Nikolaus 1985 in Paris
Einen großen Teil meines Lebens habe ich in Frankreich verbracht. Meine Kinder sind in Paris geboren und aufgewachsen. Familie in Deutschland hatte ich schon sehr lange nicht mehr, aber für mich war es sehr wichtig, dass meine Söhne auch deutsche Sitten und Bräuche kennen sollten.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Jungen 7 und 3 Jahre alt. Der Große wusste natürlich bereits, dass es keinen Nikolaus gibt und dass ich es war, die seine Schuhe, die vom Papa und vom kleinen Bruder mit netten Kleinigkeiten füllte.
Hier in Deutschland kennt jedes Kind den Nikolaus, es gibt Lieder, man spricht in der Familie und im Kindergarten darüber, sieht Werbung im Fernsehen. Das fiel in diesem Fall natürlich alles weg. Nur ich, mit Unterstützung des großen Bruders, konnte den Kleinen darauf vorbereiten.
Wir haben viel darüber geredet.
Und waren uns sehr sicher, dass unser Kleiner nun verstanden hatte, dass er am 6. Dezember kleine Geschenke in seinen Schuhen finden würde. Falsch gedacht!
Die Schuhe der gesamten Familie befanden sich in einem Schrank im Eingang. Der Vater meiner Söhne wollte unbedingt erleben, wie seine Kinder nun die Überraschungen vom Nikolaus entdeckten und hatte beschlossen, etwas später zur Arbeit zu fahren. Es wurde langsam Zeit für Schule und Kindergarten, also forderten wir unseren Kleinen auf, die Stiefel anzuziehen, wir müssten bald gehen.
Seine Reaktion hatte niemand erwartet. Er griff nach den Stiefeln, stutzte, nahm die Süßigkeiten heraus und warf sie im hohen Bogen durch den Raum, dass sie teilweise im Wohnzimmer landeten. Blitzschnell folgte der Inhalt des zweiten Stiefels. Er stampfte mit dem Fuß auf und fragte, was das denn solle, Süßigkeiten in seinen Schuhen, dahin gehörten sie nun wirklich nicht.
Wir waren wie erstarrt, konnten gar nicht sofort reagieren. Ich stand an die Wand gelehnt, brach in schallendes Lachen aus, während mir die Tränen über das Gesicht liefen. Die Situation war urkomisch, aber auch unendlich traurig für mich.
Ab dem folgen Jahr fanden dann ihr Vater und auch ich immer am Morgen des 6. Dezember Kleinigkeiten in unseren Schuhen, teilweise sogar liebevoll verpackt von unseren Söhnen und das haben sie lange beibehalten.
Kommentare (6)
@Muscari
Liebe Andrea,
danke für Deinen lieben Kommentar.
Ja, Frédéric hat sich dann der Sache angenommen und Gilles erfuhr alles über den Nikolaus. 😀
Habe ich geweint? Habe ich gelacht? Beides trifft zu.
Der kleine Giftzwerg stampfte mit dem Fuß, war richtig sauer, warf die Sachen schimpfend im hohen Bogen durch den Raum.
Aber Süßigkeiten gehören ja auch nicht in die Stiefel!
Hab noch einen schönen Nikolaustag.
Liebe Grüße
Anita
Hallo Anita!
Mir schossen fast die Tränen vor Rührung in die Augen! Sooo schööön!
Dass es mir doch auch noch einmal geschehen würde, daran hab ich gar nicht gedacht. Heute Morgen hatte ich noch so ein wenig mein Bett genossen, bevor ich aufstand.
Als ich dann aus dem Bad kam, nun auch wieder mit Hörgeräten ausgestattet, entdeckte ich, dass die Fußmatte an der Eingangstür ausgetauscht war! Eine bunte Fußmatte wünschte mir "Frohe Weihnachten"!! In der Nacht zur "zu-Bettgehzeit" lag sie noch nicht dort, und gehört, dass Jemand herein gekommen war, hatten meine tauben Ohren auch nicht.
Und jetzt wird es Zeit, noch etwas einzukaufen. Um 16 Uhr steht mein Enkel vor der Tür, den ich auch nicht enttäuschen will!!
@nnamttor44
Danke für Deinen lieben Kommentar.
Wie schön, dass man Dich heute so nett überrascht hat. So startet man mit einem Lächeln in den Tag.
Ich wünsche Dir noch einen schönen Nikolaustag und viel Spaß mit dem Enkel,
Anita
wirklich schön erzählt , das macht Freude zu lesen ,
auch deine anderen Blog´s machten mir Freude obwohl ich kein Freund von langen Einträgen bin :-) sie sind wirklich sehr gut beschrieben Danke
schönen Tag dir wünscht jochen
@reflex
Hallo Jochen,
danke schön und es freut mich, dass meine Geschichten Dir gefallen.
So lang sind sie ja auch gar nicht. 😀
Ich wünsche Dir einen schönen Nikolaustag.
Viele Grüße
Anita
Liebe Anita,
das ist wirklich eine nette Erinnerung an den Nikolaustag in Frankreich. Na ja, aber auch ein wenig traurig.
Aber im Jahr danach hatte wohl auch der Jüngste begriffen, um was es wirklich ging.
😃
Danke für Deinen Eintrag und herzliche Grüße von
Andrea