Hat der Mensch eine kosmische Verantwortung?


Hat der Mensch eine kosmische Verantwortung?

 
Menschen haben sich schon immer mit dem Kosmos und ihrer eigenen Stellung darin beschäftigt. Nur waren die Denk- und Herangehensweisen  verschieden, je nach dem, in welchen Zeiten und gesellschaftlichen und geistesgeschichtlichen Zusammenhängen sie sich befanden. So war der Blick der Menschen auf den Kosmos in der Antike und im (Früh-)Mittelalter noch ähnlich. Im (Spät-)Mittelalter und in der Neuzeit gab es das Universum betreffend dann einen sehr einschneidenden Paradigmenwechsel, wie wir alle wissen. Das noch aus der Antike stammende geozentrische Weltbild, das von der (katholischen) Kirche übernommen und von ihr ausschließlich favorisiert worden war, wurde  - wenn auch verbunden mit außerordentlichen Schwierigkeiten für ihre Entdecker und Verfechter und mit zeitlichen Verzögerungen - durch das heliozentrische Weltbild abgelöst.  
 
Diese Ausführungen zum Kosmos bzw. das Universum (ich gebrauche die  beiden Begriffe hier einfachsheitshalber synonym) sind auf die (griechische) Antike und das nachfolgende Christentum bezogen. Das Thema ist sehr komplex. Schon in der Antike gab es keinesfalls nur eine Sichtweise auf den Kosmos, auch damals gab es bereits ein heliozentrisches Weltbild. Es ging eigentlich nur darum, wer sich mit seinem Denken letztlich durchsetzte und somit das Denken aller in den nächsten Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden bestimmte. So kann man es für die Vergangenheit sagen. Heute sieht es allerdings auch nicht viel anders aus: Da gibt es zwar etwas raschere Paradigmenwechsel, aber auch heute sind diese mit „Geburtswehen“ und Schwierigkeiten verbunden. Die Wissenschaftler und Forscher lassen nicht so schnell los, was sie einmal als „richtig“ erkannt haben.
 
Wer oder was bestimmt eigentlich die „Grenzen des Denkens“? Das sind in unserer Zeit sicher die inzwischen weltweit etablierten Wissenschaften und die mit ihnen verbündeten Eliten.  – Über eine lange Zeit des Mittelalters (Früh-, Hoch-, Spätmittelalter, etwa von 500 bis 1500 n. Chr., etwa 1000 Jahre) war es in unseren Breitengraden tatsächlich die (katholische) Kirche!   
 
Nun schließt sich ein kleiner, aber, wie ich finde, wichtiger Exkurs zur Geistesgeschichte an. Denn über die Geistesgeschichte, die den jeweiligen Geist einer Epoche und seine  Wandlungen erfassen und darstellen will,  könnte geklärt werden, welche Denkmodelle (auch den Kosmos betreffend) wissenschaftlich favorisiert werden und was wir als Laien eigentlich „glauben“ können und was nicht. Natürlich steht es jeder und jedem frei, ganz unabhängig von den wissenschaftlich anerkannten Denkmodellen sich „ein eigenes Bild“ zu machen und/oder sich irgendeiner anderen (Privat-)Meinung anzuschließen. Etwa gibt es ja jetzt wieder die Favorisierung des geozentrischen Weltbildes oder auch einen Antidarwinismus als geistige Strömungen. Aber die meisten Menschen - zumindest in den postindustriellen Ländern, wir gehören dazu - lassen sich geistig wohl eher auf das ein, was die Wissenschaften und ihre Eliten heute vertreten. - Wobei diese  Menschen (und wir)  mit dem Versuch, von den Wissenschaften erklärte Sachverhalte genauer zu verstehen, oft auch überfordert sein dürften.
  
Es wird an den Universitäten „Religions- und Geistesgeschichte“ als ein Fach angeboten. Dieses Fach habe ich nicht studiert, jedoch habe ich in Philosophie doch auch mal eine Prüfung an der Universität abgelegt und mich neben der Psychologie als Hauptfach sogar einige Jahre fakultativ mit evangelischer Theologie beschäftigt. Somit bin ich auch heute nicht ganz und gar „blutige Anfängerin“, wenn es um die Einschätzung von geistesgeschichtlichen bzw. -wissenschaftlichen und auch geistigen Inhalten geht.
 
