Frankfurter Kranz und Kartoffelsalat
Geburtstage wurden in unsere Verwandtschaft in den 1960er und `70er Jahren immer ausgiebig gefeiert!
Neun bis zwölf Personen waren es mindestens bei "normalen", und bei "runden" Ehrentagen entsprechend mehr Gäste.
Natürlich wurde zu Hause gefeiert, denn Auswärts war es viel zu teuer.
Da wurden Möbel gerückt, um Tische zusammenstellen zu können, und bei Nachbarn noch Stühle ausgeliehen. Die Kaffeetafel war mit weißen Tischdecken, dem guten Porzellan, Servietten (die kunstvoll gefaltet wurden) und Kerzen gedeckt. Blumenschmuck hatte meistens keinen Platz mehr, denn die Torten, Kuchen und Schlagsahne waren schließlich die Hauptsache!
Und was für Kuchen damals aufgetischt wurden!!! Niemals fehlen durfte ein Frankfurter Kranz, natürlich mit richtiger Buttercreme, dann gab es noch einen Obstkuchen, Marmorkuchen, Schokoladen- oder Mokkatorte aus Buttercreme und einen Hefestreuselkuchen. Um zu viele Kalorien brauchte sich ja zu dieser Zeit kein Mensch Gedanken machen!
Zwischen Kaffeetrinken und Abendessen unterhielten sich die Erwachsenen, und wir Kinder hatten Spielsachen dabei, mit denen wir uns die Zeit vertrieben.
Dann gab es Abendessen! Es waren Klopse gebraten worden und Kartoffelsalat gemacht (nach ostpreußischer Art mit Mayonnaise), es gab Aufschnitt- und Käseplatten, Brot und Butter, die auch noch mit einem kunstvolles Muster verziert war.
Wenn alle Gäste satt waren (satt konnte man das dann eigentlich nicht mehr nennen, *lach), wurde schnell der Tisch abgeräumt und es bildeten sich zwei Gruppen:
In der einen wurde Skat gedroschen, in der anderen Rommee gespielt.
Ich kann mich auch noch erinnern, daß zum Kartenspielen nicht nur einige Bierchen, sondern auch selbstgemachter Aufgesetzter von roten oder schwarzen Johannisbeeren getrunken wurde.
Und über allem hingen nach einiger Zeit Rauchschwaden von Zigarettenqualm! Es wurden damals ja auch noch Zigaretten in speziellen Porzellangefäßen (siehe Foto) auf den Tisch gestellt und so den Gästen gereicht! Das ist heute unvorstellbar!
Lustig ging es immer zu auf den Geburtstagen. Man hatte ja auch sonst nicht viel zu feiern!
Seitdem hat sich viel geändert. Es waren eben andere Zeiten!
Kommentare (5)
Ja, genauso war das, liebe Angela!
Als Kind hatte ich zu solchen Anlässen immer eine sehr wichtige Aufgabe zu erfüllen, denn ich durfte die Kaffeebohnen mit Hilfe einer hölzernen Mühle mahlen. Das war richtig anstrengend. Doch der Lohn war stets die duftende Ernte, die sich dann als Kaffeepulver in der kleinen Mühlen-Schublade sammelte. Der Kaffee wurde selbstverständlich mit der Hand gefiltert, bis irgendwann elektrische Geräte diese Arbeit übernahmen.
Einige Teile von Mutters Geschirr habe ich zur Erinnerung aufbewahrt. Mit Pralinen gefüllte Sammeltassen waren früher mal beliebte Geschenke, besonders zum Muttertag.😊 Diese sind jetzt ungefähr 60 Jahre alt.
Guckst Du hier:
Herzliche Grüße
Rosi65
@Rosi65
Dankeschön, liebe Rosi, daß du noch meine Erinnerungen vervollständigt hast!
Von den Sammeltassen habe ich auch noch einige Gedecke und ebenso eine Kaffeemühle von damals! Natürlich war Handfiltern angesagt, es hatte doch noch niemand eine Kaffeemaschine😄
Also, wenn bei mir mal der Strom ausfällt - Kaffeekochen klappt mit Holzofen und Filter!
Liebe Grüße, Angela
@Rosi65
Und einen Frankfurter Kranz bekomme ich auch noch hin!
Kaffeekränzchen ist gesichert!😍☕️
Gerne, liebe Angela bin ich mit dir in den Erinnerungen geschwelgt. Genau so hätte ich das auch erzählen können. Der Kartoffelsalat meiner Mutter war berühmt😁, allerdings stammt meine Familie aus Oberschlesien. Streusel- und Mohnkuchen kamen da mit auf den Tisch und mein Vater, Konditormeister, hat anstatt Frankfurter Kranz meist eine Ananastorte gebacken natürlich mit viel Buttercreme. Lang, lang ist es her. Manchmal kann ich es kaum glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist.
Die Sammeltasse mit den Pralinen kannte ich als Geschenk auch gut. Da kam einiges zusammen. Ich besitze diese Sammeltassen noch. In Freiburg gibt es ein Paar, die Hochzeitstafeln mit Sammeltassen decken und sie aufkaufen. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, sie ihnen zu überlassen, habe es aber dann doch nicht fertiggebracht.
Herzlichen Gruß
Brigitte