Glückliche Kindheit in schwerer Zeit
Nachdem ich gerade ein Buch gelesen habe, in dem die Autorin ihre schreckliche Kindheit schildert, kam mir der Gedanke,wie „reich“ man doch ist, wenn man sich an seine eigene Kindheit voll Liebe und Geborgenheit erinnern kann, trotz Krieg und entbehrungsreicher Nachkriegszeit.
Im Krieg aufgewachsen, daher gewöhnt an die „Christbäume“, die vom Himmel fielen, an Fliegeralarm und Luftschutzkeller. Gott sei Dank, schlug bei uns – in einem Vorort von Mannheim – nur eine einzige Bombe am Ortsrand ein. So hatte ich nie Angstgefühle, war ja noch zu klein und wusste noch nichts von all dem Elend.
Wir wohnten bei meinem Großonkel in einem geräumigen Haus mit riesigem Garten. Als 1945 die amerikanische Besatzung kam, wurde das Anwesen beschlagnahmt und eine Großküche eingerichtet.
Ich war das Maskottchen der Kompanie und durfte als Erste zum Essenfassen antreten. (Das Essen reichte auch noch für meine Eltern!)
Die Amerikaner waren sehr freundlich und großzügig.
Sie hatten ja auch ein zu Hause mit Familie in weiter Ferne und hatten Heimweh.
Einmal suchte mein Vater im ganzen Haus nach mir.
In einem Dachstübchen fand er mich, tief schlafend, mein Gesicht über und über mit Schokolade verschmiert, in den Armen eines jungen Soldaten.
Der sagte:“ Pssst ,Papa, Baby schläft!“
Mein Vater wusste nicht, wie lange der Babysitter schon ausharren musste.
Nach dem Abzug der Amerikaner konnte mein Onkel Hühner, Kaninchen, Enten, Truthühner, Ziegen und ein Schwein halten. Es kam auch noch ein Wachhund dazu, was damals notwendig war. (Dieser war der Meinung, dass er mich auch bewachen müsste und leckte mich ständig ab.) ( Damals fand ich's liebevoll, heute ekelig!)
Katzen gab es natürlich auch – meine besonderen Lieblinge!
Die beiden Söhne, einzige Kinder meines Großonkels waren im Krieg gefallen.
Ich war sein kleiner Lichtblick. Er hat viel Spaß mit mir gemacht.
Z. Beispiel:
Er hat mich auf das Schwein gesetzt, welches dann sofort in den dunklen Stall gesaust ist.
Oder:
Er hat mir ein rotes Tuch hinten an mein Schürzchen gebunden und mich mit Futter zum Truthahn geschickt. Der hat mich dann ständig attackiert. Schreiend und lachend rannte ich aus dem Gehege, fand's lustig, hatte keine Angst.
Das Aufregenste aber war:
Das „Elwetritschen-Fangen!
(Für Nicht-Pfälzer: E. Sind Fabelwesen, die im Pfälzerwald ihr Unwesen trieben.......
oder noch treiben!????)
Abends, wenn es ganz dunkel war, schlichen wir uns mit einem Sack in den Hühnerstall. Ich war ganz stolz, dass mein Onkel mich mitgenommen hatte.
Stille........nichts rührte sich, aber in meiner Fantasie sah ich seltsame Gestalten, die sich aber leider nie fangen ließen.
Sie sind unvergesslich, all' diese kleinen Abenteuer!
Traurig war's nur mit den Kätzchen, die ich immer mit ihren Jungen im Puppenwagen spazieren fuhr.Viele mussten sterben,weil sie vergiftete Mäuse gefressen hatten.
Meine Trauer, meinen Schmerz habe ich damals bewältigt, indem ich ihnen im Garten schöne Gräber anlegte: Zusammengebundene Hölzchen als Kreuz, flache Steine als Einfassung und immer frische Blümchen darauf.
Das Bemühen meiner Eltern und meines Onkels, eine Puppenstube, einen Kaufladen
und „eine“ Puppe zu besorgen werde ich niemals vergessen.
Ich darf sagen: „Ich hatte eine schöne und behütete Kindheit!“
In dankbarer Erinnerung
pusteblume
Im Krieg aufgewachsen, daher gewöhnt an die „Christbäume“, die vom Himmel fielen, an Fliegeralarm und Luftschutzkeller. Gott sei Dank, schlug bei uns – in einem Vorort von Mannheim – nur eine einzige Bombe am Ortsrand ein. So hatte ich nie Angstgefühle, war ja noch zu klein und wusste noch nichts von all dem Elend.
Wir wohnten bei meinem Großonkel in einem geräumigen Haus mit riesigem Garten. Als 1945 die amerikanische Besatzung kam, wurde das Anwesen beschlagnahmt und eine Großküche eingerichtet.
Ich war das Maskottchen der Kompanie und durfte als Erste zum Essenfassen antreten. (Das Essen reichte auch noch für meine Eltern!)
Die Amerikaner waren sehr freundlich und großzügig.
Sie hatten ja auch ein zu Hause mit Familie in weiter Ferne und hatten Heimweh.
Einmal suchte mein Vater im ganzen Haus nach mir.
