MEINE TANTE ELIZABETH
MEINE TANTE ELIZABETH
Ich hatte mal eine deutsche Tante, die Elizabeth hiess.
Das muss ich genauer erzaehlen. Im Jahre 1970 kaufte ich mein erstes Auto, einen alten Kaefer fuer ganze 1100 DM. Das war in der Zeit ein Riesenbetrag fuer mich. Nach paar Tage Erfahrung in meiner Unistadt Heidelberg ging es am Sonntag zur Weinstrasse, Neustadt, Deidesheim und Bad Duerkheim. Man kannte sich nicht gut aus, aber man wollte fahren. Unterwegs hat man so viele Weinberge gesehen und so viele Trauben. Also wollte man Trauben kaufen. Ich hielt so am Strassenrand und sprach mit einer aelteren Frau, die im ‚Weinfeld‘ arbeitete. Ich habe sie gegruesst und fragte sie:
„Koennen wir ein Kilo Trauben bei Ihnen kaufen? Was kosten die?“
Sie sah mich kritisch an und sagte etwa: „Des sind keine Esstraube...des sind Weintraube....Du kannscht so viel habe...wie du willscht, musch aber selbst .....“
Mit grosser Freude haben wir einige Trauben gepflueckt, uns bei ihr bedankt und wollten wegfahren, als die Frau sagte: „Komm doch am Montag vorbei und du kannscht bei mir schaffe--- und bissl Geld verdiene....“ und etwas unsicher sagte ich, „Sicher, komme ich um 10 Uhr......“ und wir fuhren weiter.
Obwohl ich Stipendiat war, hat dies ‚Extra-Geld-Verdienen‘ mich richtig angesprochen. Am Montag sollte das neue Semester anfangen aber ich bin dahin gefahren. Etwa an dem Ort stand jedoch ein junger Mann.
„Also du willst bei uns herbschten?“ fragte er als er mich kritisch angesehen hat. „Komm mit,“ sagte er und wir gingen weiter in den Weinberg. Es waren schon mehrere Leute dort, Maenner und Frauen, darunter auch die alte Frau. Sehr schnell wurde mir beigebracht, wie man herbschtet. Man arbeitete, hat gegessen und Wein getrunken. Und alle hatten Fragen fuer mich. Nachmittags um 16 Uhr war die Arbeit zu Ende und alle sind nacheinander ins Dorf gefahren, das Geinsheim hiess. Es wurde zusammen gegessen, ein wenig getrunken und als die alte Frau mir Geld geben wollte, sagte ich:
„Es war so wunderbar bei Euch, dass ich Euch Geld geben soll.“
Die Frau sah mich an und nickte. Der Kofferraum meines Kaefers wurde mit Wein und Wuerstchen beladen. Und es begann eine Freundschaft mit meiner Tante Elizabeth und ihrer ganzen Familie.
Ja, ja, meine Tante Elizabeth!
Kommentare (7)
@Rosi65
Hallo Rosi,
es freut mich sehr, dass meine kleine Reise in der Erinnerungsstrasse, dich dazu veranlasst hat, an so eine schoene Erinnerung zu denken. Wir alle hier finden deine Erinnerung ganz toll und vielsagend in der heutigen Zeit.
Liebe Gruesse und bleib in Kontakt,
Prakash
Mit Elisabeth Freundschaft haben, ist nahezu allein vom Namen her vorbestimmt, Immerhin ist es ein alter biblischer Name (hebräisch: elischeba) mit der sinnigen Bedeutung „Gott ist Fülle“ – die Mutter von Johannes dem Täufer hieß so und allbekannt ist freilich auch die barmherzige Heilige Elisabeth von Thüringen.
...schöne Geschichte… danke sagt
Syrdal
Leider ist Tante Elizabeth nicht mehr da. Der Kontakt mit ihrem Sohn, mit seiner Familie und mit der Sippe ist noch Intakt. Prakash
Manchmal, Prakash bekommt man vom Leben Geschenke inform einer solchen wunderbaren Begegnung, die sich durch Zufall fügt. Das ist einfach herzerwärmend. Gerne habe ich das gelesen und mich mitgefreut.
Lieben Gruß
Roxanna
@Roxanna
Danke Roxanna!
Schoen, dass dies dir gefaellt.
Bleib doch im Kontakt!
Liebe Gruesse
Prakash
Manchmal gibt es im Leben wunderbare Begegnungen, die man gar nicht vergessen kann.
Als ich Deinen Namen las, lieber Prakash, musste ich spontan an Prikschat denken, einen früherer Teilnehmer von mir. Wenn ich mich recht erinnere stammte er aus Pakistan, und war ein stiller und freundlicher Jüngling mit großen und traurigen Augen.
Erst in der Adventszeit, als wir gemeinsam in der Gruppe Weihnachtslieder einübten, taute Prikschat plötzlich auf, denn er sang laut und voller Inbrunst mit. Der Junge entwickelte sich zu einem fröhlichen Menschen, der oft bei seiner Arbeit summte und trällerte. Seine deutschen Sprachkenntnisse hatten sich bereits gut entwickelt.
Doch plötzlich sang er mir strahlend sein neues Lied vor. Zu meiner Überraschung war es ein englischen Song:“ Oh happy day. When Jesus washed, oh when he washed, he washed my sins away.“ Der Sänger steigerte sich langsam von Strophe zu Strophe in der Lautstärke, und hörte gar nicht mehr auf.
Als ich ihn bat: „Bitte, Prikschat, kannst Du den Lautsprecher vielleicht etwas leiser drehen?“ nickte er sofort und teilte mir dann den Text im Flüsterton mit: „Oh happy day.“ Wir mussten beide sofort lachen.
Leider habe ich damals versäumt ihn nach seinem Glauben zu fragen.
Viele Grüße
Rosi65