Die verlorene Menschlichkeit
Nichts ist mehr so, wie es scheint. Unter allem Schönen liegen Diebe, Lügner und Mörder. Die bunte Wiese auf der ich stehe, ist untergraben von Rohren, die die Menschlichkeit und das Leben aussaugen. Vom kleinsten Käfer, vom kleinsten Wurm bis hin zum blinden Maulwurf, wird alles tot gemacht. Man hört, dass es nur deshalb geschieht, damit die Wirtschaftskraft steigt, die Menschen Arbeit haben und wir uns dann mehr leisten können. All die Jahre höre ich schon vom Wirtschaftsaufschwung. Und all die Jahre beobachte ich die zunehmende umsichgreifende Armut. Wer ist denn "wir"? Wer kann sich denn nun mehr leisten? Für wen wird denn Leben getötet und die Umwelt zerstört? Auch ich kann mir immer weniger leisten. Doch ich wäre gerne arm, würde mir gerne weniger leisten, wenn ich wüsste, dass mehr Gerechtigkeit herrschte unter allen Menschen und dass auf und in der Wiese des Lebens nicht gemordet, gelogen und betrogen werden würde, und dass das Leben leben darf.
Oh, ab und zu bekommen einige Menschen dann ein paar Euro in die klamme Kasse geworfen. Sie sollen das Gefühl haben, nicht vergessen worden zu sein. Zudem soll den anderen, die noch etwas mehr Geld zum Leben haben zeigen, wo ihr Geld, ihre bezahlten Steuern landen. Viele Leute glauben, dass es ihr Geld ist, welches im Armenbeutel landet. Arme sind Schmarotzer, die froh sein sollten, dass ihnen geholfen wird (...hätte ich genauso gedacht, wenn es mir finanziell besser ginge)? Jedenfalls dienen diese sogenannten Schmarotzer als Abschreckung, und jeder kämpft mit Ellbogen, Hinterhalt und List, um nicht auch zu denen zu gehören. Lieber soll es einen anderen treffen. Man lügt, man mobbt, man diffamiert die eigenen Kollegen, kriecht in den A...sch des Chefs um zu verhindern, dass andere es vorher tun. Jeder Strohhalm ist dann recht um am seidenen Faden des trügerischen Wohlstandes hängen zu bleiben. Und wer es nicht schafft, der ist der Verlierer und wird der Schmarotzer, der einem das Geld aus der Tasche zieht.
Seltsam, dass nur nach unten geschaut und getreten wird, obwohl doch über unseren Köpfen das Spiel Monopoly gespielt wird. Da sitzen dann welche, die sitzen so weit oben, dass einem schwindelig wird und betrachten die da unten wie Spielfiguren. Jeder darf dreimal würfeln, dann darf er Figuren bewegen. Sind sie gewinnbringend aufgestellt? Passt die Strategie? Oder muss man sie wieder mit ein paar Scheinchen dazu bringen, sich gewinnbringend zu verhalten? Vielleicht ist es aber auch besser, ein paar Stolpersteine hinzulegen? - Ach ja, da gibt es doch noch die Katastrophen, - die hausgemachten und die, die von der Natur gemacht werden. Die, die da oben sitzen, versuchen dann, auch aus diesen Ereignissen Gewinn zu schlagen. Das geht, wenn man die richtige Strategie erkennt. Das kann man in diesem Spiel ohne weiteres tun.
- Und die Figuren da unten, die schauen und treten noch immer nach unten und ahnen nicht, dass sie nur Figuren sind.
Und doch gibt es immer wieder ein paar von ihnen, die sich einfach nicht schieben und setzen lassen wollen, sondern den Blick nach oben richten und versuchen, dieses Spiel zu stören. Sie werden sogar aufmüpfig und versuchen, die anderen Figuren dazu zu bewegen, ebenfalls nach oben zu schauen, statt immer nur nach unten. - Aber wie schon gesagt, da sitzen welche, die sitzen so weit oben, dass einem schwindelig wird und man sich ohnmächtig und benommen einfach wieder hinsetzt.
Kommentare (5)
Liebe Marita,
ja, wir könnten gut einen "Neo" oder einen "Morpheus"
gebrauchen, um dieses komplexe Spiel zu retten. Aber leider existieren diese Helden nur im Science-Fiction-Film "Matrix."
L.G.
Rosi65
Liebe Naturella,
ist es wirklich so schlimm ? Oder war Dir alles (mal wieder) zu viel?
Da möche ja man am liebsten "aussteigen"- wenn denn das so einfach wäre.
Einen Gruß nach Lübeck-
ich habe familiäre Bande nach da..
Angelika