Kirschenzeit
Bei dem sonnigen Sommerwetter konnte ich Sonntag einfach nicht nur herumliegen, mal in der Sonne, mal im Schatten. Ich sah die reifen Kirschen an den Gartenbäumen, erinnerte, wie sich vor Jahren eine ganze Schar Stare in unserem damaligen Zuhause die Kirschbäume der Nachbarn der Reihe nach vornahmen und auch unsere reifen Früchte ruckzuck verputzten. Wir bekamen keine einzige ab! Und die wenigen, die noch am Baum hingen, kassierten die Wespen ein!
Ein paar Kirschen wollte ich zumindest dieses Jahr auch genießen!
Wenn man erst einmal angefangen hat, „nur“ für die eigene Naschsucht welche zu pflücken, kommt recht schnell der Moment, wo man einerseits „satt“ ist, andererseits auch der Verstand sich erinnert, was man so alles Leckere davon machen könnte. Doch es war ja nicht mein Garten, in dem ich ein paar Kirschen vom Baum pflückte. Aber natürlich hatte meine Tochter nichts dagegen, ein Kilo nicht nur für meinen Magen zu pflücken.
Eine Kanne wurde auch voll und ich nahm sie mit in meine Küche, wo ich noch Mehl, Zucker und genügend Fett hatte, um ein Blech Kirschkuchen zu backen. Gedacht, getan. Klar war zuerst das "Entsteinen" dran. Doch es war mir ein wenig spät eingefallen und das in die Tat umsetzen ergab zwar einen leckeren Kirschkuchen, der aber um 18 Uhr keine Kaffeetafel mehr zieren konnte. Und allen Anwesenden stand der Sinn eher nach deftigem Abendbrot statt nach Kuchen …
In meiner „dummen“ Enttäuschung dachte ich schon daran, das ganze Blech Kirschkuchen im Abfall zu entsorgen. Aber „das tut man nicht!“.Meine Tochter schnappte sich das volle Kuchenblech und fuhr damit noch zu ihrer Firma, wo sie es für den Genuss am folgenden Tag verwahrte!
Heute habe ich sie dort besucht und erfuhr, dass ihre Freundin und ihre beiden Kinder sich mit Begeisterung der „Vernichtung“ des unverhofften Kuchens gewidmet hatten! Schließlich stellt es für eine allein erziehende Mutter schon eine Herausforderung dar, zwei Kids groß zu ziehen, da ist Kuchen oft Mangelware. Allein die Zeit fehlt ja, wenn Mama auch noch arbeiten geht.
Und mein Enkel, der so absolut kein Gemüse, kein Obst isst, wollte ebenfalls vom Kuchen genießen, aber nur, wenn jemand ihm zuvor die Kirschen (die zum Glück für ihn nur auf, nicht im Kuchen zu finden waren) herunter futterte! Da sagte die Mama nicht nein! Und Sohnemann aß daher den trockenen Streuselkuchen mit Genuß! Das bisschen Saft, das stellenweise beim Backen in den Streuselkuchen gesickert war, nahm er tatsächlich hin!
Ich hätte im Leben nicht daran gedacht, welche Wendung meine spontane Idee nehmen würde, und
freue mich im nachhinein, dass mein Tun noch etwas Liebes bewirkt hatte ...
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