Früher war alles besser!
In den Weltentstehungsmythen des gesamten Erdkreises wird davon berichtet, dass die Anfänge voller Fülle und Erfüllung waren: Das goldene Zeitalter der Griechen und das Paradies des AT etwa, das durch Menschenschuld dann unwiderruflich versperrt blieb.
Untersuchungen des menschlichen Gedächtnisses, was jeder Laie ohne Wissenschaft weiß: Erinnerungen verändern sich mit der Zeit. Ich selbst habe mehrmals meine Memoiren geschrieben. Jedes Mal schien es sich um einen anderen Christoph zu handeln, obwohl ich schwöre, niemals absichtlich gelogen zu haben. Vor allem scheint es so, dass die Leiden des Krieges und der Nachkriegszeit sich entschärft haben. Vieles erscheint wirklich in einem freundlicheren Gesicht.
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Kommentare (10)
@Christine62laechel
Hallo Christine,
das kann ich dir ohne weiteres abnehmen, obwohl du weisst und ich weiss, dass wir in einer Zeit leben, in der Jugend fast kultisch verehrt und mit allen Mittel gesucht wird.
Du stellst dich also gegen einen verbreiteten Trend der Gegenwart.
Mein Respekt
PS Ich widerspreche übrigens Auch so manchem, was heutzutage angepriesen wird.
Christoph
Das Erinnern ist so eine Sache.
Im Nachlass meiner Eltern fand ich Briefe von mir aus meiner Jugend.
Ich fand mich darin nicht mehr wieder.
Zum letzten Jahresende versuchte ich aufzulisten, wo ich die jeweiligen Jahresübergänge verbracht hatte. Es gelang mir nicht.
Meine Freundinnen erzählen viel aus der Vergangenheit. Dabei fallen mir Ereignisse wieder ein, die ich so oder ähnlich oder aber genau gegensätzlich erlebt habe. Ansonsten lasse ich Vergangenes ruhen.
Es gibt bestimmte Trigger wie Gerüche oder Musik, die einen Flashback auslösen können. Je nach Tagesform fällt er sanft aus oder tritt starke Gefühle los.
Nachdem ich zum ersten Mal einen lieben Menschen hinüber begleitet hatte, brach ich anschließend zusammen. Es folgten viele – zu viele. Mittlerweile begreife ich den Tod völlig anders. Die Trauer schnürt mir nicht mehr den Atem ab. Nur an Gräber kann ich nicht gehen, meine Lieben sind dort nicht.
Ja, Erinnerungen ändern sich mit den Jahren. Empörung, Zorn, Aufbegehren in der Jugend kann ich zwar immer noch nachvollziehen, sehe es heute aber viel gelassener.
Auch die verflossenen Liebesgeschichten, die so unbeschreibliche Emotionen hervorriefen – und erst die Trennungen! Nunmehr nur noch ein freundlicher Blick auf ein verblichenes Foto: schön, dass wir ein Stück des Weges miteinander gingen; was mag aus dir wohl geworden sein?
Biografien anderer Menschen lese ich sehr gerne, es müssen keine Berühmtheiten sein.
Wozu sollte ich meine eigene aufschreiben? Das bin doch ich …
Liebe Grüße
Via
@Via Hallo Via, ich lese Deine Antwort zu "Erinnern...".........was Du ansprichst über das Erinnern..Vergangenes..mit viel + wenig , auf + ab, Liebe, Trauer, Freude.....all das, was in vielen, vielen Jahren bis hin zum heutigen Tage gelebt, ertragen, geduldet, vermißt und, natürlich auch, geliebt hat.....ist einfach im älter werden verändert.
