Berliner Weiße mit Schuss ---->






Samstag, 22.Dezember 2012

Übermorgen ist Heiligabend! Ich bin vorhin mit einigem an „lebensnotwendigen“ Dingen von Plänterwald nach Johannisthal umgezogen, hin zu Irene, mit der ich heuer Weihnachten feiern möchte. Zeit, etwas Besinnliches zu tun, bis es soweit ist, dass man sich vielleicht beschenkt, das man sich frohe Feiertage wünscht.

Aus dem Regal zu Hause habe ich mir unter den Büchern über Berlin einmal wieder den Bildband „Das historische Berlin“ von Paul Wietzoreck (2010) mitgenommen. Jetzt, wo ich mit Irene immer und immer wieder in die City fahre, da so reichliche Wege abgelaufen bin, kann es nur so interessant sein, die erlebten Bilder mit den im Buch festgehaltenen Aufnahmen aus alter Zeit zu vergleichen.

In den Jahren nach Kriegsende, dem Wiederaufbau der extrem zerstörten Stadt, ist es doch interessant live mitzuerleben, was sich jetzt so in der Großbaustelle in Berlins Stadtmitte tut. Bei unseren Tippeltouren nehmen wir reichlich Fotos mit in unseren Kameras.

Das Buch auf dem Schoß, die mitgebrachten Fotos auf dem Bildschirm, und noch dazu die verschiedenen Stadtpläne von einst bis heute auf dem Tisch ausgebreitet – das macht neugierig, da und dort noch einmal nachzuschauen.

Es gab eben eine Zeit, in der sich in Berlin kaum etwas Gescheites tat – die Trennung und Isolation des Westteiles der Großstadt von Groß-Berlin hat unterschiedliche Entwicklungen angelegt. Und dennoch: insgeheim war Berlin über Stacheldraht und Mauer hinweg doch ein Ganzes geblieben – es gibt die Spree, es gibt die Eisenbahn – die haben Berlin das Überleben möglich gemacht.

Ich war fünfundsechzig Jahre weg von dieser, meiner Geburtsstadt, habe nur von Ferne etwas – nicht gerade viel - miterleben können. Ich muss meinen Eltern danken, dass sie – gerade immer zu Weihnachten – mit dem Schenken von Büchern und Bildern über Berlin – das Heimweh in mir nach Berlin wachhielten. So wach, dass ich beim Entdecken einer Berlinerin im Internet das große Glück hatte, was aus Berlin per Fahrrad zu erfahren.
 
Was hat mein Vater, ein geborener Rixdorfer (noch nicht Neukölln!) über Berlin gesagt: „Du brauchst in Berlin immer eine Stunde Reisezeit – sei es zu Fuß, per Rad, mit der Bahn oder einer Taxe – eine Stunde“. Wie recht er doch hat. Und trotzdem: eine Stunde, sie geht im Fluge vorbei.

Gestern habe ich mir mal die Freiheit genommen, habe mich in die S-Bahn gesetzt, bin nach Ostkreuz gefahren. Da muss man zurzeit noch umsteigen, wenn man mit der „Stadtbahn“ weiter „nach Berlin“ will (du bist in Berlin und fährst nach Berlin – gemeint ist Stadtmitte). Ich bin an jedem Bahnhof bis Bahnhof Zoo ausgestiegen und wieder zurück, ich habe da im Abend-Licht schnell ein paar Aufnahmen gemacht und bin weitergefahren, manches Mal sogar mit demselben S-Bahnzug. Einhundertfünfzig Fotos in eineinhalb Stunden. Ein Kindheitstraum ist in Erfüllung gegangen, jeden Bahnhof anzusehen.

Und noch etwas war so spannend bei dieser Exkursion: die Schatten der bis an den Bahndamm reichenden Gebäude, das Überqueren von Straßen, auf denen sich Autokolonnen schwerfällig in die Stadt oder hinaus ins Umland bewegten.

Im Prinzip hat der Berliner immer was zu meckern. Mir aber gefällt diese Stadt ausnehmend gut. Ich bin so glücklich, wieder zu Hause zu sein.







Frohe Weihnachten und auf ins nächste Jahr mit Kamera und dem, was uns Theodor Fontane einmal aufschrieb. Nun kann man problemlos Berlin und die Mark Brandenburg erleben oder noch weiter hinaus zu den Geburtsstätten der Berliner – Schlesien, Pommern, Mecklenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Niedersachsen, Thüringen usw. usw.
ortwin

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