Eine Kindstaufe in Paraguay

Autor: ehemaliges Mitglied

Bei meinem Besuch im Sägewerk hat mich der Vorarbeiter zur Taufe seines Sohnes eingeladen.
Die Taufe sollte um 15 Uhr beginnen. Also bin ich zur Kirche so gegen 14:45 Uhr erschienen.Es waren schon einige Männer und Frauen schon da, die mich herzlich begrüssten. Die Männer wieder mit Handschlag. Der Vater des Täuflings bat mich in die Kirche holte einen Stuhl und machte die Ventilatoren an, da es sehr warm an diesem Tag war. Da mein Spanisch auf ca. 60 Worte und einige Sätze beschrängte war eine richtige Unterhaltung kaum möglich.
Um 15:30 Uhr fragte ich ob der Pfarrer nun bald kommt. Dieser wohnt einige Orte entfernt. Ein Lächeln war die Antwort ( ensigita ) heisst übersetzt so viel wie: er wird kommen, kann in 10 Minuten oder später bedeuten. In den Gesichtern der Männer konnte ich ablesen: Die Europäer haben halt keine Geduld.
Gegen 15:40 Uhr kam dann der Pfarrer im normalen Sommeranzug und einer Tasche. Er begrüsste einige Leute, schaute sich in aller Ruhe in der Kirche um, und stellte einige Sachen auf dem Altartisch um. Z.B. die Kerze von rechts nach links, das Kreuz auf dem Tisch weiter nach vorne. Danach öffnete er seine Tasche und holte seinen Talar heraus. Mit Hilfer der Küsterin zwengte er sich in seinen Talar. Alles vor den Augen der anwesenden Paraguayer.
Nun geht es los mit der Taufe dachte ich, denn es war mittlerweile ca. 16 Uhr. Falsch gedacht. Er nahm sich einen Stuhl ging damit nach draussen an eine Seite des Gebäudes und nahm die Beichte ab. Ich habe nicht gezählt, wie viele Personen zur Beichte gingen, 3/4 der Anwesenden waren es bestimmt.
Ich schaute nicht mehr auf die Uhr ! irgendwann wird die Taufe ja stattfinden. Es war eine Geduldsübung.
Aber dann ging es los. Der Pfarrer las aus der Bibel mit so leiser Stimme, dass ich ihn kaum verstehen konnte.
blog(Basta)


Danach wurde gesungen, ohne Instrumentenunterstützung wunderschön und melodisch. Die Frauen stimmten diese Lieder an. Nirgends war angeschlagen welches Lied zu singen ist.
Jetzt las der Diakon aus einem kleinen Büchlein vor.
blog(Basta)


Die Gemeinde klatschte als er fertig war und es wurde wieder gesungen.
Der Täufling mit seinen Eltern und Paten wurde nach vorne gerufen.
blog(Basta)


blog(Basta)


blog(Basta)


Der Pfarrer nannte seine Namen, 2 - 3 Vornamen sind üblich und die Nachnamen von Vater und Mutter sind Vorschrift. Daran erkennt man, dass die Eltern verheiratet sind. Bei unehelichen Kindern darf nur ein Nachname stehen.
Der Pfarrer spricht den Taufspruch.
blog(Basta)


dann füllt die Küsterin ( die junge Frau, die am Pult steht ) einen Krug mit Wasser.
blog(Basta)


Der Pfarrer weiht das Wasser und tauft den Täufling in dem er das Wasser auf seinen Kopf giesst.
blog(Basta)


Die Paraguayer freuen sich und sehr ernst dabei. Die Kinder spingen während der Taufe hin und her. Es ist für mich alles völlig locker ohne Orgelmusik aber mit viel Gesang.
Nach der Taufe wird fotografiert vorne am Altatisch immer mit dem Pfarrer. ( Kind mit Pfarrer, Eltern, Pfarrer und Kind usw. )
Die Kirche ist schlicht ohne Pomp und Prunk. Es ist ein rechteckiges Gebäude mir kleinem Dach und grosser Holztür. Innen einige Holzbänke und einem Tisch als Altar. Glocken gibt es nicht, auch keine Uhr.

