Mein Fellmonsterl Amica und die Handwerker
Amicas Beziehung zu Handwerkern ist äußerst unterschiedlich und absolut nicht vorhersehbar.
Obwohl selbst nicht vom Stamm der "Fürchtmichnix" bringt sie oft ausgewachsene Männer zu ängstlichen Zwischenstopps. Die Klugen unter ihnen zaubern am nächsten Tag ein Leckerli aus ihrer Arbeitskleidung, was gerne genommen wird, jedoch als Bestechung seine Wirkung völlig verfehlt. Kaum ist das "Guti" angebissen oder vertragen, wird das Opfer erneut gestellt. Ob jung oder alt, auf Amicas Grundstück sind nur ihre adoptierten Eltern, Tanten und Onkeln (Personal) erwünscht; und damit BASTA!
Der Chef so manchen Lehrlings hätte in meinem Garten seine heimlichsten Wünsche erfüllt gesehen, nämlich seinen sonst so vorlauten und keineswegs übereifrigen Lehrling völlig verstummt eiligst seiner vor dem Tor wartenden Arbeit zustrebend. Jeder Gang zur Wasserleitung wurde von Amica, ihrem ständigen, aber sonoren Gekläff und meinen völlig unbeachteten "Aus" und "Still"-Rufen begleitet.
Es gibt aber gelegentlich auch Arbeiter, die sie mag. Meist handelt es sich dabei um unerschrockene Hundebesitzer. Dort darf sie dann erst einmal die unumgängliche Beriechung vornehmen, gelbliche Nikotin-Finger sind interessanterweise bei ihr nicht verpönt. Allerdings ist das Urteil eines Lebewesens, das sich verzückt auf Ochsenziemern wälzt, möglicherweise anfechtbar.
Kürzlich hat mein Fellmonster einem Handwerker sogar große Ehre erwiesen, sie schien nach Prüfung seiner Arbeit besonders zufrieden. Wie das geschah?
Ich ließ in einem Abstellraum den ausgeschlagenen Fußboden erneuern bzw. einen ehemaligen Abfluß zumauern. Nicht nur, daß Amica immer wieder Kontrollbesuche vornahm, spazierte sie nach Fertigstellung testend auf, genau genommen IN dem eben angebrachten Beton herum. Sie schien es für einen kurzen Boulevard der Hundestars zu halten, wenn auch bedauerlicherweise ohne schmückende Sterne.
Als ich mein Hundekind in den Maffia-Beton-Schühchen erblickte, hörte ich mich selbst kurz aufschreien, gleichzeitig hastete ich in rasender Eile zu der blauen Bademuschel meines Hundes, füllte sie zappelnd vor Aufregung mit Wasser und "warf" mein verständnislos blickendes, dummes Eurasiermädchen hinein. Dieses Mal keine Zärtlichkeiten, kein Bedauern, mein einziges Ansinnen bezog sich auf Schnelligkeit. Es gelang mir, den noch feuchten Beton zwischen ihren Zehen heraus zu ribbeln. Auch an den schlanken Fesseln zeigte sich vorsichtig wieder etwas Haarwuchs.
Ich war "fix und foxi". Im Schweiße meines Angesichts bat ich den Arbeiter demütigst, die Fußstapfen wieder zu glätten. Er tat dies auch, sehr gelassen. Allerdings sind die Tritte immer noch zu sehen, weil die nachgefüllte Masse natürlich etwas einsank.
Amica geht, so oft wie möglich, in diesen Raum. Offensichtlich ist sie ganz verliebt in ihr Kunstwerk.
Na, ja, über Kunst kann man ja bekanntlich nicht streiten. Ich will mich dazu jedenfalls nicht äußern.
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