Kurz-Geschichte zur Reise-Erinnerung "Elfenbeinküste"


Kurz-Geschichte zur Reise-Erinnerung

Heute hörte ich ein Stichwort, das mich ganz spontan diese kurze Geschichte erinnern liess:

In meiner Reise-Erinnerung beschrieb ich, dass der Mann meiner Freundin, Hans, damals Generaldirektor eines Schweizer Unternehmens war und seine Frau, Mino, meine Freundin, sich unter anderem um das Haus und zusammen mit ihren Boys um Besuche diverser offizieller Gäste kümmerte.

Wie schon erwähnt, gab es drei Boys – Bama war der Koch, Pasqual der Haushälter (männliche Version von «Haushälterin») und der Dritte, dessen Namen ich leider vergessen habe, war der Gärtner. Bama und Pasqual waren Halbbrüder – Bama war der ältere und Pasqual war sicher 20 Jahre jünger.

Abidjan 22 - Pasgual serviert den Drink - 02.jpg
Hier sehen wir Pasqual, wie er mir gerade einen Drink serviert - immer mit einem Lächeln im Gesicht.
 
Die Amtssprache in der Elfenbeinküste ist Französisch. Allerdings gibt es viele afrikanische Dialekte, die ich hier nicht notiere, sonst gibt es keine «Kurzgeschichte».
 
Beide Boys sprachen mit Hans und Mino natürlich in der französischen Sprache, jedoch konnten die beiden nicht Französisch schreiben, was für den Gärtner hingegen keine Mühe war.
 
Deshalb hat die Mino den beiden Brüdern angeboten, mit ihnen richtig Französisch Schreiben zu lernen. Nach einer gewissen Bedenkzeit erkundigte sich Mino, wie sich denn die Brüder entschieden haben, ob sie gerne mitmachen wollen.

Mit einem grossen, breiten Lachen im Gesicht antwortete Pasqual: «ah oui,oui Madame, j’aimerais bien de l’apprendre, oui oui»! (oh ja, Madame, ich würde es gerne lernen).

Mit einem eher grimmigen Lächeln im Gesicht antwortete der Bama: «ah non alors Madame, je ne pourrai jamais apprendre ça, parce que ma tête est trop petite et j’ai déjà tellement de choses en tête qu’il n’y a pas de place pour autre chose – non, non, non Madame » (das kann ich nicht lernen, weil mein Kopf zu klein und schon voll mit anderen Dingen ist und keinen Platz für Neues hat).
 
So blieb Bama bei seiner Meinung und kochte weiterhin, mit einer unbeschreiblichen Ruhe, vorzügliche Gerichte für seinen Patron und Madame. Und die Gäste konnten sich jeden Tag über Bama’s Kochkunst erfreuen und geniessen. Wäre doch sooo schade gewesen, hätte Bama den Kopf mit Französisch Schreiben überfüllt und dafür das Kochen vergessen………….nicht wahr?
 
Jutta

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Kommentare (13)

Jutta

Für Eure Kommentare und Gedanken sowie Eure geschenkten 💚💚💚chen sage ich 💛💛💛lichen Dank und wünsche von ❤️ en einen wunderschönen Tag!

Es grüsst Euch
Jutta

@Bigella
@U. Petri
@Muscari
@Claudine
@Adoma
@Christine62laechel
@WurzelFluegel
@Roxanna
@margit
@Karl
@Globetrotter

@chris33

U. Petri

Ja, liebe Jutta,
warum hätte Bama sich mit seinen 50 Jahren noch mühsam anstrengen sollen, Französich zu schreiben? Er ist bis dahin ohne ausgekommen und sah sicher keinen dringenden Bedarf. Außerdem war ihm sicher klar, daß ihn das vielleicht überfordert und er dabei
"Gesicht verliert".
Wozu also, er kochte - und das zu allgemeiner Zufriedenheit. . .
Schön anschaulich hast Du das beschrieben, danke!

Bonne nuit
Ursula

Jutta

@U. Petri  

Liebe Ursula,

Für Deine Zeilen danke ich Dir. Das war natürlich für Bama das Wichtigste, dass er seinen Job als Koch ausüben durfte. Darauf war er auch ganz stolz und hatte unter seinen Leuten ein gewisses "Ansehen" und Respekt. Mehr wollte er gar nicht. 
Aber sein Bruder, Pasqual, war sehr interessiert und freute sich, dass die Madame des Patron ihn unterstützte.

Herzliche Grüsse
Jutta
 

 

Muscari

Liebe Jutta,

obwohl ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen kann, kann ich Bama irgendwie verstehen, wenn er sagt:

"das kann ich nicht lernen, weil mein Kopf zu klein und schon voll mit anderen Dingen ist und keinen Platz für Neues hat".

