die Kettenbrücke...
...im Wörlitzer-Gartenpark, in Sachsen-Anhalt, Dessau zugehörig.
1959 war es...nach 7 Jahren in die Heimat zurückgekehrt und wir, meine Großcousine und ich durchstreiften das "alte" Gelände.
Meine Großtante und Onkel Hans feierten "Silberne Hochzeit", da muß das Monchen dabei sein. Monchen nannten sie mich - dafür kann ich nichts.
Die Einreisepapiere hatte ich in der Hand, der Grenzübergang mit den Kontrollen war wirklich Nervensache - hatte ich doch Musikcassetten dabei.
Das Flintenweib kam dem Abteil immer näher, ich hörte ihre Stimme, den Text und das gesamte Gehabe. Ich fiel in mich zusammen - öffnete das Fenster und schmiß alles raus.
Die Frau, die mir gegenüber saß, faßte mich an und beruhigte mich.
Mein Verständnis war kurz eingeschränkt...doch, jetzt hieß es kämpfen,
Und das soll meine Heimat sein?
Ich kämpfte um meine Rechte, die mir dort hinterlassen waren.
Ein Testament, eine Urkunde über ein Grundstück meiner Großeltern, ein unbefriedigendes Dokument über die Zusage des Jugenamtes über meine "Auswanderung". Ich war eine Vollwaise in der DDR . Und so behandelte man mich auch. Ein "Nichts".
Doch dieses "Nichts" aus dem Westen soll jetzt die Klappe halten?
Und nun kam die Kettenbrücke ins Spiel..
In Hell-grau-weiß gestreiften, selbst genähten schlanken Hosen, mit
einem scharlachroten Blouson bestieg ich die Kettenbrücke im Wörlitzer-Park. In Kinderzeiten schon öfters gemacht - doch diesmal schwankte sie und mein Schritt paßte nicht und ich fiel hin.
Auch kein Problem - doch meine wertvolle Hose hatte sich einen Triangel eingefangen.
Meine Großcousine war mit Nadel und Faden schnell zur Hand, ich legte alle Künste des Kunststopfens an und doch, die Hose hatte eine Macke.
Wenn das Tante Elschen sieht, die bringt mich um.........
Was man eben so denkt..doch sie sah es in der Feierlaune nicht.
Ich beruhigte mich damit, daß ich dafür bezahlt hatte.
Doch das Drama der Kettebrücke ging noch weiter - Tante Elschen ist auch hingefallen - hatte ein dickes Knie und spielte es herunter.
Hol mir dieses oder jenes, so ging es den ganzen Tag.
Ich zog um...zu meiner Großtante Anna, die zwar nicht mehr richtig tickte, aber doch ein Wunderwerk von Einfallsreichtum war.
Wir zogen durch die Stadt auf wundersame Art - immer ein bißchen in Vergangenheit und Realität. Es war schön. Tante Anna mußte man liebn, sie war ehrlich in ihren Gefühlen.
Und eines Tages kam der Wunsch von ihr: laß uns doch mal nach Wörlitz fahren. Ich möchte nochmal auf die Kettenbrücke und in den Stein. Oohh, ich war in Bedrängnis - der Stein geht ja noch, wer es nicht kennt: Ein riesiger Vulkanstein und innen mit Laufwegen ausgehölt,
nicht gewachssen, sondern hinbewegt. Mit einem Wassergraben umgeben und mit Fähre zu erreichen - romantisch, mystisch angehaucht.
Ein liebenswertes Objekt der gesamten Anlage.
Und Tante Anna hoppste in die Fähre rein... zwei Schritte auf der anderen Seite und schon kam der Schrei: welcher Hund hat hier hingeschissen?
Ton zurück: Hunde dürfen hier nicht drauf.........zurück blieben Fragezeichen.
Es war trotzallem eine Heimkehr, wie ich sie kannte und ich war wieder zuhause.
