Grauer Star - Operation
Vorgeschichte:
Im Alter von 5 Jahren verlor ich durch die Nachkriegsumstände mein linkes Augenlicht.
In einer Strassenschlacht wurde auch mit Flaschen geworfen. Ich stand an einer Hauswand neben einem Regenwasser-Abflußrohr. Eine Flasche prallte gegen das Rohr, zersplitterte und die Splitter zerfetzten mein linkes Auge.
Es wurde „geflickt“; aber Linse und Pupille waren nicht mehr vorhanden. Es gab nur noch den Augapfel als solches.
Im Alter von 16 Jahren diagnostierte man ein Glaukom (grüner Star) auf dem Auge. Man hätte es auch medikamentös behandeln können aber empfahl eine Entfernung des Augapfels, da ich ohnehin auf dem Auge blind war und eine Transplatation durch die damaligen Verletzungen nicht möglich sei.
Seit der Zeit trage ich auf der linken Seite ein Glas-Kunstauge, das regelmäßig erneuert werden muß.
Die eigentliche Geschichte:
Als wir Ende April 2012 von Ludwigsburg nach Schleswig-Holstein zogen stellte ich fest, daß ich nicht mehr so gut sehen kann, wie ich es gewohnt war.
Ich sagte meiner Frau, daß ich dann nach dem Umzug meine Augen in der Augenklinik, Rendsburg, untersuchen lassen würde; wahrscheinlich bräuchte ich eine neue Brille.
Ende August ging ich zu dieser Untersuchung und man stellte dort fest, daß ich unter grauen Star (Katarakt) litt. Es wurde mir eine Lasr-OP empfohlen, die man allerdings unter Vollnarkose bei mir machen müsse, weil die psychische Belastung bei „Einäugigen“ zu groß sei; in der Regel wäre eine örtliche Betäubung ausreichend.
Diese Nachricht mußte ich erst einmal „vedauen“. Ich war wegen einer neuen Brille zur Untersuchung gegangen und erhielt dann diese Nachricht. Auch wollte ich das noch mit meiner Frau durchsprechen.
Kurz und gut:
bereits am Nachmittag rief ich in der Augenklinik an weil ich mich zur OP entschlossen hatte. Ich war der Meinung es jetzt lieber sofort machen zu lassen als es vor sich hin zu schieben, denn es würde ja nicht besser werden.
Am Telefon nannte man mir folgende Termine:
03.09.12 = Voruntersuchung und Vorgespräch mit dem Anästhesisten.
19.09.12 = OP
20.09.12 = 1. Nachuntersuchung
24.09.12 = 2. Nachuntersuchung
27.09.12 = 3. Nachuntersuchung
Diese Termine wurden mir mit einem Leitfaden für die Zeit vor und nach der OP noch per Post zugeschickt.
Bei der Voruntersuchung vermaß man schon einmal mein Auge: Ich wählte eine höherwertige Vermessung per Laser, für die ich € 44,33 zuzahlen mußte. Aber das war mir mein Auge wert.
Bei dem Vorgespräch wurde dann erklärt, daß ich nach der OP nachhause kann, wenn eine Betreuung für die ersten 24 Stunden gewährleistet sei.
Ich müsse ein aktuelles EKG und eine Blutuntersuchung vom Hausarzt erstellen lassen und die Ergebnisse zur OP mitbringen.
Auch wurden die Verhaltensmaßregeln für die Zeit nach der OP und die Verhaltensweisen bei evtl. auftretenden Problemen besprochen.
Letztendlich wurden meine Frau und ich auch noch auf die Risiken einer solchen OP hingewiesen. Vom Tod bis zur Blindheit.
Wie sagte der Arzt so schön:
Diese OP ist nicht zwingend notwendig, sie dient der Steigerung der Lebensgefühls. Sein müsse sie nicht; ich könne sie auch ablehnen.
Die entsprechenden Protokolle habe ich alle durchgelesen und danach unterschrieben.
Dann wurde mir noch mitgeteilt, daß ich Augentropfen nach der OP erhalten würde. Diese müsse ich nach folgendem „Fahrplan“ verwenden:
Die 1. Woche= 5x täglich
Die 2. Woche= 4x täglich
Die folgenden Wochen immer 1 Tropfen weniger, bis es dann nach Ablauf von 5 Wochen abgeschlossen sei. Wenn die 1. Tropfenflasche leer sei, dann würde ich ein „Anschlußpräparat“ für die Restzeit erhalten.
