Plus und Minus des Altseins
….Bist du alt? Fühlst du dich alt? Bist du gern alt? Wann hast du dich zum ersten Mal alt gefühlt? Was gefällt dir daran, alt geworden zu sein? Welches sind deine schlimmsten Einschränkungen und Behinderungen?
…. Einige Fragen, keine offizielle Befragung! Allein über Plus und Minus zu sprechen oder zu schreiben, kann erleichtern. Und es kann andere anregen, tiefer darüber nachzudenken oder sogar den Austausch mit anderen zu suchen, z. B. mit mir.
….Silesio, 87 Jahre alt
Kommentare (10)
@Manfred36
Du bist zwar der Jüngste, aber bei weitem der klügste. Unter einem Goethe-Zitat machst du es ja nicht, und dann auch noch so lang!
Schade, wir gehören nach Adam Riese zu der Generation, die nicht nur bald individuell sterben, sondern als Gattung aussterben wird.
Schon jetzt: RIP
Ich bin glücklich für jeden neuen Tag, was auch immer er
bringt. Gern und herzlich bedanke ich mich bei dem da
oben, wo immer das sein mag.
Und bei Dir für gute Gedanken-Anstöße
Distel1fink7
Deine Fragen Silesio über das Alter sind nachdenkenswert.
Dabei hast Du Pan schon einige Antworten gegeben.
Das Wichtigste ist,das Alter in allen facetten annehmen---ohne zu hinterfragen--- eigentlich nur glücklichsein und die letzten Jahre bewußt wo hin undsere Reose geht,zu leben----
Ich kann sagen,ich bin ein glücklicher Mensch mit 84 Jahren!
Wolke07
@wolke07
Glückwunsch zum Glücklichsein, ganz ernst gemeint.
Aber "ohne Hinterfragen"? Das kann ich nicht, das will ich auch nicht.
Aber wie sagt das Sprichwort: Jedem Tierchen sein Pläsierchen
Silesio
Ja ganz ohne Hintergedanken
das kann ich nicht-----ja ich kann nicht mehr Autofahren wegen meiner Augen,trotzdem bin ich ein glücklicher Mensch,da ich es akzeptiere,das es so ist-
Was hätte es für einen Zweck,wenn Menschen jammern über ihr Schicksal,es gehört eine große Partion Willensstärke dazu.
Gruss Wolke
@wolke07
Ich habe mein Auto schon vor vielen Jahren abgegeben, damals noch in Stockholm - und lebe immer noch!
Aber du scheinst ja einen Weg gefunden zu haben und immer wieder neu zu finden.
Weiter so!
Eine reichlich verzwickte Frage, lieber Silesio. Da sollte man zunächst klären, was denn »alt« ist. Da käme zunächst der Gedanke »älter als«, der zum Nachdenken reizt. Was wusste ich damals, vor unendlich langer Zeit, vom »Altsein«? Wusste ich seinerzeit schon, was ich alles nicht mehr können würde? Und ist alles, was heute schwierig ist, denn unbedingt so wichtig, dass ich darüber traurig sein müsste?
Ich meine: Nein! Vieles ist doch nur Gewöhnung an frühere Zeitspannen. Ich bin überzeugt, dass Nachsinnen keinerlei Perspektiven für die Jetztzeit bringt.
Habe ich früher besser gelebt? Unruhiger sicher, ich bin froh, dass mein DASEIN nichts mehr mit Hetze und dem Drängen nach »immer mehr« zu tun hat; dass ich heute lebe und das wirklich noch kann, was ich auch möchte!
Bedaure ich es, alt zu sein? Nein - niemals. Jetzt sind die Jüngeren am Zuge, die, die alles mit anderen Augen betrachten, die irgendwann zum gleichen Schluss kommen werden (oder auch nicht?) wie ich heute. Ich gönne jedem sein Dasein, sein Leben. Er oder sie sollten nur zwischendurch einmal nachdenken, dass nichts so bleibt, wie es ist - alles geht den Weg des Lebendigen. Und die Angst davor, irgendwann nicht »mehr da zu sein« begleitet doch meist die Menschen aller Genres immer wieder.
Dass dann das Buch des Lebens zugeschlagen wird, unvermittelt und meist ohne Vorankündigung, muss niemand erschrecken: Es ist doch das Gesetz vom Baby-Alter an. Das Dumme ist dabei, dass jeder es weiss, aber keiner es wahrhaben will.
Ich schreibe dies, weil ich das Leben kenne, sei fast 89 Jahren kenne. Ich liebe das Leben - jedoch weiss ich um meine Endlichkeit, und das ist gut!
Grüße von
~Pan~
@Pan
Danke für deine ausführliche Antwort, in der mir vieles bekannt vorkommt. Du hast offensichtlich Humor, und der ist ja immer hilfreich.
Einen Gedanken nehme ich auf: Nachsinnen bringt nichts für die Gegenwart? Meinst du das wirklich. In allem, was ich von dir gelesen habe, finde ich eher das Gegenteil. Du leibst es nachzusinnen, du hast geradezu ein Kunst daraus gemacht. Du denkst tief im Innern, und dann veröffentlichst du deine Gedanken.
Dir macht das Leben sogar irgendwie Spass.
Wunderbar!
Silesio
Der Gesang der Alten über den Wassern.
Wenn Silesio (87) meint: Gebt den Alten das Wort,
und Pan (89) denkt nach: Bin ich endlich vor Ort?
Vermag ich (86) mich fast noch nicht einzureihen.
Doch ich folge mal kühn den Zweien.
„Seele des Menschen, wie gleichst du dem Wasser,
Schicksal des Menschen, wie gleichst du dem Wind“
Goethe, er zeichnet das Erden-Sein
in ein Bild vom Verlauf des Stroms hinein.
S' ist nicht mehr die Klippe, die mich mitnimmt,
auch nicht der glatte See, der bestimmt.
Unten, da rollt noch immer Gestein,
klinke ich mich in die Zeitläufte ein.
Doch es bestimmt nicht mein Aussehen mehr.
Auch die Todkrankheit gibt das noch nicht her.
Wenn die Sterne im See jetzt ihr Antlitz weiden,
dann seh' ich das nunmehr von beiden Seiten:
Den Spiegel der eignen Vergangenheit,
die Zukunft, wie eh, unerkennbar weit.
Die Gegenwart, wo sich beide schneiden,
versucht mein Gemüt, strebsam auszuweiten.