Ratten und Mäuse

Autor: ehemaliges Mitglied

Ratten und Mäuse




Ratten

Alte Häuser oder Bachufer, die nicht baulich abgesichert sind, bieten Tieren allerlei Unterschlupfmöglichkeiten. So erlebten wir es im Schrebergarten vor über 50 Jahren, so erlebte es jetzt meine Tochter, als das alte Haus neben ihrer Firma im Ortskern abgerissen wurde.

Eine hohe Mauer begrenzt zwar den Hof, der zu ihrem Firmengebäude gehört, aber die Tierchen wissen durchaus Wege und Zeiten zu nutzen, wo sie eher nicht so schnell entdeckt werden. Ob der Türke, der nebenan bei ihr einen Dönerimbiss betrieb, von der Stadt die Auflage bekam, das alte Haus abreißen zu lassen oder er selbst wegen der Planung eines Neubaus das veranlasste – lasse ich mal offen. Jedenfalls verloren auch ein paar tierische Bewohner ihr verstecktes Heim. Und was ist für ein Rattenvölkchen schöner, als im Hof eine Abfalltonne für nicht mehr verkäufliche Speisereste für ihre eigene Mannschaft vorzufinden?

Jedenfalls verirrte sich ein Tierfamilienmitglied in die offene Hintertür der Firmenräume meiner Tochter und sorgte daher für ein kleines Jagdvergnügen, als sie entdeckt wurde. Es dauerte etwas, bis das Tierchen in einem mit Deckel verschließbarem Eimer weggebracht werden konnte. Wäre ich dabei gewesen, ich hätte die Ratte vermutlich umgehend erschlagen oder sonstwie getötet. Meine Nachkommen aber sorgten dafür, dass dieses Tier an der Aller in die Freiheit entlassen wurde. Wissen die Beiden, dass die Ratte mit Hasen verwandt ist? Beide Tierarten sind Nagetiere! Vielleicht aber wollten sie auch vor ihrem zehnjährigen Max kein Tier töten?! Oder ekelte es sie, ein getötetes Lebewesen zu entsorgen?

Ein wenig erinnert mich diese Geschichte an ein eigenes Erlebnis Jahre zuvor.

Oh, was bangte ich um meinen Zweijährigen!! Wir waren als Stadtbewohner stolze Besitzer eines Kleingartens nahe dem Dortmunder Ems-Kanal bei Münster und hatten dem Jungen nahe dem Gartenhäuschen und dem Komposthaufen eine Sandkiste gebaut, wo er stets so schnell er konnte, hinrannte.

Eines Tages sah ich dann am Gartenzaun hinter seinem Sandkasten ein Ratte sitzen. Mich ekelten diese Tiere, ich hatte irgendwie im Kopf, dass ein Rattenbiss den Menschen Krankheiten bringen konnten und nun rannte mein Kind darauf zu! Björn wird vermutlich das Tier kaum beachtet haben, er wollte nur in seine Sandkiste. Mir war in dem Moment gar nicht bewusst, dass ein gesundes Tier, noch bevor wir es entdeckt haben würden, schleunigst verschwand. Aber diese Ratte blieb sitzen. Sie hatte vermutlich Gift gefressen und blieb sitzen. Ich griff meinen Spaten, stürmte an meinem Sohn vorbei und teilte das kleine Tier in zwei Hälften! Das Entsetzen kam erst danach: über die getötete Ratte und über mein eigenes Tun!

Viele Jahre später: Mein Mann und ich hatten die Gewohnheit, an den sommerlich warmen Abenden uns mit den Nachbarn zu einem Klönschnack zu treffen, mal bei ihnen, mal bei uns an der jeweiligen Garagen- und Gartentür. Der junge Nachbar stand mit seiner frisch geprüften Jagdhündin, die ihre Jagdhundausbildung gerade erfolgreich bestanden hatte, auch in der Runde. Sie lag brav und angeleint bei ihrem Herrn, unser Wuschel saß friedlich bei uns, als plötzlich ein Mäuschen vorbeihuschte und sich im Mülltonnenbereich versteckte.

Weder wir noch die Nachbarn wollten in der Garage oder unseren Häusern einer Maus ihre Familiengründung zugestehen. Also veranlasste der frischgebackene Jagdhundbesitzer seine Hündin, die Maus zu fangen. Aber sie stellte sich blamabel ungeschickt an! Auch in Wuschel – unserem kein bisschen geschulten Hund – erwachte der Jagdtrieb. Wie sehr der in ihm steckte, ahnten wir gar nicht! Erst nach diesem Erlebnis erfuhren wir, dass unser Wuschel zu einer Rasse gehörte, die auf die Wasserjagd abgerichtet werden kann.

Die Maus entwischte beiden Hunden immer wieder, bis sie unsere Kellertreppe hinuntersprang. Dummerweise stand auch noch die Tür unten offen, so dass sie die Möglichkeit hatte, sich im Keller zu verstecken. Das tat sie auch! Sie verschwand in meinem mit Schmutzwäsche gefüllten Wäschekorb – iiiihh!! Beide Hunde und wir hinterher. Und wer fing das arme Tierchen, das vergeblich dieses oder jenes Versteck für sich zu nutzen suchte?? Klar doch: Wuschel! Er spielte noch eine Weile mit der Maus – ein wunderbares Spielzeug für ihn! Dann konnten wir ihn dazu bewegen, mit der Maus im Maul nach draußen vor die Garagen zu tappern und dort ließ er das Tierchen frei, das sofort das gegenüber liegende Feld als willkommenes Versteckangebot nutzte.

Dieses Erlebnis ließ den Kleinen ab sofort in jedem Mauseloch schnuppern und buddeln. Das führte dazu, dass wir ihn selbst in der Nähe des Deiches im Watt einer Nordseeinsel nicht mehr von der Leine lassen konnten … !
 

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