Auch wurde ich darauf hingewiesen, daß meine Brille wahrscheinlich nicht mehr passend sei. Eine neue Brille solle erst nach Ablauf von 6 Wochen nach der OP „eingemessen“ werden, weil bis dahin die Sehstärke schwanken könne.
Die Zeit nach diesem Vorgespräch bis zur OP waren psychisch für mich nicht leicht.
Vorstellungen wie es sei, wenn ich blind sei und solche Sachen „geisterten“ mir ab und an durch den Kopf. Und immer wieder suchte ich das Gespräch mit meiner Frau, wenn mir die Belastung zu groß wurde.
Die Zeit zwischen dem 03.09. und dem OP-Tag, den 19.09.12 gehört nicht zu meinen glücklichsten Tagen.
Die OP:
ich mußte am 19.09. um 7:30 Uhr völlig nüchtern in der Augenklink sein. War kein Problem, da die Augenklinik gerade 5 Kilometer von unserem Zuhause entfernt ist.
Es wurden die Aufnahmeregeln erfüllt und brachte mich mit meiner Frau in ein Krankenzimmer, das wir für uns allein hatten.
Dort verabreichte man mir Beruhigungsmittel und teilte uns mit, daß ich an 4. Stelle auf der OP-Liste stehe und die OP selbst für 10:00 Uhr vorgesehen sei. Und so war es auch.
Um 11:45 Uhr wurde ich wieder aus dem OP-Raum herausgerollt. Ich hatte eine Lochmaske auf dem operierten Auge und konnte sehen, wie meine Frau von einem Stuhl aufsprang und sagte:“Ha, da springt ja meine Frau.“ - ich konnte sehen ... - verschwommen zwar, aber blind war ich nicht.
Man sagte uns noch, daß wir sofort Kontakt mit der Klinik aufnehmen müssten, wenn ich „Blitze“ sehen würde, ein Dauerschmerz sich einstelle, eine Regen mit dunklen Punkten über das Auge rolle, Schatten auftreten würden
Nach einer gewissen Wartezeit wurde ich dann entlassen und meine Frau fuhr mich nach hause.
Mit der Lochmaske war Lesen unmöglich; aber ich konnte mich gut in der Wohnung zurecht finden.
Am Tag nach der OP wurde mir dann die Lochmaske abgenommen. Man sagte mir, ich könne mich jetzt frei bewegen. Ob mit oder ohne Brille, daß müsse ich entscheiden. Wie ich eben besser sehen könne.
Ich habe mich für die Brille entschieden. Ich meine zwar, daß ich ohne Brille in die Ferne marginal besser sehen könne; aber mit Brille kann ich selbst Kleinstgedrucktes lesen. Da „schlage“ ich sogar meine Frau.
Die Nachuntersuchungen verliefen völlig problemlos.Ich habe wieder 100% Sehkraft; es haben sich keine der möglichen negativen Ergebnisse gezeigt. Der Augen-Innendruck war immer im normalen Bereich. Ich habe keinerlei Beschwerden. Im Gegenteil: es geht mir so gut, daß ich manchmal fast vergesse die Augentropfen zu nehmen. Ich habe mir dafür eine Liste mit Uhrzeiten erstellt, damit ich sie wirklich einhalte.
Nach einem weiteren halben Jahr muß ich noch einmal zur Untersuchung.
Nachwort:
Dies hier habe ich für mich und meine Frau als eine Art Protokoll erstellt.
Aber auch dafür, daß ich Menschen, die selbst vor einer solchen OP-Entscheidung stehen, eine kleine Entscheidungshilfe oder Orientierung oder Hilfestellung andienen kann. Mit zunehmendem Alter wächst nun einmal die Gefahr, daß man an grauem Star erkrankt. Mit der Laser-OP, wie ich sie „erfahren“ durfte, bin ich sehr gut gefahren. Ich bin froh, daß ich die Operation nicht auf die lange Bank geschoben habe.
Im übrigen: Diesen Bericht habe ich am 08.10.2012 verfaßt. Ich nehme noch immer Tropfen, die neue Brille steht noch an, denn die 6 Wochen sind noch nicht vorbei.