Da könnte Karl recht haben, wenn auch er meint, dass Bama mit Kochen zu sehr beschäfigt war.
Immer wieder interessant, von Deinen damaligen Eindrücken zu erfahren, obwohl mir fürs Lesen hier oft die Zeit fehlt.
Mit Dank und herzlichem Gruß von
Andrea

Jutta

@Muscari  

Liebe Andrea,

Dass Du hier reingeschaut und gelesen hast, freut mich doch sehr, obwohl Dir oft die Zeit dazu fehlt.
Ich denke, wir sind uns alle einig, dass sich Bama richtig entschieden hat. Wie schon andernorts hingewiesen, war für uns Ausländer die fantasievolle Erklärung dazu so erheiternd!
Hab vielen Dank und sei
herzlich gegrüsst von
Jutta

Claudine

Liebe Jutta,

Bama war damals bereits 50 Jahre alt, wie du schreibst. Sicher hatte er kein vergeichbares Leben mit unserem. Bei deiner Freundin scheint er angekommen zu sein und genießt seine Stelle als Koch. Mehr will er nicht. Und ich kann ihn verstehen.
Ich habe ja auch nicht in jedem Land, in dem ich war, die Sprache erlernt, sondern mich mit dem begnügt, was ich bereits konnte.

Danke für deine Erzählung, wie immer ein Genuss durch deine bunte, bildhafte Sprache.

Liebe Grüße Irmina

Jutta

@Claudine  

Liebe Irmina,

Das war natürlich so, dass Bama mit seinem Job sehr zufrieden war und gar nicht mehr wollte. Was uns nicht Afrikaner so amüsierte, war die fantasievolle Erklärung, warum er das Französisch Schreiben nicht noch lernen wollte. Zudem hatte er ja Pasqual, sein Halbbruder, an den er sich zur Not hat wenden können.

Ich danke dir für deine Gedanken und freue mich, dass dir meine Erinnerungen gefallen.

Herzliche Grüsse von
Jutta

ehemaliges Mitglied


danke für deine Erinnerung, liebe Jutta

ich werde bei solchen Berichten immer sehr nachdenklich, weil es für einen Teil der afrikanischen Bevölkerung bis heute noch nicht selbstverständlich ist, dass sie Schulbildung genießen können. Es wird besser aber von flächendeckend kann noch keine Rede sein.


liebe Grüße
WurzelFluegel

 

Jutta

@WurzelFluegel  

Liebe WurzelFluegel,

Du hast recht bezüglich der Bildungsmöglichkeiten der afrikanischen Bevölkerung und ich befürchte, dass es noch dauern wird. Ich hoffe, dass sich meine Äusserung über Bama nicht abschätzig anfühlt, das war nicht beabsichtigt. Man bedenke, dass meine Geschichte 40 Jahre zurück liegt und zu der Zeit Bama's Gedankengut sehr verbreitet war. Zudem war er bereits über 50 Jahre alt, was seine Aussage natürlich auch erklärt.

Herzliche Grüsse von
Jutta

 

ehemaliges Mitglied

@Jutta  

liebe Jutta, du hast Bama zitiert, es hat sich so ereignet. Es kam bei mir nicht abwertend an. Die Begebenheit ist ein Ausdruck ihrer Zeit, wie du selber schreibst.
Aber es lässt doch einen tiefen Blick in das Selbstverständnis dieses Mannes tun. Und ja, das macht mich traurig. 
Ihre bildhafte Sprache mag ich allerdings sehr.


liebe Grüße
WurzelFluegel
 

Roxanna

Schön ist es, liebe Jutta, wen man so einen Erinnerungsschatz hat wie du mit deinen Reisen. Afrika ist schon etwas Besonderes. Ich habe es nur mal bis Marokko geschafft, aber das ist auch eine Zeit, die mir unvergesslich bleibt. Es ist wirklich wie ein Eintauchen in eine andere Welt. Gerade in letzter Zeit habe ich mir einige Filme angeschaut über Afrika. Bist du nochmal dort gewesen und hast du den Kontakt noch?

Mit einem Schmunzeln habe ich deine Erzählung gelesen. Danke fürs Teilen und liebe Grüße kommen von

Brigitte

Jutta

@Roxanna  

Liebe Brigitte,

Danke für deine Zeilen. 
Meine Freundin und ihr Mann verpflichteten sich damals für insgesamt 10 Jahre Abidjan. Ich besuchte sie in dieser Zeit drei Mal für jeweils 4 Wochen, meist über Weihnacht/Neujahr, weil diese Jahreszeit wettertechnisch und "ferientagetechnisch" vorteilhaft war. Seit 1986 leben sie wieder in der Nähe von Basel, inzwischen auch als Rentner. Mino und ich sind seit September 1969 bis zum heutigen Tag befreundet und haben so manchen Sturm zusammen erlebt.

Liebe Grüsse von
Jutta

Karl

Das ist eine nette Geschichte Jutta. Ja, Platz hätte es im Kopf wahrscheinlich noch gegeben, aber die Aufmerksamkeit wäre vielleicht durch das Schreibenlernen der Franz. Sprache vom Kochen zeitweilig abgelenkt worden.

Karl


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