LG Basta

Anzeige

Kommentare (18)

bombeiro In Paraguay war ich mindestens fünf Male.

Es war immer wieder faszinierend.
Die Fahrt mit eminem Kajak auf dem Rio Paraguay von Conception nach Asungcion.
Die Jagd im Grad Chaco.
Der Besuch der Kolieien Neuland und Filadelfia bei den Mormonen.Die OPesebre meiner Vermieterin zur Weihnachtszeit in der Garage.
Die Heladaria Guarani.

Die Familie bei der ich wohnte waren streng katholischen Glaubens und es verging kein oonn- und Feiertag ohne Kirchenbesuch oder eine Wallfahrt nach Caacupé.

!974 konnte man seine Wertsachen in Asuncion vergessen, sie wurden einem sofort nachgetragen und zurück gegeben.
Ich besuchte Herminio Morínigo, den damaligen Verteidigungsminister.
Alles sind bleibende Erlebnisse.

bombeiro
ehemaliges Mitglied so ein kärtchen gab es nicht. aber ich weis auch nicht
ob in der stadt für die gäste so ein kärtchen gibt.
werde mal nachfragen.
lg.helmut
Komet jeder Gast bei der Taufe bekommt so ein Kärtchen angehängt,
innen stehen die Daten des Täuflings und die Paten.


Gruß Ruth
ehemaliges Mitglied was du sagst stimmt. meine mutter hat 1944 während einer bombenwarnung mich in ein kissen gelegt und ist zu einem pastor gelaufen um mich taufen zu lassen. auch sie hatte angst, dass ich nicht in den himmel komme wenn ich nicht getauft wäre. ich war damals knapp 2 wochen alt.
auf dem taufbild hier kannst du sehen, der täufling in paraguay ist kein säugling mehr.
für deinen kommentar danke ich dir.
lg helmut
ehemaliges Mitglied du hast recht, diese menschen sind sehr gläubig.
dadurch, dass sie die gemeinde weitgehenst selbst finanzieren müssen, das gebäude selbst erbaut haben mit den vorhandenen mitteln. deswegen sind sie auch sehr stolz auf ihre kirche.
lg.helmut
anjeli Zeit ist Geld, das meinen sehr viele.

Im Urlaub in südlichen Gefilden bin ich zum ersten Mal damit konfrontiert worden. Du stehts an der Bushaltestelle und alles kommt, nur der Bus nicht.

Mein verstorbener Mann hatte auch diese Mentalität. In seinem Land, da kommen doch noch tatsächlich um 23.00 Uhr Gäste, die dann auch bekocht werden.
Pünktlichkeit kennt da kaum jemand.
Ich muß dazu sagen, mein Mann war pünktlicher als ich.

Eine Taufe ist immer ein schönes Fest, denn der Täufling wird in die Gemeinde der Christen aufgenommen.
Früher wurden die Babys ja unmittelbar oder innerhalb weniger Wochen getauft.
Da herrschte die Angst vor, dass ein ungetauftes Baby, welches stirbt, nicht in den Himmel kommt.

Ich finde es schön, dass du soviel wie möglich von dem Land
mit seinen Menschen erfährst.

