Schwarz und Weiß
Der Vater meiner Kinder begegnete mir während einer Jazzveranstaltung an einem Abend an der Uni Bochum. Von Anfang an war klar, dass er nicht in Deutschland bleiben würde, er wollte irgendwann zurück nach Frankreich. Und ich war einverstanden, da ich Englisch und Französisch studiert hatte, gab es für mich keine Probleme.
Ende 1978 wurde unser ältester Sohn geboren, Im März 1980 verließen wir Deutschland, zogen nach Paris.
Frédéric war noch sehr klein. Farbige Menschen waren ihm bis zu diesem Zeitpunkt nicht begegnet.
Gleich in den ersten Tagen machte ich mich mit ihm auf den Weg zur Post. An einem anderen Schalter in der Schlange stand eine junge Frau mit ihrem Baby. Unsere Kinder sind zweisprachig erzogen worden. Mein Herr Sohn beschloss in diesem Moment Französisch zu sprechen. Mit ausgestrecktem Zeigefinger zeigte er auf das kleine Kind und tat sehr laut kund: „Sale, le bébé!“ Schmutzig war das Baby nicht, es handelte sich um eine Schwarze mit ihrem Kind. Mit hochrotem Kopf verließ ich das Gebäude.
Einige Tage später kaufte sich der Herr Papa Zigaretten. Und wieder zeigte Frédéric mit dem Finger auf eine Frau und erklärte, wieder sehr laut: „Sale, la dame.“ Der Papa nahm es etwas gelassener als ich einige Tage vorher.
So eine Situation hat es dann nie wieder gegeben. Mein Sohn hatte sich daran gewöhnt, dass es eben nicht nur Menschen gibt, die so aussehen wie er.
Mit Gilles, dem kleinen Bruder, haben wir so etwas nicht erleben müssen, er war von Geburt an daran gewöhnt, dass es in dieser großen Stadt so viele verschiedene Menschen gibt.
Eine ehemalige Arbeitskollegin aus dem Ruhrgebiet war mit ihrem 4jährigen Sohn auf dem Weg in die Normandie zu ihrem Mann, der für einige Monate auf Montage war. In Paris angekommen, wollte sie in ein Taxi steigen, aber der kleine Junge begann laut zu schreien, er schlug wild um sich, weigerte sich, in das Auto zu steigen. Der Grund war.... der Fahrer, ein Schwarzer! Eine extrem peinliche Situation.
Kommentare (2)
@Ingira
Hallo Ingira,
wärest Du in meiner Nähe, hättest Du mein lautes Lachen gehört.
Zu der Zeit gab es bei uns kaum Schwarze und die Oma hat sich eben diese Frage gestellt, ganz ohne bösen Hintergedanken.
Danke für Deinen Kommentar.
Noch einen schönen Sonntag für Dich,
Anita
hallo @IndianSummer1952
ich war 1968 als Schülerin im Rahmen eines Schüleraustausches in Frankreich-. Als die französischen Schüler zu uns kamen, war auch ein dunkelhäutiger Junge dabei, der auf einem Bauernhof untergebracht war.
Die Oma der Familie fragte, ob sie für den Jungen wohl weiße Bettwäsche nehmen dürfe, weil sie Angst hatte, daß es Verfärbungen gibt.
Ingira