Der Abschied fiel ziemlich schwer.......
ein vermissendes Finchen
mit lieben Gruß
1959 war es...nach 7 Jahren in die Heimat zurückgekehrt und wir, meine Großcousine und ich durchstreiften das "alte" Gelände.
Meine Großtante und Onkel Hans feierten "Silberne Hochzeit", da muß das Monchen dabei sein. Monchen nannten sie mich - dafür kann ich nichts.
Die Einreisepapiere hatte ich in der Hand, der Grenzübergang mit den Kontrollen war wirklich Nervensache - hatte ich doch Musikcassetten dabei.
Das Flintenweib kam dem Abteil immer näher, ich hörte ihre Stimme, den Text und das gesamte Gehabe. Ich fiel in mich zusammen - öffnete das Fenster und schmiß alles raus.
Die Frau, die mir gegenüber saß, faßte mich an und beruhigte mich.
Mein Verständnis war kurz eingeschränkt...doch, jetzt hieß es kämpfen,
Und das soll meine Heimat sein?
Ich kämpfte um meine Rechte, die mir dort hinterlassen waren.
Ein Testament, eine Urkunde über ein Grundstück meiner Großeltern, ein unbefriedigendes Dokument über die Zusage des Jugenamtes über meine "Auswanderung". Ich war eine Vollwaise in der DDR . Und so behandelte man mich auch. Ein "Nichts".
Doch dieses "Nichts" aus dem Westen soll jetzt die Klappe halten?
Und nun kam die Kettenbrücke ins Spiel..
In Hell-grau-weiß gestreiften, selbst genähten schlanken Hosen, mit
einem scharlachroten Blouson bestieg ich die Kettenbrücke im Wörlitzer-Park. In Kinderzeiten schon öfters gemacht - doch diesmal schwankte sie und mein Schritt paßte nicht und ich fiel hin.
Auch kein Problem - doch meine wertvolle Hose hatte sich einen Triangel eingefangen.
Meine Großcousine war mit Nadel und Faden schnell zur Hand, ich legte alle Künste des Kunststopfens an und doch, die Hose hatte eine Macke.
Wenn das Tante Elschen sieht, die bringt mich um.........
Was man eben so denkt..doch sie sah es in der Feierlaune nicht.
Ich beruhigte mich damit, daß ich dafür bezahlt hatte.
Doch das Drama der Kettebrücke ging noch weiter - Tante Elschen ist auch hingefallen - hatte ein dickes Knie und spielte es herunter.
Hol mir dieses oder jenes, so ging es den ganzen Tag.
Ich zog um...zu meiner Großtante Anna, die zwar nicht mehr richtig tickte, aber doch ein Wunderwerk von Einfallsreichtum war.
Wir zogen durch die Stadt auf wundersame Art - immer ein bißchen in Vergangenheit und Realität. Es war schön. Tante Anna mußte man liebn, sie war ehrlich in ihren Gefühlen.
Und eines Tages kam der Wunsch von ihr: laß uns doch mal nach Wörlitz fahren. Ich möchte nochmal auf die Kettenbrücke und in den Stein. Oohh, ich war in Bedrängnis - der Stein geht ja noch, wer es nicht kennt: Ein riesiger Vulkanstein und innen mit Laufwegen ausgehölt,
nicht gewachssen, sondern hinbewegt. Mit einem Wassergraben umgeben und mit Fähre zu erreichen - romantisch, mystisch angehaucht.
Ein liebenswertes Objekt der gesamten Anlage.
Und Tante Anna hoppste in die Fähre rein... zwei Schritte auf der anderen Seite und schon kam der Schrei: welcher Hund hat hier hingeschissen?
Ton zurück: Hunde dürfen hier nicht drauf.........zurück blieben Fragezeichen.
Es war trotzallem eine Heimkehr, wie ich sie kannte und ich war wieder zuhause.
Der Abschied fiel ziemlich schwer.......
ein vermissendes Finchen
mit lieben Gruß
Kommentare (4)
Traute
In Deiner Heimat machten wir immer Rast, wenn wir auf den Landstraßen vom Karl-Marx-Stadt nach Hagenow fuhren.
