Dunkle Gedanken

Helga, eine 92-jährige Rentnerin, sitzt wie jeden Morgen an ihrem Küchentisch und blättert in der Zeitung. Doch heute spürt sie ein mulmiges Gefühl im Bauch. Die Schlagzeilen schreien ihr die Worte „Russland greift Nachbarland an“ entgegen, und plötzlich wird ihre Welt von Unsicherheit und Angst überschattet.
Ihre Gedanken schweifen zurück in ihre Kindheit, als sie selbst die Schrecken des Krieges erlebte. Die Bomben, der Hunger, die Angst, dass die eigene Familie nie wieder zusammenkommen würde – all das hatte sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt. Jetzt, Jahrzehnte später, glaubte sie, in einem sicheren Europa zu leben, doch nun fühlt sich alles wieder bedrohlich an.
„Kommt der Krieg auch zu uns?“, fragt sie sich, während ihre Hände leicht zittern. Ihre Kinder und Enkelkinder leben in verschiedenen Städten Deutschlands, und die Vorstellung, dass sie erneut in Gefahr geraten könnten, lässt ihr Herz schneller schlagen. Sie hatte immer gehofft, dass die Zeiten der Gewalt vorbei seien, doch jetzt wird sie von der Angst überwältigt.
„Was, wenn es diesmal anders kommt? Wenn es kein Ende gibt, keinen sicheren Ort, an den wir fliehen können?“, murmelt sie leise. Helga weiß, dass sie im Alter verletzlicher geworden ist, dass die Nachrichten sie stärker aufwühlen als früher. Doch die Bedrohung fühlt sich real an, fast greifbar.
Sie schaltet den Fernseher ein, in der Hoffnung, beruhigende Worte zu hören, aber die Bilder von zerstörten Städten und verzweifelten Menschen lassen sie nicht zur Ruhe kommen. Die Unsicherheit wächst. „Kann so etwas auch hier geschehen?“ – eine Frage, die sie nicht mehr loslässt.
Könnte der Blick aus ihrem Fenster, von ihrem gemütlichen Sessel aus, sich doch noch einmal ändern?
Sie sehnt sich nach der Sicherheit und Geborgenheit ihrer vertrauten Welt.