Ab dem 15.10.12 darf ich wieder Schwimmen gehen und Sport treiben. Da freue ich mich richtig darauf!
ozimmi
Im Alter von 5 Jahren verlor ich durch die Nachkriegsumstände mein linkes Augenlicht.
In einer Strassenschlacht wurde auch mit Flaschen geworfen. Ich stand an einer Hauswand neben einem Regenwasser-Abflußrohr. Eine Flasche prallte gegen das Rohr, zersplitterte und die Splitter zerfetzten mein linkes Auge.
Es wurde „geflickt“; aber Linse und Pupille waren nicht mehr vorhanden. Es gab nur noch den Augapfel als solches.
Im Alter von 16 Jahren diagnostierte man ein Glaukom (grüner Star) auf dem Auge. Man hätte es auch medikamentös behandeln können aber empfahl eine Entfernung des Augapfels, da ich ohnehin auf dem Auge blind war und eine Transplatation durch die damaligen Verletzungen nicht möglich sei.
Seit der Zeit trage ich auf der linken Seite ein Glas-Kunstauge, das regelmäßig erneuert werden muß.
Die eigentliche Geschichte:
Als wir Ende April 2012 von Ludwigsburg nach Schleswig-Holstein zogen stellte ich fest, daß ich nicht mehr so gut sehen kann, wie ich es gewohnt war.
Ich sagte meiner Frau, daß ich dann nach dem Umzug meine Augen in der Augenklinik, Rendsburg, untersuchen lassen würde; wahrscheinlich bräuchte ich eine neue Brille.
Ende August ging ich zu dieser Untersuchung und man stellte dort fest, daß ich unter grauen Star (Katarakt) litt. Es wurde mir eine Lasr-OP empfohlen, die man allerdings unter Vollnarkose bei mir machen müsse, weil die psychische Belastung bei „Einäugigen“ zu groß sei; in der Regel wäre eine örtliche Betäubung ausreichend.
Diese Nachricht mußte ich erst einmal „vedauen“. Ich war wegen einer neuen Brille zur Untersuchung gegangen und erhielt dann diese Nachricht. Auch wollte ich das noch mit meiner Frau durchsprechen.
Kurz und gut:
bereits am Nachmittag rief ich in der Augenklinik an weil ich mich zur OP entschlossen hatte. Ich war der Meinung es jetzt lieber sofort machen zu lassen als es vor sich hin zu schieben, denn es würde ja nicht besser werden.
Am Telefon nannte man mir folgende Termine:
03.09.12 = Voruntersuchung und Vorgespräch mit dem Anästhesisten.
19.09.12 = OP
20.09.12 = 1. Nachuntersuchung
24.09.12 = 2. Nachuntersuchung
27.09.12 = 3. Nachuntersuchung
Diese Termine wurden mir mit einem Leitfaden für die Zeit vor und nach der OP noch per Post zugeschickt.
Bei der Voruntersuchung vermaß man schon einmal mein Auge: Ich wählte eine höherwertige Vermessung per Laser, für die ich € 44,33 zuzahlen mußte. Aber das war mir mein Auge wert.
Bei dem Vorgespräch wurde dann erklärt, daß ich nach der OP nachhause kann, wenn eine Betreuung für die ersten 24 Stunden gewährleistet sei.
Ich müsse ein aktuelles EKG und eine Blutuntersuchung vom Hausarzt erstellen lassen und die Ergebnisse zur OP mitbringen.
Auch wurden die Verhaltensmaßregeln für die Zeit nach der OP und die Verhaltensweisen bei evtl. auftretenden Problemen besprochen.
Letztendlich wurden meine Frau und ich auch noch auf die Risiken einer solchen OP hingewiesen. Vom Tod bis zur Blindheit.
Wie sagte der Arzt so schön:
Diese OP ist nicht zwingend notwendig, sie dient der Steigerung der Lebensgefühls. Sein müsse sie nicht; ich könne sie auch ablehnen.
Die entsprechenden Protokolle habe ich alle durchgelesen und danach unterschrieben.
Dann wurde mir noch mitgeteilt, daß ich Augentropfen nach der OP erhalten würde. Diese müsse ich nach folgendem „Fahrplan“ verwenden:
Die 1. Woche= 5x täglich
Die 2. Woche= 4x täglich
Die folgenden Wochen immer 1 Tropfen weniger, bis es dann nach Ablauf von 5 Wochen abgeschlossen sei. Wenn die 1. Tropfenflasche leer sei, dann würde ich ein „Anschlußpräparat“ für die Restzeit erhalten.