In einem Dachstübchen fand er mich, tief schlafend, mein Gesicht über und über mit Schokolade verschmiert, in den Armen eines jungen Soldaten.
Der sagte:“ Pssst ,Papa, Baby schläft!“
Mein Vater wusste nicht, wie lange der Babysitter schon ausharren musste.
Nach dem Abzug der Amerikaner konnte mein Onkel Hühner, Kaninchen, Enten, Truthühner, Ziegen und ein Schwein halten. Es kam auch noch ein Wachhund dazu, was damals notwendig war. (Dieser war der Meinung, dass er mich auch bewachen müsste und leckte mich ständig ab.) ( Damals fand ich's liebevoll, heute ekelig!)
Katzen gab es natürlich auch – meine besonderen Lieblinge!
Die beiden Söhne, einzige Kinder meines Großonkels waren im Krieg gefallen.
Ich war sein kleiner Lichtblick. Er hat viel Spaß mit mir gemacht.
Z. Beispiel:
Er hat mich auf das Schwein gesetzt, welches dann sofort in den dunklen Stall gesaust ist.
Oder:
Er hat mir ein rotes Tuch hinten an mein Schürzchen gebunden und mich mit Futter zum Truthahn geschickt. Der hat mich dann ständig attackiert. Schreiend und lachend rannte ich aus dem Gehege, fand's lustig, hatte keine Angst.
Das Aufregenste aber war:
Das „Elwetritschen-Fangen!
(Für Nicht-Pfälzer: E. Sind Fabelwesen, die im Pfälzerwald ihr Unwesen trieben.......
oder noch treiben!????)
Abends, wenn es ganz dunkel war, schlichen wir uns mit einem Sack in den Hühnerstall. Ich war ganz stolz, dass mein Onkel mich mitgenommen hatte.
Stille........nichts rührte sich, aber in meiner Fantasie sah ich seltsame Gestalten, die sich aber leider nie fangen ließen.
Sie sind unvergesslich, all' diese kleinen Abenteuer!
Traurig war's nur mit den Kätzchen, die ich immer mit ihren Jungen im Puppenwagen spazieren fuhr.Viele mussten sterben,weil sie vergiftete Mäuse gefressen hatten.
Meine Trauer, meinen Schmerz habe ich damals bewältigt, indem ich ihnen im Garten schöne Gräber anlegte: Zusammengebundene Hölzchen als Kreuz, flache Steine als Einfassung und immer frische Blümchen darauf.
Das Bemühen meiner Eltern und meines Onkels, eine Puppenstube, einen Kaufladen
und „eine“ Puppe zu besorgen werde ich niemals vergessen.
Ich darf sagen: „Ich hatte eine schöne und behütete Kindheit!“
In dankbarer Erinnerung
pusteblume
Kommentare (4)
donnervogel
ja, ich weiss, ich steche wieder mal irgendwohin, was man nicht machen soll. sei froh, dass du ein zu hause hattest. ihr hattet die amis, wir hatten die russen. wenn FRIEDEN herrscht, sind alle menschen völlig normal. ich liebe die "russeb" und das land, ich spreche diese sprache und das obwohl die wiederherstellung der neutralität österreichs schon endlos lange her ist.
ich freue mich über deine geschichte "von zu haus"
dein donnervogel
ich freue mich über deine geschichte "von zu haus"
dein donnervogel
immergruen
der Kriegsgeneration von sich sagen. Aber auch ich bin dankbar für die Liebe und Fürsorge meines Großvaters. Für seine Geschichten und die Bilder, die er mich malen liess, für seine Phantasie und für alles, worauf er, zu meinen Gunsten, verzichtete. Er bedeutete mir mehr als mein Vater, der einfach nicht da war, als ich ihn gebraucht hätte, und das wird nicht nur in meiner Erinnerung so bleiben.
Von Besatzungssoldaten,bei uns waren es Russen, hielt man uns weit weg. Aber auch sie waren kinderlieb, teilten das Wenige, was sie hatten, mit den Kindern eines Waisenhauses in unserer Stadt.
Jedes Kind, dem eine solch friedliche und behütete Kindheit beschieden war, darf sich glücklich schätzen.
Da kann ich Dir nur zustimmen, liebe Pusteblume!
der Kriegsgeneration von sich sagen. Aber auch ich bin dankbar für die Liebe und Fürsorge meines Großvaters. Für seine Geschichten und die Bilder, die er mich malen liess, für seine Phantasie und für alles, worauf er, zu meinen Gunsten, verzichtete. Er bedeutete mir mehr als mein Vater, der einfach nicht da war, als ich ihn gebraucht hätte, und das wird nicht nur in meiner Erinnerung so bleiben.
Von Besatzungssoldaten,bei uns waren es Russen, hielt man uns weit weg. Aber auch sie waren kinderlieb, teilten das Wenige, was sie hatten, mit den Kindern eines Waisenhauses in unserer Stadt.
Jedes Kind, dem eine solch friedliche und behütete Kindheit beschieden war, darf sich glücklich schätzen.
Da kann ich Dir nur zustimmen, liebe Pusteblume!
outofspain
in solch schönen Erinnerungen zu leben. Ich hatte, als Kind des Feindes, keine so schöne Kindheit.
LG Flo