Wie ich aus einem, wie ich finde, auch jetzt noch interessanten, im Internet aufrufbaren Artikel zur Geistesgeschichte des Moses-Mendelssohn-Zentrums Potsdam aus dem Jahre 2008 entnehme, wurde zu dieser Zeit die Situation an den deutschen Universitäten hinsichtlich einer Bezogenheit der einzelnen Fachgebiete aufeinander als sehr unbefriedigend angesehen. Jeder kapselte sich in seinem Fachgebiet und auch in der Forschung von den anderen ab. Dem wollte  man durch das vermehrte Angebot eines „Studium Generale“ etwas entgegensetzen. (Unter „Studium Generale“ sind Seminare und Vorlesungen allgemeinbildender Art für Studierende aller Fachrichtungen zu verstehen; auch gehört die zweisemestrige Orientierungsphase für Studienanfänger dazu.) Man erhoffte sich an den Universitäten durch diese vermehrten Angebote des Studium Generale fachübergreifende Orientierungen – und eine sich daraus möglicherweise ergebende „Zusammenschau“ von Inhalten verschiedener Sachgebiete. Aber es wurde allein durch das vermehrte Angebot des Studium Generale eine solche „Zusammenschau“ nicht in befriedigender Weise erzielt. Wie der oben erwähnte Artikel des Moses-Mendelssohn-Zentrums Potsdam weiter ausführt, ist es wohl angebracht, dass diese „Zusammenschau der verschiedenen Sachgebiete auf ein Zentrum hin durch das Prisma einer einzigen Forscherpersönlichkeit beziehungsweise eines Forschungsansatzes...“ geschieht. Und „dieser Aufgabenstellung (nun) will die Geistesgeschichte dienen... .“
Zitate entnommen aus: http://www.mmz-potsdam.de/religions-und-geistesgeschichte.html
 
Als eine solche „Forscherpersönlichkeit“, die eine „Zusammenschau verschiedener Sachgebiete auf ein Zentrum hin“ vornimmt, sehe ich Jochen Kirchhoff an, den ich bei YouTube kennengelernt habe. Seine Tochter hat für ihn dort einen Kanal eingerichtet, und es lassen sich viele Vorträge, die er gehalten hat, dort entweder als Audio oder als Video aufrufen. „Jochen Kirchhoff  ist ... deutscher Philosoph. Er setzt sich besonders mit Themen der Naturphilosophie, der Kosmologie und der Bewusstseinsforschung auseinander.“  Wikipedia  
An der Humboldt-Universität Berlin hat er in den 90er Jahren Vorlesungen zum Studium Generale gehalten, von denen bei YouTube auch einige aufrufbar sind.
 
Nun werden Sie als Leser*innen dieses Blogs vielleicht doch auch einige Vorbehalte gegenüber YouTube haben. Aber gerade auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften hat YouTube so manches vorzuweisen. So ist in FAZ online schon im November 2007 folgendes zu lesen:
 
PHILOSOPHEN AUF YOUTUBE: Zeitgemäße Geisterfahrt
AKTUALISIERT AM 27.11.2007-14:11
 
„Intellektuelle mochten bislang der Meinung sein, im Videoportal Youtube fände man nur Schrott. Tatsache ist, dass dort die Geistesgeschichte eine Form annimmt, die nicht nur zeitgemäß ist, sondern auch Neues, Bedenkenswertes zutage fördert.
Mit dem Videoportal Youtube kommt endlich Bewegung in die Geistesgeschichte....“
 
Aufzurufen unter:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/philosophen-auf-youtube-zeitgemaesse-geisterfahrt-1494450.html#void
 
Dem kann ich nur zustimmen! Ohne YouTube wäre mir so manches Interessante und Wissenswerte auf den Gebieten der Geisteswissenschaften und Geistesgeschichte ganz sicher nicht zugänglich geworden.
 
