Schon die Anfahrt aus dem Raum Stuttgart zieht sich - über 500km! Sicher geht es auch per Bahn - mit 3-4x umsteigen, und ca. 8h Dauer nicht sehr verlockend. Also Auto mit der Perspektive auf dem Rückweg noch Marienbad oder Karlsbad einzuschieben, soz. auf einen Schluck (würgreizendes) Heilwasser.
Dresden beherbergt die Vermeer-Ausstellung, die in den Feuilletons höchstes Lob bekam, mir selber war vor Jahren ein Buch untergekommen, in dem ein Kunsthistoriker bestimmte technische Errungenschaften des 17.Jh (Linsen, Spiegel) in V.'s Darstellungen erkannte: das wollte ich dann doch sehen.
Um es kurz zu machen: die Straßenbahn setzte mich "pessimal" weit weg ab, den Zwinger umrundete ich 2x, den richtigen Eingang kennzeichneten schlaff verdrehte Fahnen, Warteschlangen fehlten - was mich misstrauisch hätte machen sollen ... denn Eintritt erlangte man nur mit Voranmeldung im Internet. Als ich dies an Ort und Stelle machen wollte, wurde mir freundlich bedeutet: ausgebucht bis Ende Ausstellung. Sollte ich mich aber um 8Uhr morgens vor dem Gebäude anstellen, könnte ich ev. um 10Uhr einen zurückgegebenen Platz bekommen. Aber nur dann! No show Plätze wurden tagsüber nicht aufgefüllt - schließlich waren sie ja schon bezahlt. So viel zu sächsischem Humor, aber ich bin ja auch ein Landei aus dem Süddeutschen.
Die Gemäldegalerie war ein gewisser Trost: der Zeitraum der Renaissance, als sich Europa schuf, als die Bilder eines Holbeins, eines Cranachs, eines Giorgiones z.B. Gesichter so darstellten, wie wir sie noch heute sehen. Dann das Barock, wo dicke Männer dicke Frauen auf dicke Pferde stemmen und feiste Knaben von Adlern entführt werden. Soll ich mir darüber ein Urtel anmaßen, wenn heutige Modells aussehen wie  aus dem medizinischen Lehrbuch über Hungerleiden entnommen?
   Dann das Hygiene-Museum. Es hat eine eigene Straßenbahnhaltestelle - und damit ist genug Wegweisung erfolgt. Passanten beschreiben, wie man mit dem Auto hinkommt, Fußgänger scheinen nicht zu existieren. Doch einmal gefunden, tat sich die Sonderausstellung"Künstliche Intelligenz" auf. Ein Volltreffer! Unsere hochgradig vernetzte, digitalisierte Welt wird - weil kindgerecht auch altengerecht -  sehr gut erklärt.
   Dann das Albertinum: Die Ausstellung "Träume von Freiheit - Romantik in Russland und Deutschland" war großartig, wenige deutsche, viele russische Maler dieser Periode. Bilder einer berührenden Eindringlichkeit bei gleichzeitiger Zurückgenommenheit; ruhige Farben, undramatische Bildkompositionen, Landschaften wie sie fast 100Jahre später bei Hopper wieder auftauchen, Bilder mit Sogwirkung ...
   Die restlichen Museen (Verkehrsmuseum und Stadtmuseum) liefern sehr spezielle Information, erklären gut. Nachdenklich machte mich, wie viele technisch hochwertige Entwicklungen der Ingenieure diese DDR mangels Devisen nicht realisieren konnte.
Schließlich die Entscheidung, mir Tschechien nicht zu gönnen, und statt dessen ausführlich Kaff&Kuch bei Freunden auf dem Heimweg zu machen ... und das war eine gute Entscheidung!!!

 


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