Fee Lavendelchen und ihre Freunde

Kapitel 1. Das Meer


Darinka liebte es sehr früh, noch vor Sonnenaufgang,  ans Meer zu gehen. Heute, als sie aufwachte, sah sie vom Balkon aus noch einen grauen Himmel, ein dunkles Meer und einen dünnen rosa Streifen am Rande zwischen Himmel und Meer. Das Mädchen zog schnell einen Badeanzug und ein leichtes Kleid an, verband die blonden, in der Sonne verbrannten Haare zu einem Pferdeschwanz und lief zusammen mit ihrem Freund und Liebling Hund Toscha auf die Straße nach draußen. Sie eilten durch die noch leeren Straßen der Stadt zum Meer.
Der Himmel wurde inzwischen langsam hell und  blau, und der rosa Streifen dehnte sich aus und bekam eine vollere Farbe. Am Strand warf das Mädchen ihr Kleid ab, ging  auf kleinen Kieselsteinen langsam in das kühle Wasser. Kleine Wellen schlugen leise ans Land, flüsterten etwas und rollten zurück, als ob sie ins Wasser einluden. Wie immer freute sich das Meeresschäfchen  über seine liebste Freundin. Darinka bückte sich und streichelte sein weiches, kühles Fell.
” Guten Morgen, Meeresschäfchen, spiel mit Toscha, während ich schwimme.”
Darinka ging langsam tiefer und schwamm in Richtung der Sonne, die aufwachte und gemächlich auf dem Horizont erschien. Der leuchtend rote Bogen verwandelte sich allmählich in einen leuchtenden Halbkreis. Und bald brannte am blauen Himmel eine glühende Kugel. Das Mädchen schwamm auf einem sonnigen Pfad und freute sich über alles um sich herum: das blaue Meer, den hellblauen Himmel und die strahlende Sonne. Darinka war nicht sehr sportlich und besuchte keine Sportsektion. Am liebsten las und träumte sie. Aber das Mädchen liebte es sehr, im Meer zu schwimmen und konnte es stundenlang tun. Hier träumte sie und sprach mit dem Meer, dem Himmel und der Sonne und freute sich über das Leben. Von der Fülle der Gefühle drehte sich Darinka mehrmals im Wasser um, legte sich dann auf den Rücken und blickte auf den sanft blauen Himmel. Dort bemerkte sie eine kleine Wolke, die sich schnell nach unten senkte.
“Hallo, Kap!”  begrüßte das Mädchen  den Regenjungen, ihren guten Freund. Kap winkte Darinka mit der Hand, begrüßte sie und flog zur Küste, wo Toscha und das Meeresschäfchen fröhlich spielten.


“Schade, dass die Meerjungfrauen jetzt nicht auftauchen», meinte Darinka, “sie wollen nicht kommen, wenn es viele Urlauber gibt, die laut und nicht sehr ordentlich sind”. Und das Mädchen  schwamm auch zum Ufer, wo die Freunde spielten.
“Wir treffen uns heute im Garten des Kinderzentrums”, wandte sich Darinka an Kap. “In der Nähe unseres Baumes. Kommst du?”
“Natürlich komme ich, wir haben ja so viel zu tun!
“Schade, dass ich nicht mitkommen kann!” Das Meerschäfchen war traurig.
 “Sei nicht traurig, ich werde dir morgen alles erzählen. Und bald treffen wir uns alle an dem Wilden Strand. Vielleicht kommen auch die  Meerjungfrauen dorthin geschwommen.“ Darinka blickte auf die bereits aufgegangene Sonne. “Es ist Zeit zu gehen, die Kurgäste und Urlauber kommen bald an den Strand. Bis morgen, Meerschäfchen! “Das Mädchen streichelte  sanft ihren Freund und der schwamm tief ins Meer. Kap flog über ihn und plapperte unaufhörlich vor sich hin.
Darinka und Toscha rannten nach Hause. Ihnen entgegen eilten hiesige Omas zum Meer. Sie kommen auch gerne früh an den Strand, solange das Wasser sauber ist und die  Urlauber noch schlafen.  Bald wird sich der Strand mit lauten Menschen mit launischen und unerzogenen Kindern und Taschen voller Essen füllen.
Die Sonne war bereits hoch und begann zu wärmen, aber die ganze Stadt wurde von grauem Nebel umhüllt, der Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit hervorrief.