Schutzengel

Unser Garten besteht aus einer Wildnis. Die einzige Arbeit ist auslichten und zuschneiden mit Heckenschere, Schere, Säge und Pickel. Für die hochliegenden Schnittstellen habe ich eine verlängerte Schere. Viele Arbeiten erledige ich von der Bockleiter aus. Und das seit 30 Jahren unfallfrei.

Am letzten Montag kündete sich am frühen Morgen schönes Wetter an. Also rein in die Gartenkluft und nach dem Frühstück raus in den Garten. Es war eine Weigelia zu schneiden, die sich wegen ihrer Lage unter einem Baum ein bisschen zu hoch empor gereckt hatte. Ich tat dies von der Bockleiter aus mit der Heckenschere. Bei der vierten Aufstellung der Leiter, die Arbeit war fast vollendet, sackte die Bockleiter einseitig ab und ich schwirrte, die elektrische Heckenschere vor der Brust. rückwärts von der Leiter.

Der eigentliche Sturz dauerte sicher nicht länger as drei Sekunden. Gefühlt war es jedoch viel Länger. Wärend dem Flug wurde mir schwarz vor den Augen. Ich wusste, dass ich jetzt meinen Rücken krumm machen muss und ich tat es auch. Der Aufprall war relativ gnädig. Ich habe mich erhoben. Meine Brille war weg. Ich fühlte nirgendwo Schmerz und hab mich sofort wieder an die Arbeit gemacht. Wegräumen der abgeschnittenen Aeste war angesagt. Ca. nach einer Viertelstunde begann es dann ein wenig am Rücken zu schmerzen. Vermutlich war der Schock vorbei. Erst dann habe ich realisiert, was eigentlich geschehen war. Ich war 10cm vom Baumstamm weg aufgeprallt. Eigentlich hätte ich meinen Schutzengel sehen müssen, aber ohne Brille ist das schwierig. Diese habe ich dann auch erst am Nachmittag wieder gefunden. Die Schmerzen waren innerhalb von zwei Tagen weg.

Also: Der Schock führt uns dazu, dass wir aufstehen und weitermachen, wenn wir noch können. Ich habe das auch viel bei unseren Enkeln beobachtet.

Schang