Erinnerungen kommen zum erinnern zurück, das Leben wird es wohl so "vorschreiben".......wir , in unsrer "Reife/Weisheit", sortieren (wie die Tauben bei Aschenputtel) die schlechten in' Kröpfchen, die guten in' Töpfchen........... es kann eine Weile dauern, bis diese "Strategie" greift........es können "Steine vom Herzen fallen" o.ä.........Erleichterung breitet sich aus, wenn ein Weg gefunden wurde, ERINNERUNGEN positiv, vielleicht mit einem weinenden + einem lachenden Auge, zu erhalten.
Was uns in negativer Erinnerung verleibt, erscheint durchaus die Altersweisheit in friedliche Verbundenheit zu geleiten.
So ist es mir....mein Leben aufschreiben...ich glaube eher nicht.........keine Ahnung, wohin mich das Leben im nächsten Monat begleiten möchte......
Einen lieben Gruß, Linda
@Via
Viele (neue) Aspekte hast du angeschnitten, einer immer wichtiger bzw. aufschlussreicher als der andere.
Nein, meine Vergangenheit ansich interesiiert mich auch nicht. Aber sie ist ganz einfach der Schlüssel zum Verständnis meiner selbst in der Gegenwart. Aber da es anscheinend unzählige Zimmer und Kammern in meinem Inneren gibt, brauche ich auch viele Schlüssel.'
Silesio
Na gut, Via, ist eine Einstellung, die man durchaus bestätigen kann.
Wozu meine Biografie aufschreiben? Nun, ich finde, meine Kinder - (die mich darum baten )- haben auch ein Recht dazu, meine "un"rühmlichen Taten zu kennen.
Es ändert sich ja nichts in meinem Lebensablauf, es wird dadurch jedoch auch für mich klarer und verständlicher, manche Gegebenheiten verstand ich danach erst so richtig!
Vielleicht überlegst Du Dir das ja noch?
Ich grüße Dich,
Horst
@Pan
Hallo Pan,
du schreibst also deine Biografie, weil man dich darum gebeten hat. Ein ehrbarer Anlass!
Für die Familie! Das sind vielleicht 10 Personen.
Hoffst du innerlich vielleicht sogar, einen Verlag zu finden und gar eine Millionenauflage zu erreichen? Ich würde es dir gönnen?
Warum lesen Leute eigentlich Memoiren, Biogefien? Von Adenauer, Churchill usw. usf.?
Aber das wieder ein anderes Thema!
Silesio
Eigentlich ist es mir egal, wer das liest, es wird halt gelesen! Aber es hilft mir auch, mich selbst zu verstehen. ( Ich habe mich noch nie zu etwas zwingen lassen - auch nicht vom Nachwuchs, sie haben mich nur darin bestärkt!)
Übrigens: Deine Ironie darfst Du ruhig beiseite lassen, da kann ich nur milde lächeln. Du kennst mich doch gar nicht, was soll das eigentlich?
Aber auch das ist wiederum ein anderes Thema ...
Pan~
Auch mir geht es so. Meine erste Biografie schrieb ich vor 20 Jahren.
Anscheinend war ich da noch nicht "weise" genug? Heute ist meine "Dritte" an der Reihe - es war scheinbar damals ein anderer Mensch, den ich beschrieb.
Woran es liegt? Ich denke, die Wahrnehmung ändert sich und damit auch die Wertung mancher Dinge.
meint mit einem Lächeln
Horst
Jeder Mensch hat seine Lebenslegende und er schreibt sie immer wieder neu. Das müssen keine ausdrücklichen Memoiren sein. Sie muss vor allem rund und greifbar werden, vor allem im Alter, wo wir uns naturgemäß mehr mit ihr befassen.
B.G. Manfred
Auf jeden Fall möchte ich nicht mehr jung sein - wenn meine Jugendzeit gleich aussehen sollte, wei sie auch war. Dass ich ein anderer Mensch geworden bin - ja, und nämlich die Person ungefähr, die ich auch früher sein wollte, hatte mich aber immer wieder von den anderen "bremsen" lassen. Hoffe diesen Fehler nicht mehr zu begehen. :)
Mit Grüßen
Christine