DSHelbw-04: Gewagtes Experiment, einen geistigen Fehltritt am Beispiel eines materiellen zu erklären

Autor: ehemaliges Mitglied



Elbwolfs sarkastische Kolumne (4)
Die Marschrichtung ist, denke ich, klar: jemand "tritt geistig fehl" (= baut geistig Schei ..., nicht doch: will sagen - Unsinn), aber man kann ihn partout nicht zur Einsicht bringen. Warum - weil er es gar nicht für möglich hält, geistig danebengetreten ... nich-wahr?
Erfahrungen mit Praxis-Fehltritten hat er dagegen gesammelt: sich mit dem Hammer auf den Fingernagel gehauen, die frisch geklebte Tapete der Zugluft ausgesetzt (mal erlebt, wie die mit Peitschenknall wieder runterspringt ... nich-wahr?) und ... und ... und!

Was liegt nun näher, als unter diesen vielen möglichen "praktischen Fauxpas" einen herauszusuchen und mit seiner Hilfe den "geistigen Fauxpas" zu illustrieren. Immer in der Annahme: verstehste die Praxis, verstehste auch den Geist. Halte ich für recht perspektivreich.

Ich komme also zu den Bedingungen, unter denen ein Praxisschritt schiefläuft.
Stellt Euch vor, ihr kommt zu Wohnraum, der ungenügend möbliert ist, also 'ne fast leere Bude! Gebraucht werden: Schrank, Tisch, Stuhl. Im Prinzip wäre es egal, was genau, denn eine Eigenschaft haben die normalerweise gemeinsam, nämlich ... na hört mal, das muss euch doch mal aufgefallen sein ... nich-wahr? Also, die haben alle immer 4 Beine! Ich stehe jedenfalls auf solche, die viere haben, immerhin gäbe es Schränke ohne Beine, die man platt auf den Boden stellt und Armrohrsessel aus Stahlrohr mit 2 Bügeln - nur der vierbeinige Tisch hätte immer 4 Beine. Ohne es Euch jetzt schon zu verraten, warum - muss der Vierbeiner leicht auf einer Seite um 90 Grad zu kippen gehen. Wegen "leicht" scheidet der Schrank aus, der Tisch auch, der Stuhl passt.

Weil ich selber eine Inschinöhr-Ausbildung habe, achte ich drauf, dass die Bedingungen für das Experiment ganz genau festgelegt sind ... nich-wahr? Und für uns wäre das ein völlig ebener Fußboden. Um das nachzuprüfen, dient ein phänomenal einfaches Werkzeug: die Wasserwaage. Eben ist der Boden dann, wenn man die Waage an jeder Stelle auf den Boden legen und sie dort beliebig drehen kann und die Libelle (= die Luftblase im Röhrchen) immer ganz oben bleibt. Da hätte nun wieder der Vierbeiner-Tisch den Vorzug, weil wir da die Waage nicht unter Bücken auf den Boden legen müssten, sondern auf die Tischplatte legen könnten - trotzdem ... wir messen lieber am Boden - und bleiben beim Stuhl!

Den gekauften Stuhl stellen wir also auf den ebenen Boden und lassen uns hineinplumpsen ... nich-wahr? Und was stellen wir zu unserem Entsetzen fest?
Der kippelt! Unglaublich - aber er kippelt.
Und jetzt haben wir alles beisammen und starten das Experiment.

Wie bekämpfen wir das Kippeln? Claro: Mit einer Säge ... nich-wahr? Dazu müssen wir den Stuhl um 90 Grad kippen, dabei kommt er schräg zu liegen, nämlich auf eine überkragende Kante oder Lehne und zwei der vier Beine liegen dem Fußboden auf, aber die zwei anderen haben wir zu unserer bequemen Verfügung ... nich-wahr? Wir werfen eine Münze und bestimmen dasjenige Bein, das wir kürzen werden. Womit? Ja, das ist doch keine Frage - mit der Säge! Weil der gekippte Stuhl mit seinen Fußenden aber nicht senkrecht zum Boden liegt, müssen wir das ausgewählte Bein natürlich auch schräg absägen. He, schon mal schräg abgesägt? Na dann gut sägen!

Den Stuhl stellen wir anschließend wieder normal mit seinen Beinen (eins davon gekürzt durch schräges Absägen) auf die ebene Fläche und lassen uns mit ersten Ermüdungserscheinungen hineinplumpsen - vorstellbar ... nich-wahr? Und was stellen wir zu unserem nunmehr blanken Entsetzen fest? Der kippelt immer noch - unglaublich, aber wahr!

Nur wissen wir jetzt, was zu tun ist. Wir kippen den Stuhl auf einer anderen Seite um 90 Grad, um nicht beim nächsten Sägen das schon gekürzte Bein nochmals zu erwischen und sägen - schräg natürlich! Wenn wir damit fertig sind, bin ich bereit, mit Euch um eine Goldene Nase zu wetten: der Stuhl kippelt immer noch! Wenn wir das fortsetzen, haben wir einen unvermeidlichen Effekt - claro: der Stuhl wird allmählich niedriger! Zum Hinsetzen müssen wir uns immer weiter hinunterplumpsen lassen und das Aufstehen wird immer beschwerlicher ... nich-wahr?

Bis schließlich und endlich alle Beine abgesägt sind und die Sitzplatte auf dem Boden liegt. In den allermeisten Fällen ist es dann auch ausgestanden: es kippelt nicht mehr! Das ist aber nicht das wichtigste "Ergebnis" ... nich-wahr: das wichtigste ist - es gibt auch keinen Stuhl mehr! Wir müssen uns zum Sitzen in den Schneidersitz begeben. Vom Kartenspiel her wissen wir: "Schneider sein" - heißt auch "verloren haben", und sogar ziemlich!

Uff, aber nun können wir den "geistigen Teil" des Experiments dafür ratzfatz abhandeln!
Wir betrachten das geistige Produkt eines speziellen Schreiberlings, nämlich ein Gedicht von einem Dichterling (s. DHSelbw-03!) und stellen fest: das kippelt mit den Reimen und dem Rhythmus.
Lässt sich sofort beheben: der Dichterling sägt einen Reim ab und/oder ändert den Rhythmus von hopsasa-trallala auf trallala-hopsasa und präsentiert das Produkt erneut. Aaaaaber - das kippelt immer noch oder erst recht. Und in völliger Verkennung von Ursache und Wirkung sägt der Dichterling und sägt, bis das Gedicht auf der Fres ..., nicht doch: auf dem Boden liegt. Und so postet er es dann. Kein Mensch macht sich eine Vorstellung, wieviel gepostete Produkte von Dichterlingen "auf dem Boden liegen" - ein Jammer ... nich-wahr?

Das war's. Ihr habt Euch sicher schon dran gewöhnt, dass ich Euch immer ganz langsam und sachte durch die lange-lange Vorbereitungszeit führe und Euch damit belohne, dass wir gegen Ende rasant ans Ziel kommen!
Also, bis demnächst mal wieder - elbwolf

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