Geimpft!

Am 1. September im letzten Jahr habe ich hier vom alten Pater und seinem „Ferrari“ geschrieben, mit dem er durchs Kloster und über die Seniorenstation im Seniorenheim der Steyler Missionare in St. Wendel im Saarland düst. Manchmal auch durch den Klostergarten.

Leider erlaubt die Pandemie immer noch nicht, dass ich ihn besuche. Wir schreiben uns mails, und ab und an (eigentlich zu selten, muss ich von meiner Seite gestehen) telefonieren wir.

Am letzten Sonntag versuchte ich ihn zu erreichen. Bis mir einfiel, dass er „sonntags doch mit ein paar Mitbrüdern nach dem Abendessen ein Schnäpschen trinkt“. Es sei dahin gestellt, ob das bei einem Schnäpschen bleibt, aber mir wurde ernsthaft versichert, dass er den Weg zu diesem geselligen Treffen zu Fuß und nicht mit dem Gefährt zurücklegt.

Gestern habe ich ihn nun an die Strippe bekommen. Er war hocherfreut und plauderte – sonst so gar nicht seine Art – gleich drauflos. Das Herz war voll und er enthusiastisch! Er war am Morgen geimpft worden. Seine Freude schlug durchs Telefon auch in mein Herz – ich konnte mich wirklich mit freuen.

Nein, zu dem Raum mit den Ärzten und Schwestern und anderen Bediensteten war er auch per pedes gegangen. Nur eine Unterschrift musste er noch leisten, die vorhergehende Aufklärung über Gesundheit und Impfung waren schon ein paar Tage zuvor über die Bühne gegangen. Dann ging es gleich zum Doc mit der Spritze. Der piekste ihn in den rechten Arm, weil er Linkshänder ist und doch beim Essen seine Gabel ohne eventuelle Schmerzen im Arm halten will:-) - Danach wurde er in einen Raum gebracht, wo er noch eine halbe Stunde warten musste. Dort hatte man es nett gemacht…. Er hat sich die Zeit mit einem Espresso, einem Capucchino und einem Stück Kuchen (Zitat!) verkürzt. Es schien höchst wichtig, mir das alles so genau zu erzählen.

Den Termin für die 2. Impfung in zwei Wochen hat er geflissentlich in seinem Kalender notiert.

Ich hatte in letzter Zeit viel Kontakt mit älteren Menschen. Sie alle hatten eine gewisse Ängstlichkeit. Furcht, sich irgendwo zu infizieren. Nun hatte ich jemanden am Telefon, der regelrecht befreit und glücklich wirkte. Ich habe in dem Moment erst begriffen, von welcher Bedeutung die Impfung für die älteren Herrschaften ist. Und ich konnte mich herzlich mit freuen.

Wir gingen schließlich doch noch zu unseren sonstigen Themen über. Der „Ferrari“ läuft nach wie vor gut, aber momentan fährt er draußen nicht damit. „Weil die Reifen dann so schmutzig sind, wenn Sie drinnen fahren...“, mutmaßte ich. Aber da lag ich natürlich völlig falsch! Was wäre das für ein Risiko, wenn ihm bei diesen Temperaturen unterwegs die Batterie einfriert!

Okay….. wie er am Ende unseres Telefonats die Kurve auf „Grappa“ genommen hat, weiß ich grad nicht mehr….. Aber wenn die Batterie meines Wagens wieder auf okay steht oder der ADAC hier war, werde ich mal einkaufen gehen...und zur Post….und dann rollt als Glückwunsch für die 1. Impfung ein Fläschlein nach St. Wendel….

P.S.: Am 5.6.2021 wird er 92

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Kommentare (1)

margit

Liebe Tannenmuetterchen,

die Freude des alten Herrn über seine Impfung kann ich gut nachvollziehen, ist es doch bei meiner fast 95-jährigen Mutter ganz ähnlich. Nachdem wir uns fast vier Wochen täglich erfolglos um einen Impftermin bemüht hatten, klappte es plötzlich an einem Freitag Abend um 20:30 Uhr.
Jetzt hat sie ihre erste Impfung erfolgreich hinter sich gebracht und kann die zweite kaum erwarten. Sie freut sich darauf, bald wieder einkaufen und spazieren gehen zu können und mit den Nachbarn ein Schwätzchen zu halten.
Gerade für hochbetagte Menschen ist es wichtig, aktiv ihre Zeit nutzen zu können, ist diese doch begrenzt

Margit

 


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