Fee Lavendelchen und ihre Freunde
Kapitel 2. Die Stadt
Bis zum Kinderzentrum musste man fast durch die ganze Stadt gehen. Darinka liebte ihre Stadt. Sonnig und grün. Im Sommer laut und hastig, im Winter ruhig und leer. Sie liebte die Berge, die die Stadt von drei Seiten umringten. Und das ewige, geheimnisvolle, das blaueste Meer der Welt! Doch seit die grauen Männlein auf Befehl des Hauptbösewichts die sonnige Halbinsel erobert haben, ist ihre Heimatstadt grau, schmutzig und fremd geworden.
Das Mädchen lief die Straße hinunter. Toscha eilte ihr nach, hatte aber noch Zeit an Bäumen und Büschen zu schnüffeln. Obwohl die Sonne kräftig schien, hatte sich der graue Nebel nicht verzogen. Das Gras und die Blumen vertrockneten, die Blätter an den Bäumen wurden grau-braun, aber bis zum Ende des Sommers war es noch weit. Es war so heiß und drückend schwül. Aber plötzlich fühlte Darinka Frische und Kühle, schaute nach oben und freute sich. Die Wolke Kap flog über sie und schützte sie vor den sengenden Strahlen der Sonne.
“Danke, Kap!” Darinka lächelte ihm zu, und Toscha wedelte fröhlich mit dem Schwanz.
Die Freunde gingen zum Busbahnhof hinunter. Auf der Straße entlang, wo die Einheimischen immer mit Gemüse, Obst und Beeren handelten, die auf den Hofgrundstücken angebaut wurden. Früher waren Spaziergänge auf dieser Straße für Darinka ein Abenteuer, ein erstaunliches, duftendes und leckeres Abenteuer. Es begann im frühen Frühling und endete im Spätherbst. Zuerst erschienen Radieschen – kleine, große, rote, weiße, rot-weiße, runde, längliche. Danach Schnittlauch, verschiedene Arten von Salat und eine Vielzahl von würzigen Kräutern. Dann gab es die Süßkirschen – weiße, rote, fast schwarze, sehr süße… Und Erdbeeren! Am meisten mochte Darinka die Sorte “Himbeerchen” – klein, dunkel, sehr aromatisch und süß. Dann kamen schwarze, rote, gelbe, weiße Johannisbeeren, Stachelbeeren, Maulbeeren. Und Tomaten! Rote, rosa , gelbe, schwarze, gestreifte… zuckersüße, große und kleine, in Form von Pflaumen, Herzen, Paprika. Knusprige Gurken mit kleinen Knubbelchen drauf. Süße Zwiebeln, flach und lila. Aprikosen, Äpfel, Birnen, Schokoladen-Dattelpflaumen. Und was für Pfirsiche! Und Feigen, Zisyphus, Mispel, Trauben, Granatäpfel. Honigmelonen, Zuckerwassermelonen. Und dann gab es Nüsse: Haselnüsse, Walnüsse und Mandeln. Darinka mochte besonders die jungen dünnwandigen großen Walnüsse. Erst vom Baum entfernt, noch feucht, saftig, süß, von denen man das hellbraune Häutchen leicht entfernen kann. Nur die Handflächen danach blieben einige Tage dunkel und man konnte sie lange nicht sauber waschen.
Darinka seufzte schwer. Jetzt standen Stände auf der Straße, wo Händler Gemüse und Obst verkauften. Meistens keine einheimischen Sachen, sondern aus der Ferne mitgebracht. Teuer und nicht immer lecker. Es gab nur noch wenige Waren, die auf der Halbinsel angebaut wurden, und sie waren auch nicht so wie früher. Schuld daran, meinte das Mädchen, seien Mangel an Wasser und Sonne. Und dieser graue Nebel, der ihre Sonnige Halbinsel nach der Eroberung von grauen Männlein umhüllte.
Auf einem kleinen Markt sah Darinka ein bekanntes Gesicht.
“Oma Wassilina, Guten Tag! Wie schön, Sie zu sehen!”, wandte sie sich an eine alte Frau mit gütigen Augen in dem faltigen Gesicht. “Und mit Ihnen zu reden! Verstehen alle Sie hier?”
“Das sind schon ihre Probleme”, lächelte die Alte. “Ich lebe seit über 50 Jahren hier. Und wie ich in meiner Muttersprache plauderte, werde ich auch weiter plaudern!. Es ist etwas heiß heute. Mir schien, dass der Himmel sauber war, aber schau mal, hier ist eine kleine Wolke erschienen. Es wäre gut, wenn ein paar Regentropfen fallen.”
Und plötzlich begann ein kleiner, kühler Regen zu tropfen. Auf ihr lächelndes, faltiges Gesicht. Und auf Gemüse und Obst, das auf der Theke verteilt ist.
“Vielen Dank, Regenwolke! ” Die Großmutter schaute nach oben, auf die Wolke, und dann wandte sie sich an Darinka: “Möchtest du etwas, Mädchen?”
“Ja, Oma, Ihre köstlichsten und süßesten Feigen!”
“Hier, nimm es. Auf gute Gesundheit für dich und deine Freunde”. Die Alte reichte ihr ein Päckchen mit großen blau-violetten Früchten.
” Danke, Oma Wassilina! Alles Gute und bleiben Sie gesund!”
Darinka und Toscha liefen weiter. Durch den zentralen Platz, am Markt vorbei. Zuerst durch die engen Gassen und dann die Treppe hinunter. Die gute Laune war wieder weg. Die Stadt ist fremd geworden: viele Bäume sind abgeholzt, es ist dreckig, auf dem Rathaus weht eine dreifarbige Fahne, es klingt eine fremde Sprache, überall gibt es Zäune wie im Gefängnis. Ein Metallzaun mit Stacheln an der Oberseite um den Busbahnhof, um die Schule, den Kindergarten und sogar um den Spielplatz herum. Die Leute lächeln nicht, die Kinder kreischen und sind launisch. Vorbei am Stadion, am Park, rund um das Kinderzentrum herum zu einem unauffälligen Loch im Zaun und da sind Darinka, Kap und Toscha schon vor Ort.
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