Hommage für die Droste



Droste_Knabe_im_Moor_Wedepohl
Bild: gemeinfrei

Im Moor

Mit ihr ging ich durchs wabernde Moor
in meinen Kindertagen.
Sah die gebannte Spinnenlenor
und fühlte ein Unbehagen.
Wo häkelnde Ranken am Strauche sich bogen,
ein Rascheln man hörte im Hage
wars schaurig mir und nicht gelogen,
unheimlich war mir die Sage.

In der Schulbank sitzend sah ich vor mir
den zitternden Knaben rennen,
fürchtete, erfasst vom Vampir -
würd ihn nicht retten können.
Überprang mit ihm Röhricht und Quell,
sah ihn im Moor schon versinken.
Sein Engel am Moorrand sand Hilfe schnell,
ich sah in der Ferne ihn winken.

Erleichtert atmete ich dann auf,
als sich der Knabe gerettet,
die Angst überstanden und wohlauf,
dass er im Moor nicht gebettet.
Ob die Adelsdame so etwas erlebt;
wer weiß es zu berichten?
Schauermärchen, so sagenumwebt -
wusste sie trefflich zu dichten.

© Luzie R.
September 2016


lillii

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Kommentare (4)

lillii an Roxanna, Uschi und Elbwolf für Eure Kommentare,
ich las vor längerer Zeit eine Lebensbeschreibung über Annette von Droste-Hülshoff, vor allem über ihre Zeit in Meersburg,
sie gehörte zwar zum Adel, lebte aber eher armselig.
Den Moorknaben habe ich deshalb so gut in Erinnerung weil er mit extremer Betonung vorgelesen werden musste, das war sehr nachhaltig.

LG lillii
ehemaliges Mitglied … im Münsterland waren für mich der Hauptgrund, eine Reise dorthin zu unternehmen.
Deine Zustimmung, liebe @lillii, stillschweigend vorausgesetzt, erlaube ich mir, drei eigene Fotos hier unter Deinem Gedicht beizufügen:
http://up.picr.de/27137419re.jpg[/img]
• das Geburtshaus, die Wasserburg Hülshoff, wo Annette 1797-1826 lebte;
• die Büste im Garten von Burg Hülshoff;
• Rüschhaus, Witwensitz der Mutter, wo Annette bis 1841 wohnte;
Man ahnt, dass Annetten in diesem Umfeld so etwas wie die berühmt gewordene Ballade "[i]Der Knabe im Moor
" in den Sinn kam.
Dank an Dich, @lillii, dass Du uns diese Hommage beschert hast!
elbwolf
ehemaliges Mitglied Auch ich saß so mit 15 Jahren innerlich zitternd in der Schulbank, als wir Annette abhandelten.

nnamttor44(nnamttor44)


Zu der Zeit machte ich gerade Schreibmaschinenkurse und der Stenographen-Verein lud zu einer Radtour zum Haus Rüschhaus (erworben von Johannn Conrad Schlaun und zu einem Sommersitz, umgeben von einer Gräfte, umgebaut) ein, die ich dann, weil A.Droste-Hülshoff dort 20 Jahre gelebt hat, mitmachte. Ist ja von Münster aus leicht zu erreichen. Gern und ein wenig stolz auf diese westfälische Dichterin bin ich oft an der Portrait-Büste in der Promenade vorbei gegangen.

Ich freue mich sehr, dass Du diese Ballade zum Anlass genommen hast, ein eigenes hübsches Gedicht zu verfassen.

Danke sagt Uschi-nnamttor44
Roxanna ohne solche Geschichten, die uns ergreifen, die Fantasie anregen, uns an unsere Emotionen bringen . Gerne habe ich dein Gedicht gelesen, liebe lillii.

LG
Roxanna

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