Es war eine Pause mit Augenschmaus.Nach diesem einmaligen Kulturdenkmal fuhren wir mit unserem Auto mit der Fähre über die Elbe.Es war ein besonderer Wunsch eines damals mir nahe-stehenden Herrn.(gestorben)
Das Stückchen und die Dübener Heide haben wir uns öfter gegönnt.
Es war ein Vergnügen Dein Erlebnis zu lesen und wie immer kommen die eigenen Erfahrungen aus der Zeit zum Vorschein, an die ich jahrelang nicht mehr dachte. Danke für den Erinnerungsschups,
sagt Traute freundlich
Es war eine Pause mit Augenschmaus.Nach diesem einmaligen Kulturdenkmal fuhren wir mit unserem Auto mit der Fähre über die Elbe.Es war ein besonderer Wunsch eines damals mir nahe-stehenden Herrn.(gestorben)
Das Stückchen und die Dübener Heide haben wir uns öfter gegönnt.
Es war ein Vergnügen Dein Erlebnis zu lesen und wie immer kommen die eigenen Erfahrungen aus der Zeit zum Vorschein, an die ich jahrelang nicht mehr dachte. Danke für den Erinnerungsschups,
sagt Traute freundlich
finchen
ich bin ganz stolz auf Dich, daß Du mit soviel Liebenswürdigkeit über meine alte Heimat schreibst und dokumentierst. Ich danke Dir dafür. Ich bin ganz gerührt, würde ich mal sagen......es hängt noch immer nach.
Eigentlich kann ich stolz sein, daß ich diese Geschichten hier veröffentlichen kann.
Lang, lang ist's her, doch das Gedächtnis vergißt es nicht.
Mit ganz lieben Grüßen
Dein Moni-Finchen
Eigentlich kann ich stolz sein, daß ich diese Geschichten hier veröffentlichen kann.
Lang, lang ist's her, doch das Gedächtnis vergißt es nicht.
Mit ganz lieben Grüßen
Dein Moni-Finchen
ladybird
Der Wörlitzer Park hat mehr Brücken....als die Kettenbrücke...
Deine Finchen-story ist so typisch, wie auch das Hineinfallen !! Köstlich wars zu lesen.
Wir haben jetzt diesen Park besucht und auch eine Gondelfahrt gemacht, einmalig schön
unsere neuen Bundesländer sind eine wahre Bereicherung für uns.
Die Grenzfahrten durch den Schlauch nach Berlin,bleiben unvergesslich, wie auch in die Reisen in die EX-DDR.
Wir sind glücklich, daß wir diese "Neuzeit" ohne Grenze noch erleben dürfen und auch so unblutig geschah.
Danke für die Erinnerung an den Park, wo wir auch gerne waren,
herzlichst Deine Renate
Deine Finchen-story ist so typisch, wie auch das Hineinfallen !! Köstlich wars zu lesen.
Wir haben jetzt diesen Park besucht und auch eine Gondelfahrt gemacht, einmalig schön
unsere neuen Bundesländer sind eine wahre Bereicherung für uns.
Die Grenzfahrten durch den Schlauch nach Berlin,bleiben unvergesslich, wie auch in die Reisen in die EX-DDR.
Wir sind glücklich, daß wir diese "Neuzeit" ohne Grenze noch erleben dürfen und auch so unblutig geschah.
Danke für die Erinnerung an den Park, wo wir auch gerne waren,
herzlichst Deine Renate
die Kettenbrücke habe ich auch noch in guter Erinnerung ...
zu unserem realen Treffen, letztes Jahr in Magdeburg, wurde der Wunsch geäußert ... das Tages-Treffen in diesem Jahr in Wörlitz auszurichten ...
ich lasse mich überraschen ... die Digi wartet auf ihren Einsatz ...
lieben Abendgruß
Monika