Die Angst des Autors vor dem ersten Satz.




Bei größeren Vorhaben erfordert der erste Schritt, das erste Wort, immer eine gewisse Überwindung.

Besonders, wenn es sich um das Vorhaben handelt, ein Buch zu schreiben, oder ein Magazin herauszugeben.

Egal, wozu man sich entschlossen hat; das leere Blatt Papier starrt einen herausfordernd an. Früher hatten es die Autoren leichter. Sind die ersten Worte misslungen, konnte man seiner Enttäuschung Luft machen, indem man es einfach aus der Maschine riss, zerknüllte und in den Papierkorb warf, wenn man ihn traf!
Heute kann man höchstens die Maus zerbeißen, oder den Stecker ziehen.


Die tägliche Flut der erscheinenden Bücher und Magazine sollte einem eigentlich Mut machen. Das Gegenteil ist der Fall. Wer liest denn all diese Bücher, die laufend erscheinen und vor allem, w a s wollen die Leute lesen?

Nach eingehender Erforschung der menschlichen Seele und da vor allem jener in meiner unmittelbaren Umgebung, kam ich zu folgendem Schluss.

Im Falle von bunten Magazinen oder der Yellow-Press lesen die Menschen gerne über irgendwelche Skandale die vermeintlich die Menschheit erschüttern und da möglichst Alles und in allen schmutzigen Details.
Am liebsten mit „geheimen“ Bildern von nackter Haut und, oh welch ein angenehmer Schock, mit fremden Fingern in knappen Bikinihöschen.
Wem gehört die Hand, wem das Höschen?

Auch „Wer mit Wem?“ ist ein beliebtes Thema. Sowie „One-Night-Stands“ von mehr oder weniger wichtigen oder gewichtigen Persönlichkeiten, werden sofort in allen Facetten beschrieben und besprochen.

Neiderfüllt starren Männer auf Bilder hörbar aufheulender Boliden, geschmückt mit fast nackten Mädchen, mit noch nie gesehener Oberweite dank der Erfindung des Silikonbusens. Wo sind denn all diese, in Fitness-Studios gezüchteten weiblichen Exemplare der menschlichen Rasse eigentlich in unserem täglichen Umfeld?
Können die auch sprechen, oder nur lächeln? Ist aber schlussendlich auch egal.

Der tiefe Sturz irgendwohin ins dunkle Nichts von Stars, oder bisher scheinbar unantastbaren Politikern verursacht kalte Schauer am Rücken und zaubert nicht selten ein schadenfrohes Lächeln ins Gesicht. Hat man es nicht schon lange vorausgeahnt, ja gewusst, dass da was nicht mit rechten Dingen zugehen kann?
Man lehnt sich genüsslich zurück und genießt seinen Triumph im Geheimen.
Darüber zu schreiben, braucht es aber auch ein gewisses Maß an Freude am Leid der anderen, oder zumindest eine gesunde Portion Schadenfreude und Sensationslust. Die haben aber die meisten Menschen sowieso!
Nicht wir, sondern die anderen selbstverständlich!

Man kann sich aber auch vornehmen, ein Buch zu schreiben. Das bringt vermutlich mehr Ehr´, Selbstachtung, Ruhm und Geld. Selbstverständlich aber nur dann, wenn man einen Verleger findet! Wie viele Literatur-Nobelpreisträger aufgrund dieses Problems leider nie zu dieser Auszeichnung kamen, wird ewig im Dunkeln liegen. Zum anderen ist der Menschheit an geistigen Ergüssen, die nun in Schubladen vor sich hinschlummern, viel erspart geblieben

Ein neues Buch!
Und schon raunt die Öffentlichkeit und hier besonders die weibliche:
„Waaaaaas, ein neues Buch über den großen Tenor ist erschienen, mit all seinen „heimlichen“ Liebesgeschichten, die nun aber in allen Details öffentlich sind! Welch ein Ereignis, er signiert es auch persönlich und man kann ihm zehn Sekunden in die strahlenden Augen schauen, den eigenen Namen nennen und sich dem Gefühl hinzugeben, er beachtet uns.
Man kann sich auch ausmalen, was wäre wenn...? Aber schon wird man abgedrängt und er strahlt genauso intensiv den Nächsten an. Alles Routine.

Sensationen sind es, die die Welt bewegen. Aber Sensationen die uns unmittelbar berühren, nicht solche, die irgendwo weit weg in der Welt geschehen und Tausenden das Leben kosten, die wir schließlich gar nicht kennen.
Oder vielleicht gar Berichte über Amöben die im tiefen Meer entdeckt wurden und der erste Baustein der Menschheit sein sollen. Ist doch gar nicht so interessant, wir haben ja schon die Affen und das genügt uns völlig.

Und wo ist nun der nächste Skandal?

Keine Bange, bis zur nächsten Ausgabe des Magazins oder dem nächsten Buch wird sich sicher was finden!

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