Und so möchte ich jetzt hier im Blog auf die YouTube-Videos von Jochen Kirchhoff , von denen ich schon recht viele angeschaut habe, besonders hinweisen und zugleich einen der Vorträge von ihm, der die kosmische Verantwortung von uns Menschen  zum Generalthema gemacht hat, sehr zum Anschauen und Anhören empfehlen:
 
„Die kosmische Verantwortung des Menschen“, Vortrag gehalten auf dem
raum & zeit Kongress Zeitenwende 2012
 

https://www.youtube.com/watch?v=_y5FRWVAkbM
 
 
Über Gedanken und Anmerkungen zum obigen Vortrag von Jochen Kirchhoff  hier im Blog freue ich mich!

 
Angeli44
 
 
Bild oben: Drachenflieger über dem Merkurberg Baden-Baden. Eigenes Foto, Juni 2010
 
 


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Kommentare (2)

Manfred36


Hallo Angeli44
du hast einen Riesen-Blog geschrieben und willst uns offenbar zu Bildungsbürgern machen. Sicher werden auch einige dem Kirchhoff-Vortrag viel besser verstehen als ich, der ich keinerlei Bildung besitze. Ich muss dazu allerdings einräumen, dass er bei meinem Gerät auch schlechte Tonqualität hatte. Auch hätte K. besser frontal sprechen sollen als herum zu kaspern.
Ich glaube, mit Geisteswissenschaften und Geistesgeschichte und einem Studium Generale, das sie mit Physik, Astrophysik, Neurowissenschaften, Genetik, Psychologie, Verhaltenswissenschaften verbindet, kann man im Seniorenalter nicht mehr beginnen. Vielleicht einzelne isolierte Aussagen, die mir nicht von „Kapazitäten“ und deren Büchern vorgesetzt werden, sondern einem reduzierten Geist noch einleuchten.
Vielleicht erschließt du mit dem Blog dem ST in dieser Sparte einen neuen Leserkreis, die gegenwärtigen Akteure sind ja eine schmale Gruppe. Zufällig. Wenn ich z.B. von der Blog-Rubrik „Reisebeschreibungen“ und ihrer so gut wie nicht genutzten Untergliederung in 13 Einzelgruppen ausgehe, hatte man von den Teilnehmern offensichtlich auch ein ganz anderes Bild. Der clevere Alte, der noch die Welt bereist und Berichte und Bilder präsentiert, die allerdings im Fernsehen zuhauf auch in Superqualität auf uns zukommen.
Warum nicht als Ungebildeter nochmal ein „Studium“ beginnen, auch wenn es uns mit Einzelwissen zumüllt? Sortieren müssten wir in einem langen Leben ja gelernt haben, ich meine das, was wir davon verstehen.

Dass wir als denkende Wesen Entscheidungsmöglichkeiten und damit einen freien Willen und Verantwortung haben, könnte man m.E.auch einfacher erklären.

Manfred



 

Angeli44

Guten Morgen Manfred, danke für deine ausführlichen Anmerkungen zu meinem Blog!
 
Ja, ich hab da ziemlich viel reingesteckt, weil mich das Thema wir als „kosmische Wesen“ in der Wechselwirkung mit dem Kosmos, in unserer Verantwortung, die wir in unserem irdischen Leben gegenüber uns selbst, gegenüber anderen, (aber auch gegenüber dem Kosmos?) haben, stark beschäftigt und ich im Vortrag von Jochen Kirchhoff eine Möglichkeit sehe, sich mit diesem Thema auf einem hohen Niveau auseinanderzusetzen zu können. Meine eigenen Ausführungen im diesem Blog sind nicht viel mehr als eine Hinführung zu dem Vortrag von Jochen Kirchhoff.
 
Es geht mir  nicht um einen neuen „Leserkreis“. Aber vielleicht mögen einige ST-ler*innen den 50-minütigen Kirchoff-Vortrag einmal anhören. Man braucht keinesfalls ein Studium als Voraussetzung, um ihn verstehen zu können. Und er ist wirklich hoch interessant.   – Schade, dass bei dir der Ton so schlecht ist. Ich erlebe das auch bei manchem YouTube Videos und sehe mich dann auch außerstande, einem solchen Vortrag zu folgen. Bei mir ist der Ton aber gut. – Vielleicht solltest du es noch mal mit einem anderen Browser probieren?
 
Dir einen schönen Tag
 
Angeli44    


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