Eine Gemeinschaftsarznei zur Feuerprobe


Eine Gemeinschaftsarznei zur Feuerprobe

Wegen des Botenlohnes von 1 Taler, 6 Neugroschen und 1 Pfennig gab es bei Legung der Gemeinderechnung für das Jahr 1846 im März 1847 eine Anfrage der Aufsicht führenden Kreisdirektion. Der Grund lag in der Begründung der Ausgabe. Man hatte niedergeschrieben, dass der „Creyßphysicus“, die damalige Bezeichnung für die neu geschaffene Gesundheitsbehörde in Dresden, „eine starcke trockene Kehle mit Schüttelfrost festgestellt habe“.

Gottlieb Locke hatte die Begründung in Form einer schriftlichen Anfrage nach Dresden gebracht und erhielt einen deutlich höheren Botenlohn. Üblich waren 7 Neugroschen und 5 Pfennig. Nunmehr wurde offenkundig, dass Locke im Auftrag des Kreisphysikus in der Apotheke am Dresdener Neumarkt 16 Liter Ungarisches Wasser auf Kosten der Gemeinde erworben hatte. Die Anfrage des Kreisdirektors lautete „Warum wird Alkohol auf Kosten der Gemeindekasse gekauft?“

Aus dieser Anfrage entstand eine Niederschrift, die zum Sachverhalt eine entsprechende Auskunft gab. Unter anderem wurde im Protokoll niedergeschrieben: „Die Waldbrand –Übung am 29. April anno des 46 Jahres konnte infolge der eingetretenen und durch uns (d. h. der Gemeinde Langebrück) nicht zu verantwortenden Witterungsverhältnisse nicht stattfinden und wurde nach der Rückkehr einstimmig auf später verschoben. Zur Ausbildung der Gemeindewehr ordnete Spritzenmeister Thronicke eine Besprechung zur Handhabung des Spitzenrohrs an. Diese fand im Lehngericht statt. Es ist zu erwähnen, dass bei der erneuten Übung plötzlich etliche, es waren 14 von 22 von den Wehrmännern mit einer ernsten Krankheit befallen wurden. Derr Spritzenmeister musste bei genauer Untersuchung feststellen, dass sich die betreffenden Wehrmänner eine starke trockene Kehle mit Schüttelfrost zugezogen hatten. Da es erneut nicht zur Übung eines Waldbrandes kam, sah sich der Spritzenmeister Thronicke gezwungen, diesem Übelstand abzuhelfen. Mit seiner und der Unterschrift des Spritzenwarts, dem Schmied Trepte, sandte man Gottlieb Locke als Boten nach Dresden, um eine Befürwortung seitens des Kreisphysikus zu erhalten.
Die ganze Gemeindewehr, es seien 36 Personen, wurden drei Tage später in den Gasthofssaal des Lehngerichts bestellt. Man erörterte die Antwort des Kreisphysikus. Dieser hatte auf Kosten der Gemeinde Langebrück Ungarisches Wasser als gemeinschaftliche Arznei verschrieben. Auf Antrag durch den Tischlermeister Dreßler, wegen des Geschmacks, wurden dazu noch zwei Kurze in Form je einer Quinte Branntwein gereicht. Den Deliquenten ging es in den Folgetagen deutlich besser.
Die nachgeholte Übung zu einem Waldbrand in der Nähe des Radebergischen Weges, auch Anker genannt, fand nunmehr am 21. Mai anno des 46 Jahres mit 28 Personen statt.“

Ungarisches Wasser ist ein destillierter Weingeist, der über die Rosmarinblüte abgezogen, oft ziemlich unrein über den Kornschnaps produziert wurde. Ihm ging der Ruf voraus, dass er gegen alles half. Die Quinte in Langebrück hatte etwa 230 Gramm, folglich wurde neben den fast einen halben Liter Ungarischem Wasser noch ein knapper halber Liter Branntwein getrunken. Die Kreisdirektion gab sich mit der Antwort zufrieden.

haweger

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