Sehnsucht

Marlene fühlte sich an dem Tag nicht gut, sowie auch am Tag zuvor. Irgendwie unruhig, und als ob etwas mit dem Magen auch nicht ganz in Ordnung? Sie hat gedacht: Womöglich liegt das am Wetter... Denn es wurde gerade windig, und der Wind war eine atmosphärische Erscheinung, die sie einfach hasste. Oder doch - wären dies Symptome einer Erkrankung? Sie hat sich versprochen, weniger Kaffee zu trinken, und keine Süßigkeiten zu essen.

   Wie auch immer, sie machte sich an die Hausarbeit. Ein wenig geputzt, etwas vorgekocht - denn sie musste dann auch noch sein Auto von der Werkstatt abholen. Austausch von Stoßdämpfern. Sie fuhr dahin mit dem Taxi, dann stellte den Wagen in die Garage ab. Als sie dann wieder ihre Wohnung betrat, bemerkte sie erstaunt, dass sich sich nun wieder ganz wohl fühlt. Absolut komfortabel. Wie ist das nun möglich, so auf einmal wieder OK?

   Natürlich hat sie sofort vergessen, was sie sich selbst vor knapp einer Stunde verboten hatte. Sie machte sich eine gute Tasse Kaffee, und dazu gab es wie gewöhnlich etwas Süßes. Sie überlegte. Ach ja... Das Auto. Das Auto sehnte sich nach ihr, und teilte ihr irgendwie seine Sehnsucht, und seine Angst mit. Ganz allein, in einer fremden Umgebung. Vielleicht war der Austausch von Stoßdämpfern nicht angenehm, oder gar schmerzhaft? Vielleicht hat sich der kleine Wagen gedacht, sie würde ihn gar nicht mehr abholen? Wie konnte sie es der lieben Maschine erklären, dass ihr der Eingriff ja nur gut tun wird? Nun ist sie aber wieder da. :)

   Marlene fühlte sich ausgezeichnet. Mit Vergnügen trank sie den Kaffee zu Ende.