Meine Schuhe
Barfuß kam ich auf die Welt,
strampelte als kleiner Held,
wie so manch‘ ein andrer auch.
Manchmal lag ich auf dem Bauch.
Die ersten Schüchen selbstgehälkelt,
auf dem Kissen mich geräkelt,
wollt‘ sie von den Füßen zieh’n
war‘n zugebunden, wie es schien.
Als nächstes kamen zu den Mützen,
Schuhe, die mich unterstützen,
auf dass ich eifrig laufen lerne,
und das tat ich sogar gerne.
Später kauften wir in Brüssel
Schuhe, die mit Uhrenschlüssel
Roll- und Schlittschuh ausgehalten,
auch beim Straßenfußball galten.
Zu meinem Leid musst‘ an Sonntagen
ich die verhassten Lackschuh‘ tragen,
Beim Gottesdienst und den Verwandten
sollt‘ ich guten Eindruck landen.
Im Sommer liebt‘ ich Holzpantinen,
wenn Strahlen auf die Beine schienen.
Auch die luftigen Sandalen
bereiteten mir keine Qualen.
Jugendlichen Eitelkeit
sorgte bald für Heiterkeit.
Absätze, die musste sein,
denn sie „verlängerten“ das Bein.
Die Bänder bald sich weiter dehnten,
mit hohem Absatz in Jahrzehnten
stolziert‘ ich stolz die Straße lang,
dabei die Röcke luftig schwang.
Im Alter werden jedoch wieder
die Absätze ein wenig bieder.
Flach und bequemer wird der Schuh,
auch Einlagen kommen hinzu.
Ich bin auch nicht mehr rank und schlank,
die Füße sagen besten Dank!
Und oft bleib ich mit Häkelsocken
ganz gerne mal am Ofen hocken.
So wird der Kreis dereinst geschlossen,
wie hab‘ die Schuhe ich genossen.
Doch denk‘ ich mir so insgeheim:
wir alle kehren barfuß heim …
Kommentare (19)
Liebe Uscha,
wenn ich ins Theater oder in die Oper gehe, quäle ich mich auch noch mit höheren Absätzen ab, aber ich ziehe die Schuhe erst in der Garderobe an.
Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit und sei immer gut beschuht
Via
Schön hast du in deinem Gedicht beschrieben, wie wichtig Schuhe in unserem Leben sind . Sie können richtige Quäler sein, dafür sehr dekorativ aussehen, aber sie können auch so sein, dass sich der Fuß richtig wohl darin fühlt. Und die, die sind, wenn man älter ist, wirklich wichtig. Heutzutage können auch diese bequemen Schuhe chic aussehen. Wenn wir wieder gehen, dann gehen wir so, wie wir gekommen sind, barfuß. Ich habe übrigens meine Lackschuhe als Kind geliebt und noch heute trage ich gerne welche .
Gerne habe ich dein Gedicht gelesen.
Herzlichen Gruß
Roxanna
Auch bequeme Schuhe gibt es inzwischen in Lack, liebe Via . Ein schönes Wochenende und herzlichen Gruß
Roxanna
Vielen Dank, liebe Roxanna. Ja, zum Glück hat die Schuhindustrie erkannt, dass wir Älteren uns nicht mehr nur mit "Gesundheitsschuhen" zufrieden geben.
Aber Lackschuhe vermeide ich nach wie vor
Sei immer gut zu Fuß wünscht
Via
Das ist eine herrliche Hommage auf die Fußbekleidung über viele Lebensjahre.
Ich gestehe, in früheren Zeiten einen regelrechten Schuhfimmel gehabt zu haben. Noch heute stehen alte Schätzchen im Schuhkarton im Keller.
Aber dieser Fimmel hat bei weitem nicht an den Schuhfimmel von Imelda Marcos heran gereicht.
Danke für dieses nette Gedicht sagt
Andrea
Liebe Andrea,
eine Schuhfimmel hatte ich NIIIIE, na ja, vielleicht - manchmal, ein bisschen ...
