Feucht fröhlicher heiliger Abend um 1969
Mein Schwiegervater hatte in der damaligen Zeit ein Lebensmittel-Feinkostgeschäft.
Zu darben brauchten wir also unter dem Jahr und insbesondere an Weihnachten nicht. Es kam jedoch hinzu, dass ich mit seiner Lieblingstochter im zarten Alter von 17 Jahren pussierte. Das passte ihm ja gar nicht ins Konzept. Damals war ich kaufmännischer Lehrling und meine Eltern waren nicht gerade wohlhabend. (Flüchtlinge aus Schlesien).
Einen gut situierten Freund, wie der Sohn seines Hausbesitzers, sollte es schon sein. Aber solch einen Ärmling wie ich, wäre doch nichts für seine Tochter!
Die Zeit zog sich so dahin. Kappelei zwischen mir und meinem künftigen Schwiegervater
waren an der Tagesordnung.
Es nahte der „ Heilige Abend“. Wie immer ging das Geschäft an diesem Tag sehr gut.
Als ich nachmittags einmal vorbei schaute, lud er mich in sein Büro ein. Das übliche Tete- á Tete und wir landeten beim Schnaps, worauf er es aus heutiger Sicht sicher angelegt hat. Unverfahren in harten Getränken kam es wie es kommen musste. Nach geraumer Zeit war mir alles leichter. Ich plauderte und scherzte und meinem Gegenüber gefiel dies von Minute zu Minute besser.
Ich wusste schon noch, dass es der Nachmittag des „ Heiligen Abend“ war. Also verschenkte ich die mitgebrachten Weihnachtsgaben an meine Freundin.
Gegen 19.00 Uhr kam diese sehr aufgelöst zu uns nach Hause. Wir wohnten in der nächsten Straße, also keine große Entfernung. In der Hand hielt sie mein Weihnachtsgeschenk. Eine große „Zigarre“. „Was soll ich damit, ich rauche nicht“, sagte sie. Es wurde mir am ganzen Körper heiß. „Vater, was hast denn du von mir bekommen“, fragte ich. Er hatte sein Geschenk noch nicht ausgepackt. Als er das Papier entfernt hatte, war das Gelächter groß. Zum Vorschein kamen Handschuhe. Hatte ich doch in meiner Schusslichkeit die Geschenke für meine Freundin und meinen Vater vertauscht.
Meine Freundin ging mahnend nach Hause. Seit dieser Zeit ist mein Motto:
„Zu Heilig Abend“ immer den Überblick behalten.
Gruß Karilona