Ein abenteuerlustiges Mädchen

Autor: ehemaliges Mitglied


Schneewünsche und Lebenserfahrungen

Es ist schon lange her, dass mein Mann und ich beschlossen, doch mal wieder ein paar Wintertage in der Wohnung eines Freundes im Sauerland zu nutzen. Nachdem wir wussten, wann das Häuschen eines Freundes für uns frei sein würde, fuhren wir aus dem wintergrauen Münster, wo nur selten ein wenig Schnee liegen bleibt, nach Altastenberg.

Schon ein paar km auf dem Weg ins Sauerland, bevor sich die bergige Silhouette zeigte, bildeten Schneereste, zu kleinen Wällen geschippt, den Straßenrand. Erwartungsvolle Freude begann mich zu durchrieseln. Wenn man im winterlich recht tristen Grau einer Flachlandstadt groß geworden ist, wo es nur selten geschieht, dass auf den Minihügeln der Promenade mal so „viel“ Schnee liegen bleibt, dass es lohnt, den Schlitten aus dem Keller zu holen, um die wenigen Hügel damit dort herunter zu rutschen oder gar „die Todesbahn“ zu fahren, wo man mit gekonnter Kurverei auf einem Eisdeckel, der sich auf einem der Teiche dick genug zum Tragen von aufprallenden Schlitten mit Kind und obendrein einen halben Meter vom Ufer entfernt gebildet hatte, landen konnte, dann genießt man es doppelt, die Berge im Sauerland oder auch nur in Münsters nahen Hügeln der Baumberge hinab zu rutschen. Sich da todesmutig zwischen die die wenigen Abhänge in der Promenade hinunter fahrenden Jungs als Mädchen zu drängen war recht schwer. Aber es gelang mir.

Ich kann mich nicht erinnern, jemals auf dem dreimal jährlich stattfindenden Send Münsters einen Jungen oder Mann gesehen zu haben, der die Schiffschaukel einmal über ihre gesamte Runde von 360 ° kopfüber genutzt hätte. Das habe ich aber gemacht, ich wollte einfach das Gefühl kennenlernen – und habe dafür zum Glück nicht mehr als heftig zitternde Arme und Beine kassiert, da ich nicht damit gerechnet hatte, wie Kräfte zehrend das sein würde! Wiederholt habe ich das nie!! Und da der Send in unserer Wohnnähe stattfand, war ich als Teenager täglich dort. Es wäre verheerend gewesen, wäre mir dabei gesundheitsschädigend etwas passiert! Zum Glück überstand ich dieses riskante Abenteuer unbeschadet, aber um eine Riskante schlauer.

Ich vermute fast, an mir ist ein Junge verloren gegangen … So etwas hätte mein Mann nie gemacht, ich kann nur von Glück sagen, dass weder mein Sohn noch meine Tochter je solche Ambitionen hatte! Ich wüsste nicht, wer von den beiden Kindern je in einen Baum geklettert wäre …

 

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Kommentare (6)

Heidi Grünwedl

@nnamttor

danke für deine schöne Geschichte mit der Schiffsschaukel. Ich bin mal mit meiner Schwester nach dem Tod unserer Eltern im Schwabenpark von Baden-Württemberg gefahren, da wurde es meiner Schwester doch sehr schlecht und als wir fertig waren, musste sie draußen auf dem Weg vor der Schiffsschaukel sehr kotzen.
Deine Geschichte hat mich an das Erlebnis damals sehr erinnert. Herzlichen Dank! Mir ging es aber gut nach dieser Schaukelung der Schiffsschaukel. Aber meine Schwester und ich machten das dann auch nie wieder. Leider!

Liebe 2.Adventsgrüße

von Heidi

ehemaliges Mitglied

@Heidi Grünwedl

Liebe Heidi!

Irgendwie - muss ich gestehen - war ich als Kind und Teenager eine wilde Biene. Im Kinderkarussel zu fahren war nie mein Wunsch, lieber mit den Karussels herumsausen, die richtig Fahrt drauf hatten, dass einem Hören und Sehen verging!

Wenn wir später mit unseren eigenen Kindern auf die Kirmes /den Send gingen, fuhren unsere Kinder mit mir Karussel und der Papa schaute zu. Aber eine Schiffschaukel haben wir gemieden, ich kannte ja die Gefahr. Lieber in die Runde oder mit den kleinen Wagen auf der Karusselfläche andere anrempeln, ohne selber Schubser abzubekommen  ...

Mein Enkel hat diesbezüglich nicht viel von der Oma mitbekommen, er fährt lieber vorsichtig wie der Papa, zieht es vor, in der wärmeren Jahreszeit im großen Garten oder auf abgeernteten Äckern sein Quad zu scheuchen ..., inzwischen auch mal Mamas Motorboot über Aller und Weser zu scheuchen. Aber da gibt  es die Wasserpolizei, die auf "Raser" achtet! Wenn das Boot dann mal umkippen sollte, geschieht das nicht da, wo im nächsten Moment ihn Jemand an- oder überfährt. Doch darin ist er inzwischen so geschickt, dass man in Ruhe von der Terrasse oder der Wiese am Ufer zuschauen mag.

Heidi Grünwedl

@nnamttor44  danke für deinen lieben Kommentar als Antwort auf meinen. Ja, ich war als Kind nicht so gerne in schnellen Karussells unterwegs, außer das Kettenkarussel, oh, wie habe ich das geliebt, das durfte bei meinem Kirmesbesuch nie fehlen, auch später als Erwachsene nicht, als mir die Kinderkarusselle zu klein geworden waren.

