent, speziell mit Weihnachtsmotiven bedruckten Papiers, war seit 1877 die schlesische Papierfabrik Haynau bei Liegnitz. Unter dem Begriff „feine Einschlagpapiere“ gibt es 1882 in der Radeberger Zeitung den ersten Vermerk für dessen Verkauf. Vordem wurden Weihnachtsgeschenke in ihrem unverpackten Zustand unter den Weihnachtsbaum gelegt oder einfach so übergeben. Lediglich in vermögenderen Familien kam schon vor über 200 Jahren der Brauch auf, seltene Luxusartikel auch zu verpacken. Spanholzschachteln, dann zunehmend Karton oder Pappe erfüllten das Anliegen. Und es kam als spezielle Version das Seidenpapier auf, das man
ursprünglich nutzte, um Goldwaren „einzuwickeln“.

Die Verschönerung der Geschenke, wie das erste Geschenkpapier in der Werbung angepriesen wurde, ging einher mit der Erfindung von Kosmetika, so dem Lippenstift um 1880. Bereits auf der Weltausstellung 1883 in Amsterdam konnte man den Stift in Seidenpapier bewundern. Wurden vor der Einführung der Massenproduktion von Geschenkpapier nur Konfekt, Tabak oder Kosmetik „mit dem Einwickeln verschönert“, war jetzt jedes Geschenk „fein genug“, um es durch mehr oder weniger geschmackvolles Papier zu veredeln und mittels eines Schleifchens auch sicher zu verpacken.

Ich kann mich jedenfalls entsinnen, dass das Geschenkpapier oftmals sorgfältig, vor allem wenn es im „Westpaket“ ankam, geglättet und dann in einem Wandschrank aufbewahrt wurde. Ähnliches geschah mit dem Band. In Zeiten des Mangels seit den Jahren des Ersten Weltkriegs war das Aufheben und Wiederverwenden allgegenwärtig.

Und heute? Geschenkpapier ist vom Umfang der Verwendung her, zu Weihnachten im Sinken begriffen. Dafür schenkt man öfters Geld (!) oder Gutscheine in Briefen und ähnlichen. Auch hier ist ein Kulturwandel zu beobachten. Dennoch, da ein Ofen zum Verbrennen des Papiers immer seltener in den Haushalten wird, quellen die Papier- und Mülltonnen über. Wer hätte das gedacht, als das Weihnachts- und Geschenkpapier aufkam.

haweger

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