Auch wurde ich darauf hingewiesen, daß meine Brille wahrscheinlich nicht mehr passend sei. Eine neue Brille solle erst nach Ablauf von 6 Wochen nach der OP „eingemessen“ werden, weil bis dahin die Sehstärke schwanken könne.
Die Zeit nach diesem Vorgespräch bis zur OP waren psychisch für mich nicht leicht.
Vorstellungen wie es sei, wenn ich blind sei und solche Sachen „geisterten“ mir ab und an durch den Kopf. Und immer wieder suchte ich das Gespräch mit meiner Frau, wenn mir die Belastung zu groß wurde.
Die Zeit zwischen dem 03.09. und dem OP-Tag, den 19.09.12 gehört nicht zu meinen glücklichsten Tagen.
Die OP:
ich mußte am 19.09. um 7:30 Uhr völlig nüchtern in der Augenklink sein. War kein Problem, da die Augenklinik gerade 5 Kilometer von unserem Zuhause entfernt ist.
Es wurden die Aufnahmeregeln erfüllt und brachte mich mit meiner Frau in ein Krankenzimmer, das wir für uns allein hatten.
Dort verabreichte man mir Beruhigungsmittel und teilte uns mit, daß ich an 4. Stelle auf der OP-Liste stehe und die OP selbst für 10:00 Uhr vorgesehen sei. Und so war es auch.
Um 11:45 Uhr wurde ich wieder aus dem OP-Raum herausgerollt. Ich hatte eine Lochmaske auf dem operierten Auge und konnte sehen, wie meine Frau von einem Stuhl aufsprang und sagte:“Ha, da springt ja meine Frau.“ - ich konnte sehen ... - verschwommen zwar, aber blind war ich nicht.
Man sagte uns noch, daß wir sofort Kontakt mit der Klinik aufnehmen müssten, wenn ich „Blitze“ sehen würde, ein Dauerschmerz sich einstelle, eine Regen mit dunklen Punkten über das Auge rolle, Schatten auftreten würden
Nach einer gewissen Wartezeit wurde ich dann entlassen und meine Frau fuhr mich nach hause.
Mit der Lochmaske war Lesen unmöglich; aber ich konnte mich gut in der Wohnung zurecht finden.
Am Tag nach der OP wurde mir dann die Lochmaske abgenommen. Man sagte mir, ich könne mich jetzt frei bewegen. Ob mit oder ohne Brille, daß müsse ich entscheiden. Wie ich eben besser sehen könne.
Ich habe mich für die Brille entschieden. Ich meine zwar, daß ich ohne Brille in die Ferne marginal besser sehen könne; aber mit Brille kann ich selbst Kleinstgedrucktes lesen. Da „schlage“ ich sogar meine Frau.
Die Nachuntersuchungen verliefen völlig problemlos.Ich habe wieder 100% Sehkraft; es haben sich keine der möglichen negativen Ergebnisse gezeigt. Der Augen-Innendruck war immer im normalen Bereich. Ich habe keinerlei Beschwerden. Im Gegenteil: es geht mir so gut, daß ich manchmal fast vergesse die Augentropfen zu nehmen. Ich habe mir dafür eine Liste mit Uhrzeiten erstellt, damit ich sie wirklich einhalte.
Nach einem weiteren halben Jahr muß ich noch einmal zur Untersuchung.
Nachwort:
Dies hier habe ich für mich und meine Frau als eine Art Protokoll erstellt.
Aber auch dafür, daß ich Menschen, die selbst vor einer solchen OP-Entscheidung stehen, eine kleine Entscheidungshilfe oder Orientierung oder Hilfestellung andienen kann. Mit zunehmendem Alter wächst nun einmal die Gefahr, daß man an grauem Star erkrankt. Mit der Laser-OP, wie ich sie „erfahren“ durfte, bin ich sehr gut gefahren. Ich bin froh, daß ich die Operation nicht auf die lange Bank geschoben habe.
Im übrigen: Diesen Bericht habe ich am 08.10.2012 verfaßt. Ich nehme noch immer Tropfen, die neue Brille steht noch an, denn die 6 Wochen sind noch nicht vorbei.
Ab dem 15.10.12 darf ich wieder Schwimmen gehen und Sport treiben. Da freue ich mich richtig darauf!
ozimmi
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