Als meine Eltern gestorben waren, habe ich mit Doro und ihrem Mann alle Freizeitparks abgeklappert in Baden-Württemberg, die nicht so groß waren. Das war unsere Art mit der Trauer umzugehen und sie zu verarbeiten, denke ich mal. Allerdings wäre mein Traum, das Disneyland in Amerika, aber wir haben keine Zeit und kein Geld dafür, da ich im Heim lebe und Doro und Steffen berufstätig sind. Leider! Warst du dort schon mal? Ich noch nie!

Lg., Heidi

ehemaliges Mitglied

@Heidi Grünwedl  

Nein, liebe Heidi!
Ich war noch nie in Disneyland, weder in der französischen Niederlassung noch in den USA. Ich schrieb ja, in Münster war dreimal jährlich Send und für mich waren es ab meinem 10. Lebensjahr 10 Minuten Fußweg dort hin. Wir wohnten sehr nahe dran, egal ob der Send am Dom stattfand oder auf dem Neuplatz.

Auch wenn es uns schon in den Nachkriegsjahren gut ging - abgehoben lebten wir nicht.

Da mein Vater seinen Friseursalon mit den Jahren vergrößern konnte (weil er durch seine gute Arbeit sehr gefragt war), war es ihm wichtig, sich einmal jährlich 14 Tage  oder 3 Wochen auf einer der Nordseeinseln zu erholen. Natürlich nahm er sein "Dreimädelhaus" samt Oma mit. Den ""Laden übernahm" dann Frl. Funke, seine beste Mitarbeiterin.

Freizeitparks waren überhaupt keine Version, denn den hatten wir ja dreimal jährlich jeweils 1 - 2 Wochen vor der Nase.

Er zog es vor, mit uns auf einer der ostriesischen Inseln oder in den Bergen des Sauerlandes, wo wir auch stets einmal seinen Bruder besuchten, in Bayern am Chiemsee oder am österreichen Achensee  Urlaub zu machen. Und ich liebte jeweils die Zugfahrt dorthin! Ich erinnere mich noch gern, in aller Herrgottsfrühe die Fahrt durch Bayern im Licht der aufgehenden Sonne genossen zu haben, weil wir den Nachtzug (8 Std. Fahrt) dort hin nutzten!

Einen Pkw hatten wir damals noch nicht. Vater hat nie einen Führerschein gemacht, aber meine Stiefmutter und ich machten ihn, als ich 18 wurde und sie 38 Jahre. Es war mein Geburtstagsgeschenk zum erwachsen werden.

Vor etwa 5 Jahren sind wir mit meinem Enkel, damals 4 Jahre, hier ganz in der Nähe, in einen Vergnügungspark gefahren. Das massive Angebot verursachte dem Jungen Übelkeit! wir mussten fast flüchten!

Heidi Grünwedl

@nnamttor44  danke für deinen langen Kommentar zu meinem Kommentar. Ich gehe nicht sehr gerne zu Vergnügungsparks und Rummelplätzen, mir ist dort zu viel los an Menschentrubel, bei Corona ist das nicht so gut, wegen der Ansteckungsgefahr.

Außerdem habe ich grade einen OSG-Bruch im li.Fu0 und Schmerzen im re.Knie, ich kann gar nicht alleine in Karussells einsteigen.

Ich müsste jetzt zur Bank, aber es liegt viel Schnee und ich darf nicht alleine mit dem Rollstuhl raus. Das hat mir meine Schwester verboten. Außerdem brauche ich erst mein Sparbuch und das ist im Kässle und die Betreuer haben Supervision. Sie können' s mir nicht geben. Das ist echt ärgerlich, wenn man so auf andere Hilfen angewiesen ist.

Liebe Grüße

Heidi

ehemaliges Mitglied

@Heidi Grünwedl  
Ja, liebe Heidi, das ist ärgerlich!

Noch kann ich meine Geschäfte allein erledigen, sowohl zur Bank oder zum Einkauf, zu Ärzten zu fahren und wann es mir zeitlich passt. Aber es beruhigt mich, zu wissen, dass meine Tochter das für mich erledigen würde, wenn ich es plötzlich nicht mehr selbst könnte.

Auf den Besuch von Rummelplätzen kann ich heutzutage auch gut verzichten. In meiner früheren Heimatstadt Münster gibt es ja dreimal jährlich Send, dazu inzwischen den Weihnachtmarkt und was weiß ich sonst noch für Möglichkeiten, einen Rummel zu veranstalten ... Wenn man das 20 Jahre lang miterlebt hat, ist man davon "gesättigt"! Heute überlasse ich es meiner Tochter, mit Mann und Sohn so etwas zu besuchen. Als junges Mädchen hat mich das viel und auch Extra-Taschengeld gekostet!

Hier im Flachland haben wir keinen Schnee und sollte es in den nächsten Tagen frostig werden, weiß ich mit meinem Pkw das zu handhaben. Bin in Münster in jungen Jahren sogar mit dem Fahrrad und mit dem Pkw auf dem zugefrorenen Aasee gefahren! Viel schlimmer zu bewältigen war der wieder gefrorene Schneematsch am Straßenrand mit dem Rad zur Schule.

Das sind so einige Erinnerungen ...


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