Ein Tag auf dem Wasser mit viel Sonne, Schwänen, Spaß und einem Schein

Ja, jetzt habe ich sie, die Urkunde über die erfolgreiche Ausbildung zum Hausbootkapitän oder besser zur Hausbootkapitänin.

So stressfrei und mit soviel Wohlfühlen habe ich noch keine Ausbildung bestanden. Jetzt kann ich ein richtig großes Hausboot manövrieren, durch Schleusen fahren, ein- und ausparken, was ja eigentlich an- und ablegen heißt, und freue mich gut vorbereitet auf meinen Bootsurlaub.

Aber nun mal der Reihe nach: Früh morgens starteten meine Schwester und ich mit vielen guten Ratschlägen unserer Mutter und meinem Ehemann zum Rhein-Marne-Kanal nach Hochfelden, wo das Schiff schon für uns bereit lag.



Die freundliche Begrüßung durch Familie Ruff ließ die leichte Beklommenheit wegen der Größe des Kahns sich nicht entfalten und bei Tee und Kaffee wurden uns sechs Kursteilnehmern in der Kajüte die Grundlagenkenntnisse vermittelt. Anhand von Anschauungsmaterial erfolgte die Aufklärung über den Unterschied zum Autofahren und die Besonderheiten des Navigierens – und dann begann auch schon die Praxis.

Ich durfte als dritte ans Ruder und hatte schon einiges vom Zuschauen gelernt, was aber nicht verhinderte, dass ich einen fast perfekten Zickzack-Kurs hinlegte, zum Glück mit dem Wissen, dass neben mir mein Mentor stand, der ruhig und mit großer Gelassenheit Tipps gab und notfalls daran erinnerte, den Leerlauf oder Rückwärtsgang einzulegen.



Mit jeder Übung wuchs bei allen Teilnehmern die Sicherheit und das Bewusstsein Fortschritte zu machen.

Selbst als ich mitten dabei war, das Wenden zu üben und plötzlich ein viel größeres Schiff vorbei wollte, gab es keine Aufregung – der Neuankömmling musste warten, bis mein Manöver zu Ende war, bevor er passieren durfte. Vorfahrt hat nur die Berufsschifffahrt.



Bei der Schleuse war die wichtigste Lektion, dass man das Boot zwar vertäuen, aber nie festbinden durfte, wenn man nicht bei fallendem Wasser in der Luft hängen wollte.





Und dann plötzlich vor mir der Schwan! Im vollen Bewusstsein seiner Schönheit ließ er sich nicht stören und kam direkt auf mich zu. Was nun? Vollbremsung geht auf dem Wasser nicht, Rückwärtsgang? Ich konnte ihn doch nicht ....



„Einfach weiterfahren, der weicht schon aus“ und tatsächlich, es hat funktioniert. Wieder etwas gelernt. Im Lauf des Tages begegnetenn uns noch viele Schwäne. Lautes Platschen macht auf einen Schwan bei Flugstart aufmerksam, ein leises Sirren in der Luft kündigt den nächsten an und mit lautem Wassertreten vollzieht sich die Landung. Romantisch schön die Begegnung zweier Schwäne mit aufgestellten Flügeln, faszinierend der Anflug von fünf, sechs..., nein acht Schwänen mit Landung im Wasser und kreisförmiger Formation!





Am Spätnachmittag durfte jeder noch einmal das üben, was ihm am meisten Spaß oder Schwierigkeiten gemacht hat und dann endete der Kurs mit Kaffee/Tee und Kuchen bei einer Nachbesprechung in der Kajüte. Die Urkundenverleihung mit Foto fand dann an Deck vor dem Ruder statt.

Wer Ruhe und Gelassenheit sucht, kann sie auf dem Boot finden. Keine Hektik, alles läuft etwas langsamer und es gibt am vorbeigleitenden Ufern soviel zu sehen, dass keine Langeweile aufkommen kann.

An mein Handy oder den Laptop habe ich erst wieder gedacht, als ich in Baden-Baden auf den Zug warten musste, der mich zurück nach Freiburg brachte.

Margit