Die Kerze
... Für Kerzen kann es beides geben:
Ein langes, jahrelanges Leben,
ein kurzes, ein paar Stunden lang,
Aufflackern, Leuchten, Untergang.
... Da liegen sie vielleicht herum
im bunten Sammelsurium,
geruhsam, ungestört, gemütlich,
behaglich, sorgenfrei und friedlich,
doch ohne Nutzen, ohne Sinn.
Gleichmässig fliesst das Leben hin.
Nichts ändert sich, es ist bequem,
sie bleiben schön wie ehedem,
lnagweilen sich, erstarren, dösen.
Wird irgendjemand sie erlösen?
Anscheinend will sie keiner haben.
Vergraben sind sie, fast begraben.
... Doch eine Kerze möchte brennen.
darin kann sie sich selbst erkennen,
Sobald sie leuchtet, wärmt und raucht,
wird allen klar: Sie wird gebraucht.
Zwar schrumpft sie ständig dabei ein,
wird unansehnlich, schwach und klein.
Doch will sie sich nicht selber schonen.
Sie möchte sich für andre lohnen.
Nicht haben will sie, sondern geben
ein Stück von sich, ihr ganzes Leben,
Sehnsüchte, Lachen, Herzlichkeit,
Bemühn, Versagen, Lust und Leid.
Sie fragt nicht: Werde ich geliebt.
Sie lebt, indem sie Leben gibt.
... Schon einer Kerze kann´s gelingen,
Licht in die Dunkelheit zu bringen,
und brennen mehrere zugleich,
dann ist es wie ihm Himmelreich.
Kommentare (4)
Wunderbar beschrieben, wie sich das Leben der Kerzen mit dem unseren vergleichen lässt.
lg Flo
Grandioses Gedicht bis auf den kleinen Rechtschreibfehler in der 13. Zeile. ;-)
Aber der ist durchaus verzeihbar. :-D
Möge deine Kerze lange brennen, damit wir noch mehr so schöne Gedichte zu lesen bekommen. Ich freu mich schon daarauf noch mehr von dir zu lesen.
Ich kann mir nicht helfen, lieber silesio, irgendwie haben die Kerzen in deinem Gedicht eine gewisse Ähnlichkeiten mit den Menschen , aber das ist sicher rein zufällig . Ich habe dein Gedicht sehr gerne gelesen und es gefällt mir ausgesprochen gut.
Herzlichen Gruß
Roxanna
An Susan: Rechtschreibefehler in der vorletzten Zeile. Aber grossmütig, wie ich nun einmal bin, verzeihe ich ihn