Hoffentlich passiert es nicht


Hoffentlich passiert es nicht!

Wie war das nur damals.
Ich war etwa sieben oder acht Jahre alt. Über viele Dinge habe ich mir in dieser Zeit Gedanken gemacht und manchmal sicher auch etwas dazu geträumt. Mädchen sind eben so, ja, sie verschwinden sogar in ihrer Traumwelt. Genau so bin ich auch gewesen.
Nun will ich aber meine Geschichte erzählen. Sie handelt vom
Kuchen backen. Eigentlich wurde bei uns selten Kuchen gebacken.
Keiner hatte Zeit dazu, doch das Kuchenessen hat Spaß gemacht.
Allerdings zum Geburtstag hat es immer nach Kuchen bei uns
gerochen. Zu meiner Familie gehörten noch vier Personen.
Meine Mutti, mein Vati und eine große Schwester und eine großer Bruder. Also wurde mit Sicherheit fünfmal im Jahr ein Kuchen gebacken.
Mir hat das Backen sehr gut gefallen. Beim Teig einrühren habe ich leidenschaftlich gern geholfen.
Nun geht es aber endlich los. Meine Mutti steht in der Küche und holt
die braune Schüssel aus dem Schrank. Da sieht der fertige Teig dann besonders schön aus, finde ich noch heute. Die Margarine, der Zucker werden verrührt. Danach ist meine Hilfe erforderlich.
„Bring mir doch mal die Eier aus der Speisekammer, aber sei schön
vorsichtig“, fordert meine Mutti mich nun auf. Schnell flitze ich los und lege die beiden Eier vorsichtig auf den Tisch.
Einen Kühlschrank oder Eisschrank hatten wir nicht.
Was passiert aber nun mit den Eiern frage ich mich?
Die Schale wird zerdrückt und schon liegt der Inhalt in der Schüssel.
Alles wird schaumig gerührt und sieht sehr komisch aus.
Skeptisch koste ich heimlich mit meinem kleinen Finger davon.
Also Kuchenteig kann das nicht sein, denke ich bei mir.
Vorsichtig frage ich: „ Mutti, ist das jetzt schon ein Kuchen?“
Sie lacht nur und meint dann: „ Nein, es fehlt noch Mehl und Backpulver. Ein bisschen Milch werden wir auch noch dazu geben. Na, ist das nicht ein schöner Brei geworden?“
Ach ja, ich hatte völlig vergessen, das es in einer Kinderzeitschrift
mal eine Bilderserie vom Kuchenbacken gegeben hat.
Der Teig war dort auch so schön gelb wie der bei meiner Mutti.
Auf jeden Fall finde ich alles sehr spannend.
Glücklicherweise hat es jetzt geklingelt und meine Mutti geht zur Wohnungstür. Das war die Chance. Wie kleine Blitze sind meine Finger immer wieder im Teig verschwunden.
Hm, hm, das schmeckt ja besser als der fertige Kuchen.
Als ich die Schritte meiner Mutti auf dem Flur höre und die Türklinke
nach unten gedrückt wird verschlucke ich mich fast an der letzten
Kostprobe.
Meine Ohren werden vor Schreck ganz heiß und rot. Nun stellt sie mir auch noch eine ganz peinliche Frage:
„Na du, wie schmeckt denn der Teig?“
Ich habe nicht geantwortet, sondern bin einfach aus der Küche verschwunden.
Im Wohnzimmer habe ich die Kinderzeitung gefunden, wo die Bilderserie vom Kuchenbacken zu sehen war.
Ich habe mir alles noch mal unter die Lupe genommen.
Es gab hier einen Hund, der hat auch Teig aus der Kuchenschüssel genascht. Seine Zunge ist dabei immer länger geworden, weil es
ihm so geschmeckt hat.
Das letzte Bild zeigte ihn aber dann als Bettvorleger und das
fand ich überhaupt nicht mehr lustig.
Hilfe! Habe ich da gedacht. Hoffentlich geht bei mir alles gut.
Plötzlich war mir ganz schlecht, mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Ich hatte schreckliche Bauchschmerzen und wollte nur noch
ins Bett. Alle haben sich über mich gewundert, doch mein Geheimnis
habe ich nicht verraten sondern mit ins Bett genommen.
Im Traum allerdings habe ich immer wieder den Hund gesehen.
Doch als ich dann am Morgen erwachte, war meine Freude riesig. Ich habe nämlich im Bett gelegen und nicht davor.

Liebe Grüße velo79

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Kommentare (4)

ehemaliges Mitglied voller freude habe ich das rezept abgeschrieben.
nun noch meine frage, die bis jetzt ungelöst ist:

wie lange im backofen und wieviel grad?

ich würds gerne mal nachbacken.
erinnert mich auch an meine kindheit

im übrigen eine nette geschichte.
kinder haben manchmal seltsame eindrücke :)))))

lieben gruß,
karin



floravonbistram Bei uns wurde jeden Sonnabend ein Rührkuchen nach dem Rezept meiner Oma gebacken. Zuerst natürlich von Mutter gebacken, ab ca 10 Jahren backte ihn mein großer Bruder, als ich so alt war, kam ich dran.
Noch heute backe ich ihn nach diesem absolut einfachen Rezept. Halbes Pfund Butter, halbes Pfund Zucker, 4 Eier, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 Päckchen Backpulver, 1 Pfund Mehl, etwas Milch und der Clou, etwas Wasser, weil die Kruste dann knuspriger wird. Die Backform mit dem Butterpapier ausreiben und dann mit Paniermehl ausstreuen.

Im Sommer gab es dann die Tortenböden, oder andere Obstkuchen mit Streusel.

Schöne Erinnerungen.
Flo

Traute Das war richtig gut zurückgedacht und zurückgefühlt. So manchen Zusammenhang haben wir damals noch nicht verstanden.
Zauberei war genauso wie die Realität und Märchen und Wirklichkeit auseinander halten gelang nicht immer.
Deine Kuchenbackgeschichte hat mir gefallen. Meine Mutter hat sogar noch Brot selbst gebacken und wir durften je Kind, ein kleines Brot, Puppenbrot, formen und es wurde mit gebacken.
Ach waren wir auf das Ergebnis jedes mal wieder gespannt.
Mit ganz freundlichen Grüßen,
Traute

Pan ganz süß ist diese Geschichte erzählt. Und vom Inhalt her:
Da kann wohl so mancher mitreden, nicht wahr?
Danke für solch ein Erlebnis am frühen Morgen. Ich werde künftig darauf achten und keinen Bettvorleger mehr dulden...

herzliche Grüße, Horst

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