Paulchen - Ein Bayer in Berlin X
Paulchen – Ein Bayer in Berlin X
Kapitel 10 Nachts mit Paulchen unterwegs 👽 👽 👽
Es gab immer wieder Tage, an denen wir abends oder sogar nachts mit Paulchen Gassi gingen, weil es vorher nicht rechtzeitig möglich gewesen war. Dabei passierten auch sehr merkwürdige Dinge. Wir hielten uns zum Gassi gehen abends oder nachts immer in unserem Kiez in Schöneberg auf, und dazu gehörte auch der Wartburgplatz. Das ist ein kleiner Platz mit Rasen in der Mitte, den man recht schnell umrundet hat. Aber immerhin, er war doch eine Auslaufstelle. – Wenn man so will, nicht nur für Hunde, sondern auch für Menschen! So trafen wir über lange Zeit hinweg immer wieder auf einen Mann, der ein riesiges Messer vor sich hertrug, während er mit sich selbst sprach. Das sehr breite Messer, das er gegen seinen Oberkörper presste, reichte von seiner Hüfte bis zum Halsansatz. Er lief gemessenen Schrittes und redete vor sich hin. Das hatte schon etwas Beängstigendes, vor allem dann, wenn er plötzlich aus der Dunkelheit auftauchte und man vorher gar nicht an ihn gedacht hatte. Aber auch Jugendliche konnten Ängste in mir erwecken. So wurde ich Zeugin, wie eine größere Gruppe von Jugendlichen einen Jungen in den Schwitzkasten genommen hatte und hinter sich herzerrte. Ich sah, dass der Junge keine Chance hatte, dieser Gruppe irgendwie zu entkommen. Als ich nahe an die Gruppe herangekommen war, fragte ich: „Aber ihr wollt ihn doch nicht umbringen?“ Und ein paar Jugendliche antworteten beschwichtigend: „Nein, das machen wir nicht!“ – Mehr konnte ich nicht tun, hoffte aber, dass ich dem Jungen, der da so in Bedrängnis geraten war, ein wenig helfen konnte.
Ein anderes Mal war ich mit Paulchen nachts an der Apostel-Paulus-Kirche, die sich ebenfalls in der Nähe unserer Wohnung in der Eisenacher Straße befand, unterwegs, als es vom Kirchturm 12 Uhr Mitternacht schlug. Es war stockdunkel um die Kirche herum. Da, beim letzten Glockenschlag, stand plötzlich, wie aus dem Boden gestampft, ein Mann vor mir! Das war schon ein wenig gruselig. Der Mann sprach kein Deutsch, versuchte aber trotzdem eine Unterhaltung mit mir. Ich ließ mich darauf ein, auch wenn nicht viel dabei herauskommen konnte. Irgendwann ging der Mann dann wieder seiner Wege – und ich natürlich auch.
Ich muss sagen, dass ich noch heute froh bin, dass Paulchen in diesen irgendwie doch auch sehr heiklen Situationen Gott sei Dank nicht aggresiv geworden war. Nicht angriffslustig, und er bellte auch nicht. Hätte er es getan, wäre möglicherweise noch so manches eskaliert.
Fortsetzung folgt
Angeli44 😏
Kommentare (3)
@WurzelFluegel
Liebe WurzelFluegel, das ist wieder eine spannende Frage: Ja, Paulchen wollte mich schon beschützen. Aber in solchen Fällen, wie die hier von mir geschilderten wäre es sehr unangebracht gewesen, wenn er die Leute verbellt hätte! Das hätte sehr schiefgehen können! - Aber Gott sei Dank ging ja alles gut!
Ja, die Parks in Berlin! Hier muss man wohl besser sagen in Westberlin. In Ostberlin gab es wohl nicht so viele Gefahren. - Ich erinnere mich an ein Ereignis in Schöneberg bzw. Friedenau - ich glaube, es war sogar schon Anfang der 90er Jahre: Da wurde der Kopf einer Frau von einer Kirche gefunden! - Na ja, weitere Details kenne ich nicht mehr. Aber sehr vertrauenserweckend war das alles nicht!
Angeli
@Angeli44
Es ist unfassbar, was Menschen Menschen antun. Das will ich hier aber nicht vertiefen und warte mal ab, wie Paulchen dich weiter beschäftigt hat 😉
WurzelFluegel
Seltsam, was du so alles erlebt hast... liebe Angeli.
Die Parks in Berlin, waren also schon immer gefährlich.
Du schreibst, dass du froh warst, dass Paulchen nicht aggressiv wurde. Hattest du gerade in solchen Situationen nicht das Gefühl, dass Paulchen dich beschützen würde, wenn es nötig geworden wäre?
🐾🐾
liebe Grüße
WurzelFluegel