Leda und der Schwan, Glosse


Es ist schon sehr erstaunlich, in welchen Gestalten sich Zeus dem weiblichen Geschlecht genähert haben soll.
Mir gefällt am Besten die Legende von Leda, wie sie den Schwan empfängt und er sich zärtlich an sie schmiegt.

Die Vereinigung der Europa mit dem Stier muss eigentlich ein gewaltiges Ereignis, einer Eruption gleich, gewesen sein.

Dagegen jedoch die Begegnung zwischen Zeus und Danea in einem verschlossenen Turm, mit Zeus als Goldregen, wurde sicher kalt und unpersönlich empfunden. Sollte hier die Vorstellung einer Dirne, des bezahlten Mädchens, mitgespielt haben? Oder war es die Göttliche Erleuchtung, dargestellt als gleißendes Gold?


Mein Freund, kannst du dich in die Gestalt eines Vogels, der der Schwan nun einmal ist, hineinversetzen? Dir vorstellen, dein Federkleid an einen weichen Frauenkörper pressen und das erregte Zittern bis in die Flügelspitzen spüren? Also, ich denke schon, lächle. Der Schwan gehört ja wohl in die Kategorie Vögel, oder?

Meine Fantasie gaukelt mir vor, wie der Schwan in höchster Erregung mit den Flügeln schlägt, Leda seitlich an den Hüften und Schenkeln berührt. Sodann sie mit den Flügelspitzen zärtlich, aber doch fordernd liebkost, sich immer enger an sie drückt und gleichzeitig immer tiefer eindringt. Wie der schlanke weiße Hals sich neigt, dreht und letztlich, den Kopf hoch erhoben, er seinen Triumph über die Eroberung hinaus ruft.

Außer Menschen, die sich zwangsläufig mit der Tierwelt beschäftigen, weiß wohl niemand, wie ausgeprägt das männliche Attribut des Schwanes ist, ob er den Vorgang zum Zwecke des Genusses ausdehnen kann, und ob sie sich am selben Tag mehrmals begegnen, wie das bei manchen Tieren der Fall ist. Einen Tag der Liebe und dem Eros gewidmet sozusagen, bis die Sonne im Horizont versinkt.
Auf jeden Fall aber muss es ein unbeschreiblich erotisches Erlebnis für die Erwählte damals gewesen sein, zu Wissen, dass dieser Mann, Gott über alle Götter gerade sie auserwählt hat.

Man spürt seine Kraft, kann sich mit den Fingern kreisend, im Federkleid der Brust des Vogels verlieren, seinen Hals am eigenen spüren und auch dieses Herz, das in ihm wohnt, klopfen hören und in diesen Momenten nur für die hingebungsvolle Geliebte dröhnt.

Es sind nicht immer Götter, die uns Frauen begegnen, aber auf jeden Fall ist die Begegnung der Geschlechter von Gott gewollt und der Akt ein an sich lebendiges Erleben.

Nichts aber verbietet uns, sich in solchen Augenblicken göttlich zu fühlen.



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Kommentare (4)

laura Liebe Joana


dieser Satz war der beste:

"Es sind nicht immer Götter, die uns Frauen begegnen!"

Wie immer, schön zu lesen!

Gruß Laura
eleisa Dein erzählerischer Charm,liebe Joana50.
hulda Wäre ich nun lieber Leda oder der zeussche Schwan?
Wie soll ich das je herausfinden? Beide Rollen scheinen mir gleich begehrenswert.
Mannohmann welche Leidenschaft.
ehemaliges Mitglied Da ich schon beim Lesen bin,habe ich auch diese Betrachtung noch genossen. Gelegentlich lese ich noch mehr von Dir. Wie wohltuend, wenn jemand gut schreiben kann!

Ciao Chirigotero

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