anjeli
ehemaliges Mitglied Liebe Anita,
wir danken dir für deine grüsse. Noch sind wir in deutschland. stress in der form wie hier kennt man tatsächlich nicht. familiere feiern sind grundsätzlich locker und heiter. irgenwann wirst du da mitgerissen.
danke dir das du meinen bericht gelesen hast.
lg helmut
ehemaliges Mitglied du hast recht liebe Tilli,
sie haben voll inbrunst gesungen und nach meinem gehör ohne falschen ton.
es hat mich sehr gefreut, dass ich von dir hier gelesen wurde.
lg. helmut
christl1953 Ich denke in diesen Länder paßt es noch mit dem ehrlichen Glauben,sie brauchen keinen Prunk und Pomp,wie in unseren Kirchen hier .Es trifft da eher den Sinn ,den Jesus mit der Gründung des Christentums gemeint hat.
Die Menschen in diesen Ländern sind einfach zufrieden.
Komet auch in Peru gibt es keine Kirchensteuer - es ist wahrscheinlich das gleiche System wie in Py. Zum Teil werden die Priester vom Staat unterstützt.
Nur bei Hochzeiten, Taufen und größeren Feierlichkeiten muß man eine Gebühr bezahlen.
Es gibt natürlich Unterschiede mit den Großstädten und den armen Indio Dörfern. Es wird ganz nach deren Bedürfnissen gezahlt - vielleicht auch mit Naturalien.


Kathedrale von Cusco

Viele Grüße an dich und Sigrid sendet Ruth
ehemaliges Mitglied sicher war ich überrascht bei meinem besuch auf dem sägewerk
diese einladung zu bekommen.
ich wurde aber gebeten den foto mitzubringen, denn die familie hatte keinen. natürlich hab ich dann fotograf gespielt.
mit der zeit lernte ich das auch, dass eine uhr nicht das wichtigste ist.
danke, dass du hier gelesen und kommentiert hast.
LG Helmut
ehemaliges Mitglied in den städten in PY gibt es natürlich kirchen so wie wir sie kennen. baustil ganz im kolonialstil.
algemein(Basta)

die kirchengemeinden werden geführt wie bei uns ein verein. die mitglieder müssen durch beitragszahlung für die unkosten aufkommen. es gibt keine kirchensteuer, die vom staat erhoben wird.
wie ist das in peru?
vielen dank für deinen interessanten kommentar.
LG Helmu
Nachtkerze

Wie gemütlich! In Paraguay scheint es wohl keinen Stress zu geben... Ich denke mal, dieser Langsamgang würde manchem von uns gut tun. Herzliche Grüße zu Euch nach Paraguay
sendet
Anita!
tilli Ich stimme Flora 100 % zu. Kein Prunk aber singen melodisch und schön.Einfach aber schön.
Vielen Dank Tilli
indeed die Einladung zur Taufe kam sicherlich überraschend für dich? Man geht dort ganz offensichtlich offener auf die Menschen zu. Auch scheinen die Uhren etwas anders zu ticken als bei uns hier. Eine schöne Erfahrung war es sicherlich für dich.
Danke für den interessanten Beitrag. Habe ich gerne gelesen.
Liebe Grüße von
Ingrid
Komet danke für Deinen Bericht über Begebenheiten in südlichen Ländern. Genauso läuft es in kleinen Ortschaften ab, obwohl in den Großstädten geht es schon mit mehr Aufwand.
Unser Sohn wurde in Lima getauft. Es wurde schon eine größere Feier veranstaltet und auch die Kirchen sind mit mehr Pomp ausgestattet.

Herzliche Grüße Ruth.
ehemaliges Mitglied Danke liebe Flo
für Deinen Kommentar. Es war alles ungewöhnlich doch ohne Stress.
Wie es an hohen Feiertagen zu geht kann ich nicht sagen.
LG Basta / Helmut
floravonbistram wie feierlich alles ablaufen kann, ohne di falsch aufgesetzte Würde.
Deine Erinnerung mit den passenden Bildern zeigt mir ganz klar, diese Menschen leben ihren Glauben, ohne viel Brimborium. Der ist wohl für allerhöchste Feiertage vorgesehen.
Ohne das Festhalten an Terminen, an denen wir ja oft so sehr kleben, läuft auch alles seinen Gang.

Danke für diesen Bericht.
LG Flo

Anzeige