Die Zeit als Henker
… Die Zeit, so sagte einst ein Denker,
gleicht dem erbarmungslosen Henker,
der, während wir durchs Leben wandern,
die Jahre, eines nach dem andern,
leichthändig und gefühllos köpft,
bis sich der Kontostand erschöpft.
Wir wissen´s zwar, doch spüren´s kaum,
es scheint uns eher als ein Traum.
… Bei andern merken wir´s genauer:
Sie werden tüttelig und grauer,
verlier´n die Haare, kriegen Falten,
vergessen alles und erkalten.
Kein Zweifel, was du vor sich geht:
Fortschreitende Senilität.
… Doch irgendwann an einem Tag
trifft uns die Einsicht wie ein Schlag
und stimmt uns dementsprechend trüber:
Die Zeit ging nicht an uns vorüber.
Verrostet ist der alte Glanz,
verwelkt der grüne Siegerkranz,
Die Zeit rast weg wie im Galopp,
Es hilft nicht mehr, zu tun, als ob.
… Genug davon, ich mache Schluss,
ansonsten rede ich noch Stuss.
Benutze selber den Verstand,
sprach schon der Königsberger Kant.
Es gilt Reform von Kopf bis Fuß.
In diesem Sinne, Leser, tu´s!
… Wie kommt es, dass man fremde Fehler viel leichter erkennt als eigene? Dass man eigene Schwächen so ungern eingesteht? Dass es so schwer fällt, sich zu bessern?
Kommentare (12)
@Christine62laechel
Was mir bei mir auffälllt, ist, dass negative Züge sich noch verschlechtern,, wenn man nicht radikal dagegen angeht, während Positives mit der Zeit von allein rostet, wenn man nicht bewusst und ausdauernd für eine weitere Verbesserung kämpft.
was nur silesius, hat der Fluss der Zeit mit meinen Schwächen zu tun
er kümert sich wenig darum, er hat mir einiges schon entrissen, aber um meine Schwächen, muss ich mich bis heute selber kümmern
Fehler machen ist okay für mich, sie passieren wenn ich lerne und weil ich immer weiter lernen will, passieren auch Fehler weiterhin - ich kümmere mich also nur um sog. Fehler, die mir auf gleiche Weise oft passieren -
es wäre doch schade, dauernd die gleichen Fehler zu machen, wenn es doch so viel Auswahl davon gibt ( sagte R. Lembke mal sinngemäß) 😉
an Schwächen, arbeite ich - ich kenne sie auch recht gut, und nehme sie mir immer wieder mal vor - einige habe ich erfolgreich positiv verändert, andere sind zäh und fordern mich immer noch
aber ich arbeite nicht mehr an Schwächen, die andere mir anlasten wollen, weil sie mich als Spiegel missbrauchen - das war eine meiner wichtigsten Lektionen. Nachdem ich die gründlich gelernt habe, geht es mir viel besser.
Dein Gedicht hat Witz - gefällt mir!
Gruß von
WurzelFluegel
Liebe @WurzelFluegel ,
danke für deine offene Antwort. Das mag ich: Gescheit und persönlich, persönlich und gescheit.
Du stellst viele Beiträge ein, aber ich weiss wenig über deine Person. Ich stelle mir vor, da ist eine Art Panzer, mit dem du dich schützen willst. Wovor? Z. B. unterzeichnest du immer mit dinem Nickname, was ja auch einen Abstand bedeutet.
Alles Gute und bis demnächst
Christoph
lieber Christoph,
du widersprichst dir gerade selbst ganz herrlich 😊
du nennst meine Antwort persönlich (ist sie auch!) und meinst gleichzeitig, dass du nichts über meine Person weißt 😉
deine Vorstellungen, verstellen dir vlt. den Blick, mein Nickname ist es vermutlich nicht
lass es dir so gut wie möglich gehen
WurzelFluegel
@WurzelFluegel
Es geht nicht um die Schönheit oder Verständlichkeit deines Nicknames, sondern darum, dass du immer nur mit deinem Nick unterzeichnest und nicht persönlich mit deinem Vornamen.
Das kann kein Zufall sein.
Danke @ Manfred,
wunderbar und gut durchdacht, wie Immer!
Wenn ich nur 10% solcher Weisheiten auf Lager hätte.
Viel denken und philosophieren, ja - aber zu Papier bringen
leider nein.
Dankeschön lieber Manfred!
Liebe Grüße,
Ursel
@Urseli
Und mir armen Würstchen schickst du keine Grüsse. Da zeige ich mich mal von meiner besten Seite und grüsse dich mit allen guten Wünschen
Christoph
Was man am Andern sieht, ist Reflektionsmasse; was wir bei uns selbst vorfinden, ist innere Beeinflussung. Da hat es der Abstand unterschiedlich schwer.
Lieber @Manfred36,
du sprichst manchmal ungeheuer gelehrt. Aber obwohl ich auch nicht besonders doof bin, verstehe ich dich nicht (wie hier in diesem Beitrag)
@silesio
Ich wollte eigentlich nichts Anderes agen als du auch. Nämlich, dass ich Andere leichter von außen sehe als mich selbst.
Ich glaube, einerseits könnte es sich um die in der Psychologie bekannte Erscheinung handeln, dass man nämlich eigene Nachteile gerne (und oft unbewusst) den Anderen zuschreibt; die Projektion also. Andererseits kann uns auch das stören, was wir selber nicht haben (und haben wollten). Gerade heute habe ich in einer pop-psychologischen Zeitschrift (nicht ganz doof aber) gelesen, dass Menschen, die als Kinder zu wenig Aufmerksamkeit und Lob genossen haben, die können nur schwer die Zufriedenheit bei Anderen vertragen. Da könnte ich in meiner Familie mindestens zwei Beispiele dafür nennen. Meine Zufriedenheit = Krach. :)
Und ich suchte auch einen Zusammenhang mit der Zeit - und so etwas gefunden: Dass es mit der Zeit kaum anders wird. :)
Mit Grüßen
Christine