LG - Via
aber auch diese Zeit ist vorbei......
liebe Via,
Dein "Schuhkreislauf " ist super.....und lieber lief sich Blasen, Hauptsache die Schuhe waren Chic....
lieben Gruß
ladybird
Das hast du schön in einem Kreislauf beschrieben aber genauso ist es ja letztlich.
Ich erinnere mich auch noch an die ersten "Hackenschuhe", die mussten sein, ganz klar und da war es fast egal, ob ich darin laufen konnte..., wichtig war ja nur, es bis zur Bar zu schaffen... und tanzen in den Dingern..., naja mit Mühe. Zu Hause angekommen, flogen die "Botten" hochkant in die Ecke und ich schwor mir, nie wieder....bis zum nächsten mal !
Im Heute angelangt heißt das, Turnschuhe oder andere, bequeme Schuhe und das alles natürlich nur mit Einlagen. Das ist die Vernunft !
Aber trotzdem, die "High Heels Zeit" ist zwar lang vorbei aber schön war sie irgendwie doch..., denn sie passten perfekt zum schönen, schwingenden Kleid oder Rock...und zur Musik !
Kristine
Danke, liebe Kristine, für deinen netten Kommentar!
Ich habe es zu Silvester noch einmal probiert mit etwas höheren Stiefeln, musste aber feststellen, dass ich damit nur noch "dekorativ herumsitzen" konnte
Meine Freundin lieh mit mitleidsvoll ein Paar Ballerinas ...
LG - Via
Eine hübsche „Schuhbetrachtung“, die mich sogleich an den ungeheuer hohen Wert meiner ersten Winterschuhe erinnert, die mir mein Großvater nach dem Krieg aus seinen Ledergamaschen von einem Schuhmacher anfertigen ließ. Ach, wie habe ich sie in Ehren gehalten, so klein ich damals auch war... Ebenso aber auch die von Mutter selbst gemachten warmen Hausschuhe, die ich als Weihnachtsgeschenk bekam. – Und nicht zu vergessen, einer der größten deutschen Mystiker war Schuhmacher: Jakob Böhme.
Wohlbeschuht grüßt
Syrdal
Ja, Syrdal, Schuhe hatten großen Wert, das ist wahr.
Noch etwas hat meine Kindheit überlebt: der Aberglaube, dass Schuhe nicht geschenkt werden dürfen, da uns dann der Beschenkte verlässt.
Ein Pfennig (heute Cent) reicht aber, um den Bann zu brechen, denn dann gelten sie als "gekauft".
LG - Via
Ob wir nun nackt "heimkehren" werden oder in glänzenden himmlischen Gewändern, kann auch ich als Theologe nicht sagen.
Warten wir´s ab!
Silesio
Ich denke, meiner Seele ist das egal.
Sie freut sich darauf, Teil des beseelten Universums werden zu dürfen,
auch unbekleidet
Via
Liebe Via/Renate,
eine hübsche Geschichte hast Du da in Verse gesetzt. Man kann den "Werdegang" der Schuhe so richtig nachempfinden..
Hat mir sehr gefallen- orginell und nett zu lesen.
Herzlichen Gruß
Angelika
Vielen Dank, liebe Angelika, das war meine Absicht.
Als Frauen sind wir nun mal eng mit dem Thema Schuhe verbunden
LG -Via
Da ist Dir ja wieder ein ganz herrliches und lesenswertes Gedicht gelungen liebe Via.
Ich konnte es regelrecht genießen.
Und was Schuhe anlangt, da habe ich heute noch einen Fimmel oder soll ich sagen,
Vogel. Ich trage immer noch sehr oft Highheels und auch Schuhe mit Plateau-
sohlen, selbst im vorgerückten Alter, . Allerdings werden die Strecken, die ich mit
diesen Schuhen zurücklege, schon wesentlich kürzer als noch vor Jahren.
Ich weiß, das ist zwar verrückt; aber was soll's ?
Übrigens von Deinem Schuh-Aberglauben habe ich noch nie gehört.
Liebe Grüße
Uscha